Dying for You - Gefangen Im Albtraum
erklärtes Ziel war es, die gierigen Finanzgötter Amecas von ihrem Thron zu stoßen. Er sah nicht gefährlich aus, sondern eher wie der klischeehafte zerstreute Professor mit grauem Haar, altmodischer Brille und abgetragenem Anzug, der etwas zu groß war für seine schlaksige, hochgeschossene Figur.
„Ich gehe davon aus, dass Sie im Vorfeld zahlreiche Informationen über Ameca eingeholt und auch die Herren Felipe Delgado und Tomas Castillo sowie ihre Ölfirmen überprüft haben“, sagte Salazar. „Ich weiß, dass Sie die größte Gönnerin des Vereins Helping Hands sind, richtig?“ Er nickte, wartete aber ihre Antwort nicht ab. „Sie sind eine sehr wohlhabende Frau, und Sie haben ein großes Herz. Sie möchten mit Ihrem Geld Gutes tun. Mein Volk braucht Hilfe, und ein Geschäftsabkommen zwischen Delgado Oil und Bedell, Inc. wäre ein wichtiger erster Schritt. Wenn Sie dagegen mit Tomas Castillo unterzeichnen, gibt es kaum Hoffnung für die armen und bedürftigen Menschen in Ameca.“
„Senor, ich versichere Ihnen, dass ich eine fundierte Entscheidung treffen werde – eine Entscheidung, die sowohl meiner Firma als auch der Bevölkerung von Ameca zugutekommen wird.“
„Ich hatte die Hoffnung, Felipe und Suelita würden Sie auf unsere Seite ziehen können. Doch nachdem ich darüber informiert wurde, dass Sie heute Abend sehr intensiv mit Senor Castillo gesprochen haben, fühlte ich mich verpflichtet einzugreifen. Castillo kann äußerst charmant sein, ist bei den Frauen sehr beliebt. Und wenn er etwas möchte, dann holt er es sich auch – ohne Rücksicht auf Verluste. Ich möchte Sie vor ihm warnen, Señorita Bedell. Diesem Mann ist nicht zu trauen!“
Lucie stellte fest, dass Cara nicht sofort antwortete, und wusste, dass sie nachdachte. Sicher fragte sie sich in diesem Augenblick, woher Salazar wissen konnte, dass sie einen Großteil des Abends mit Tomas Castillo verbracht hatte. Und wie es Salazar und seine Männer geschafft hatten, an den Wachleuten am Tor vorbeizukommen. Sicher würde auch Cara zu dem Schluss kommen, dass Salazar Informanten im Präsidentenpalast haben musste.
„Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen“, sagte Cara nun. „Und ich sehe auch, dass Sie ein großes Risiko eingegangen sind, um mir Ihre Bedenken persönlich mitzuteilen und mich vor Senor Castillo zu warnen. Doch als Geschäftsfrau ist es meine Pflicht, mir alle Seiten anzuhören, bevor ich eine Entscheidung treffe. Und daher werde ich morgen Mittag mit Senor Castillo zusammenkommen und mir seine Vorschläge anhören.“
„Por que?“, fragte Salazar, offensichtlich verärgert. „Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass andere Menschen ihm vollkommen egal sind. Er ist kein guter Mensch.“
„Ich habe verstanden, was Sie gesagt haben. Und falls Tomas Castillo nicht bereit ist, die von mir gewünschten Klauseln vertraglich zu fixieren, nach denen ein Anteil der Gewinne dem Staat Ameca zugutekommt, werde ich nicht...“
„Ameca zugutekommt? No, Señorita. Seien Sie vorsichtig! Er könnte Ihren Bedingungen zustimmen, aber dem Staat Ameca irgendwelche Gewinne zukommen zu lassen, das bedeutet, dass nur Castillo, Ortega und Konsorten davon profitieren werden!“
Cara berührte beschwichtigend Salazars Hand. Lucie hielt den Atem an. Der Oppositionsführer und radikale Reformer verkrampfte sich kurz, doch er zog seine Hand nicht weg.
„Ich verspreche Ihnen, dass jegliche Entscheidung, die ich treffe, den Menschen in Ameca zugutekommt, die am nötigsten unserer Hilfe bedürfen.“ Nur noch flüsternd fuhr sie fort: „Wenn Castillo morgen bei unserem Gespräch genauso überzeugend auftritt wie bei seinem Flirtversuch heute Abend, kann ich Ihnen versprechen, dass ich auf jeden Fall bei Delgado Oil unterschreibe.“
Salazar seufzte tief, doch er lächelte nicht. Und er dankte Cara auch nicht. Stattdessen wandte er sich abrupt an den Fahrer und wies ihn auf Spanisch an, bei der nächsten Gelegenheit anzuhalten. Der Fahrer fragte Cara um Erlaubnis, und sie bejahte. Nachdem Salazar ausgestiegen war, drehte er sich noch einmal zu Cara um und sah ihr in die Augen.
„Ich werde auf Ihre Entscheidung warten. In unser aller Sinn hoffe ich, dass es die richtige sein wird.“ Dann entfernte er sich und stieg in den Wagen, der hinter dem Rolls-Royce angehalten hatte.
Cara sah Lucie an. „Soll ich das, was er gerade gesagt hat, einfach als seine Meinung erachten oder doch eher als Drohung auffassen?“
„Bei einem Mann wie Salazar ist
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