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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Stein. Ein Mal, zwei Mal schlag ich gegen die Felsen, immer noch unter Wasser. Werd hin und her geschleudert.
    Dann tauch ich wieder auf. Schnapp nach Luft, spuck Wasser aus. Hab Sand im Mund, auf der Zunge. Kann mich nirgendwo festhalten. Kann nur versuchen, den Kopf über Wasser zu halten.
    Die Strömung reißt mich flussabwärts.
    Dieses Tosen, das ich da hör … es wird lauter. Und noch lauter.
    Und jetzt weiß ich auch wieder, wo ich das Geräusch schon mal gehört hab. In Darktrees. An dem Tag, an dem Maev und ich schwimmen gegangen sind.
    Da bleibt mir das Herz stehen. Jetzt weiß ich nämlich, was das bedeutet.
    Da vor mir ist ein Wasserfall.

    J ack! Ich brüll seinen Namen, so laut ich kann. Jaaaack!
    Der Wasserfall tost immer lauter. Der Fluss ist aufgewühlt, schlammiges Wasser spritzt überall in die Luft.
    Vor mir kommt wieder ein Fels. Genau in der Flussmitte. Er ist breit und flach. Nicht zu hoch. Vielleicht kann ich mich da raufziehen. Aber er ist auch glatt. Man kann sich nirgendwo festhalten.
    Jetzt bin ich da. Ich streck die Hand aus. Nein! Ich treib am Felsen vorbei. Ich kann den Wasserfall schon spüren. Er zerrt an mein Beinen. Ich werf den Arm zurück. Über den Kopf. Greif in die Luft. Greif blind nach irgendwas. Da! Meine Hand schließt sich um irgendwas. Fast kugelt es mir den Arm aus.
    Ich halt an.
    Ich treib nicht mehr weiter.
    Ich wart einen Augenblick und versuch, wieder zu Atem zu kommen. Um mich rum braust weiter der Fluss, zerrt an meinen Beinen, will mich unbedingt von meinem Halt losreißen und über den Rand vom Wasserfall stürzen.
    Aber ich halt mich fest. Klammer mich mit dem Arm überm Kopf an irgendwas ziemlich Stabiles. An ein Stück Metall, das aus dem Felsen guckt. Kalt. Rau. Stabil. Mit einem Ruck dreh ich mich um und halt mich auch mit der anderen Hand dran fest. Schaff es mit letzter Kraft, mich ganz langsam aus dem Wasser auf den Felsen raufzuziehen.
    Da lieg ich dann. Und schnapp nach Luft.
    Der Regen prasselt auf mich runter, aber ich achte kaum darauf. Nach einer Weile heb ich den Kopf, weil ich sehen will, was mich gerettet hat. Ein Eisenhaken. Rau und verrostet. Was der hier in diesem Felsen mitten im Fluss über dem Wasserfall macht und wer ihn da reinbugsiert hat, werd ich wohl nie erfahren. Ich bin einfach bloß froh, dass er da ist.
    Ich setz mich auf, ohne den Eisenhaken loszulassen. Dann späh ich unwillkürlich über den Rand, weil ich sehen will, wie nahe ich dran bin.
    Und fang an zu zittern.
    Weil mein Glücksfels nämlich überm Rand vom Wasserfall hängt.

    U nter mir stürzt das Wasser tosend in die Tiefe.
    Meine Eingeweide krampfen sich zusammen. Ich krabbel vom Rand weg.
    Ich sitz auf einem Felsen. Oben an einem Wasserfall. Mitten im Fluss. Ohne Ausweg.
    Ich guck nach unten.
    Das Wasser um mich rum steigt immer noch.
    Wenn es weiter steigt, werd ich über den Rand geschwemmt. Ich hab keine Ahnung, wie tief der Wasserfall ist.
    Mir klappern die Zähne, so kalt ist mir. Oder vielleicht auch wegen dem Schrecken. Ich kauer mich in die Mitte vom Fels. Zieh die Knie an die Brust.
    Saba! Saba! Wo bist du?
    Mein Herz macht einen Purzelbaum. Eine Stimme. Vom Regen gedämpft, aber –
    Ich guck in den dichten Regen, versuch zu erkennen, wo die Stimme herkommt.
    Dann seh ich ihn. Er schwimmt im Fluss und wird von der Strömung mitgerissen. Unter den Armen ist ein Seil um seinen Körper gebunden.
    Jack!, schreie ich. Ich knie mich hin und wink. Jack! Hier drüben!
    Er entdeckt mich.
    Gleich darauf kommt er unter mir an. Ich halt mich mit einer Hand am Eisenhaken fest und streck ihm die andere hin.
    Er packt sie. Ich zieh, und er krabbelt neben mich auf den Felsen. Zieht das überschüssige Seil aus dem Wasser und lässt es neben sich auf den Felsen fallen.
    Das war knapp, sagt er.
    Keuchend sitzt er da.
    Jack! Ich werf die Arme um ihn. Ich zitter am ganzen Körper. Ich bin noch nie im Leben so froh gewesen, jemand zu sehen!, sag ich.
    Er schüttelt mich ab. Kneift die Augen zusammen und guckt mich an. Was ist passiert?
    Ich hab meine … Halskette verloren, sag ich. Bin zurückgegangen, um sie zu holen. Dann hab ich den Halt verloren und … Tja. Hier sitz ich jetzt.
    Zuerst sagt er nichts dazu. Dann: Hast du deine Halskette gefunden?
    Ich spür, wie der Herzstein auf der Haut an meinem Knöchel brennt, wo ich ihn in meinen Stiefel geschoben habe. Ja, sag ich.
    Gut, sagt er. Dann war’s wenigstens nicht umsonst. Tja. So sehr ich es genieße, hier zu

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