Dying for You - Gefangen Im Albtraum
finden wir hier, wonach wir suchen.“
Lucie folgte ihrer Auftraggeberin, die sich an diesem Nachmittag eher wie eine Freundin gab. Die Frau wurde ihr immer sympathischer. Sie hatten schon alle möglichen Stände begutachtet – mit Töpferwaren, Gitarren, Spiegeln, Teppichen und hölzernen Masken –, aber das war der erste Stand mit Hüten. Lucie entdeckte sofort einen Hut, den sie haben musste. Es war ein gelber Strohhut mit breiter Krempe und grünem Band. Doch als sie stehen blieben, griff Cara genau nach diesem Hut, setzte ihn auf und drehte sich zu Lucie um.
„Wie finden Sie den?“, wollte sie wissen.
„Perfekt. Passt farblich genau zu Ihrem Outfit.“
Cara sah Lucie einen Moment lang an, dann griff sie nach dem gleichen Modell und setzte ihn Lucie auf den Kopf. „Bitte sehr. Ihnen steht er auch perfekt.“
Beide lachten, als Cara sich an den Händler wandte und sich nach dem Preis erkundigte. Er nannte eine Summe, die nicht unverschämt teuer, aber doch höher war, als Cara erwartet hatte. Also begann sie zu feilschen. Lucie musste grinsen, als sie den Verhandlungen lauschte, die in einem Mischmasch aus Englisch und Spanisch geführt wurden. Schließlich konnten sich Cara und der Verkäufer einigen.
Der restliche Nachmittag verging wie im Fluge, und schließlich waren beide Frauen mit großen Leinentaschen beladen, in denen sich ihre Einkäufe befanden: alles vom Silberarmband bis zur bunt bestickten weißen Bluse.
„Ich bin am Verhungern“, stellte Cara fest. „Sind wir nicht gerade an ein paar Restaurants vorbeigekommen? Neben dem Stand, wo es die Keramik gab?“
„Dieses El Recoveco sah nett aus“, erinnerte sich Lucie. „Ich glaube, da war im Innenhof ein Büffet aufgebaut.“
„Wunderbar! Ich muss vor dem Essen nur noch kurz zur Toilette. Was ist mit Ihnen?“
„Ich auch.“
Cara schmunzelte. „Vermutlich freut sich Jason über ein kleines Pauschen.“
Jason folgte ihnen, als sie vom Markt zurück zum Restaurant gingen. Er wollte vor den Waschräumen auf die beiden warten; Lucie hatte ihn über Funk über ihre Pläne informiert.
Cara und Lucie ließen sich auf der kurzen Warteliste für einen Tisch eintragen, bestellten Getränke und gingen dann gemeinsam in Richtung Toiletten. Die Herrentoilette befand sich links, die Damentoilette rechts, wie die Piktogramme auf den Türen verrieten. Die Wände der schlecht beleuchteten Damentoilette waren zimtrot gestrichen, die beiden Kabinen dunkelgrün und die Decke senfgelb. An einer der beiden Türen hing ein Schild, auf dem stand: fuera de servicio. Außer Betrieb.
„Gehen Sie zuerst!“ Lucie setzte ihre Sonnenbrille ab und steckte sie in die Bluse.
„Nein, gehen Sie ruhig.“ Cara fächerte sich mit ihrem Hut Luft zu und schob sich die Sonnenbrille ins Haar. Sie stellte ihre schweren Taschen ab, legte ihren Hut darauf und holte ihr Handy aus der Handtasche. „Ich rufe inzwischen Felipe und Suelita an und sage ihnen, dass wir nicht zum Abendessen kommen. Ich habe mich heute Nachmittag so gut amüsiert, dass ich unsere Gastgeber ganz vergessen habe!“
Lucie stellte ihre Taschen neben Caras ab, nahm aber ihre Handtasche mit in die Kabine. „Aber verlassen Sie den Raum nicht.“
„Keine Sorge“, versprach Cara. Dann hörte Lucie, wie sie mit Sefior Delgado telefonierte und ihm erklärte, wo sie waren und was sie gemacht hatten.
Hector und Pepe betraten unauffällig hinter Cara Bedells Bodyguard die Herrentoilette. Sie lächelten und nickten dem Amerikaner zu. Nach dem Händewaschen verließ Pepe die Toilette als Erster, während sein Kollege – wie abgesprochen – noch ein paar Minuten wartete. Sie hatten klare Anweisungen. Der Job musste heute durchgezogen werden.
Pepe wartete draußen auf den Bodyguard. Als er aus der Toilette kam, ging er auf ihn zu und sprach ihn mit einem breiten Lächeln an.
Er tippte auf sein Handgelenk. „Ich habe keine Uhr. Können Sie mir vielleicht sagen, wie spät es ist? Meine Frau wird immer sauer, wenn ich mich verspäte.“
Obwohl ihm Pepes Freundlichkeit offensichtlich unangenehm war und er ihm auch verdächtig vorkam, griff Jason nicht automatisch nach seiner Waffe. Während des Ablenkungsmanövers trat nun auch Hector aus der Toilette, stellte sich lautlos hinter Jason und rammte ihm blitzschnell ein Messer in den Rücken, in Nierenhöhe. Pepe fing den Bodyguard auf, als dieser nach vorn kippte. Zusammen beförderten sie den sterbenden Mann durch den Hinterausgang in die kleine Gasse
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