Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
schon an. Fehler. Heiße Silberaugen. Die für mich brennen. Mein Herz macht einen Purzelbaum.
    Er beugt den Kopf zu mir runter. Bleib bei mir. Er flüstert es mir ins Ohr. Nur ein Weilchen.
    Ich … ich muss gehen, sag ich.
    Bitte, sagt er.
    Sein Atem federleicht auf meiner Haut. Sein warmer Geruch nach Jack. Ich merk, wie ich schwach werd. Gefährlich. Das … was ich fühl, wenn ich ihm nahe bin … das ist gefährlich. Ich zieh ihm meine Hand weg.
    Nein, sag ich. Ich … ich kann nicht. Gute Nacht, Jack.
    Ich schlüpf an ihm vorbei. Muss weg hier. Kann gar nicht schnell genug laufen.
    Er antwortet nicht.

    D ie weißglühende Sonne brennt schon den ganzen Tag gnadenlos auf unsere Köpfe runter. Gegen Mittag ist der Weg steil und felsig geworden. Wir haben absteigen müssen, und seitdem führen wir die Pferde und klettern. Wir wollen zu einem Pass hoch oben in den Bergen – der letzte große Aufstieg, bevor wir nach Freedom Fields kommen. Jack sagt, er will da sein, bevor es dunkel wird. Aber auf dem Gelände hier kommen wir nur langsam voran.
    Je höher wir kommen, desto heißer wird es, sogar jetzt noch, wo der Tag langsam zu Ende geht. Es gibt keinen Schutz gegen die Sonne, gar keinen. Nicht mal einen vereinzelten Baum, der ein bisschen Schatten werfen würd.
    Als wir tagelang im Nebel festgehangen haben, hätt ich nie gedacht, dass ich mich mal nach seiner schweren feuchten Kälte sehnen würd. Aber jetzt tu ich’s.
    Em fällt immer weiter zurück, und ich brems mich, um bei ihr zu bleiben. Aber sie wird immer noch langsamer. Ich guck mich um. Mit schweren Beinen schleppt sie sich dahin. Sie sieht so blass und erschöpft aus. Ich wart auf sie. Der Schweiß läuft mir übers Gesicht, brennt mir in den Augen. Mit einem Zipfel von meinem Shemag wisch ich ihn ab.
    Ich hab so einen Durst, sagt sie, als sie bei mir ankommt.
    Wasserschlauch leer? Sie nickt. Setz dich hin, sag ich.
    Sie lässt sich auf einen Felsen plumpsen. Ich mach meinen Wasserschlauch auf und halt ihn ihr an die Lippen. Sie saugt heftig dran, schluckt, so viel sie kann. Es läuft ihr übers Kinn und über den Hals, und ich wisch es mit einem Zipfel von meinem Hemd ab.
    Sie guckt ein bisschen überrascht. Ich kümmer mich sonst nie um so was … wann sie sich zuletzt gewaschen hat, oder ob ihr Gesicht schmuddelig ist. Nachdem Pa aufgehört hat, sich darum zu kümmern, hat Lugh das übernommen. Ich hab bisher nicht einen Gedanken daran verschwendet. Jetzt guck ich auf sie runter und runzel die Stirn.
    Wann hast du dich eigentlich das letzte Mal gewaschen?, frag ich.
    Jetzt guckt sie richtig verblüfft. Ich weiß nicht, sagt sie.
    Du musst dich regelmäßig waschen, sag ich. Du musst doch anständig aussehen.
    Okay, sagt sie.
    Ich dreh mich um und trink selber einen Schluck Wasser. Verreib einen Tropfen auf meinen trockenen Lippen.
    Die anderen sind schon ein gutes Stück vor uns. Ash dreht sich um, sieht uns, winkt. Sie wölbt die Hände um den Mund.
    Für eine Pause haben wir jetzt keine Zeit!, schreit sie. Jack sagt, wir müssen den Pass schaffen, bevor’s dunkel ist!
    Emmi muss sich ausruhen!, schrei ich zurück.
    Sie kann sich hinterher ausruhen!
    Sie muss sich jetzt ausruhen!
    Ich seh, wie sie sich besprechen. Dann gibt Ike Tommo seine Zügel und kommt zu uns. Neben Emmi geht er in die Hocke.
    Na, Kleine, sagt er. Du hältst dich richtig gut. Soll ich dich huckepack nehmen, bis wir oben sind?
    Sie nickt, guckt ihm aber nicht in die Augen. Sie mag Ike, aber er schüchtert sie ein bisschen ein. Wahrscheinlich, weil er so groß ist und sie so klein.
    Na, dann komm, sagt er. Hüpf rauf. Sie klettert ihm auf den Rücken.
    Danke, Ike, sag ich.
    Wir müssen den Pass erreichen, bevor’s dunkel ist, sagt er.
    Ich weiß, sag ich. Ich hab’s die ersten hundert Mal auch schon gehört.
    Er guckt zum Himmel hoch. Das Licht wird schon weicher, färbt sich golden. Das wird knapp, murmelt er.
    Ike geht weiter den Berg hoch, und Emmi hängt wie eine Spinne auf seinem Rücken. Kaum zu glauben, wie schnell er sich einen Weg zwischen den Felsen durch bahnt. Als ob Emmi gar nichts wiegen würde. Aber für einen so großen Mann ist das wohl auch so.
    Ich trink einen letzten Schluck Wasser. Dann nehm ich Hermes’ Zügel und geh Ike hinterher, so schnell ich kann.

    A ls ich oben ankomm, warten sie schon alle auf mich. Emmi wirft mir einen schnellen Blick zu, sonst guckt keiner zu mir. Sie starren alle auf irgendwas, was vor ihnen ist.
    Was ist los?, frag

Weitere Kostenlose Bücher