Dying for You - Gefangen Im Albtraum
Castillo vollkommen falsch einschätzen, würde sie auch nur eine Sekunde lang glauben, dass er zu einem ehrlichen Kompromiss zugunsten seiner Landsleute bereit wäre. Nein, dieser Mann hatte anderes im Sinn. Doch leider hatte Cara nicht den geringsten Schimmer, wie sein nächster Schritt aussehen würde.
„Sie können Bedell, Inc. gern ein Angebot unterbreiten“, lächelte Cara freundlich. „Ich werde es berücksichtigen.“
„Muchas gracias. Und nachdem wir nun alles Geschäftliche besprochen haben, machen Sie mir die Freude und gestatten Sie mir, dass ich Ihnen San Luis zeige.“
„Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich befürchte, ich habe bereits andere Pläne“, entgegnete Cara ihm. Lieber eine kleine Notlüge als den restlichen Nachmittag vortäuschen müssen, sie genösse die Zeit mit Tomas. „Vielleicht ein andermal.“
„Darf ich Sie noch zu Ihrem Wagen bringen?“, fragte er.
„Danke, das ist nicht nötig. Ich habe ja meine Leute dabei.“ Sie deutete mit dem Kopf auf den Nebentisch, an dem Lucie und Jason saßen.
Tomas erhob sich geschmeidig, verbeugte sich und sagte mit einem erzwungenen Lächeln: „Ich werde die Stunden zählen, bis ich Sie wiedersehe, Señorita.“
Nachdem er das Restaurant verlassen hatte, trank Cara in Ruhe ihren köstlichen Daiquiri aus und gab ihren Bodyguards dann ein Zeichen. „Der Nachmittag ist frei. Ich würde gerne auf dem Markt ein bisschen einkaufen gehen, auch wenn ich weiß, dass Menschenmassen für Sie ein Problem darstellen. Aber wenn ich die Gelegenheit jetzt nicht wahrnehme, bekomme ich vielleicht keine Chance mehr, das echte San Luis kennenzulernen, bevor ich wieder abreise.“
„Sie sind der Boss“, sagte Jason. „Aber ich schlage vor, Sie geben sich als normale Touristin aus.“
„Das heißt wohl, ich soll den Rolls-Royce stehen lassen und mit dem Taxi oder dem Bus fahren, stimmt’s?“ Cara sehnte sich nach ein paar Stunden Freizeit. Morgen würde sie schon wieder mit Felipe Delgado darüber verhandeln, ob Bedell, Inc. einen lukrativen Geschäftspartner für sein Unternehmen darstellte. Egal, was dabei herauskäme – heute wollte sie sich darüber keine Gedanken machen.
„Sie und Lucie sollten sich umziehen“, riet Jason ihr, „damit man Sie beide für zwei ganz normale amerikanische Urlauberinnen hält. Ich bleibe auf dem Markt im Hintergrund, bin aber immer in der Nähe. Ich werde die Menge im Blick behalten und Lucie sofort informieren, falls mir etwas Außergewöhnliches auffällt.“
„Ich will so einen labberigen Strohhut, eine große Sonnenbrille und Flip-Flops“, sagte Cara. „Was ist denn mit Ihnen, Lucie?“
„Keine Flip-Flops, aber ein großer Strohhut wäre nicht schlecht und ein paar bunte Klamotten.“
Cara hakte sich bei Lucie unter. „Dann wollen wir mal! Suchen Sie sich aus, was Sie wollen – und kümmern Sie sich nicht darum, was es kostet.“
Arturos Handy klingelte. Er checkte auf dem Display, wer der Anrufer war. Josue rief ihn nur in äußerst dringenden Fällen an.
„Guten Tag, mein Freund.“
„Das Paket muss heute zugestellt werden“, sagte Josue. „Der Kunde besteht darauf, dass die Angelegenheit keinen Aufschub duldet.“
„Ich werde keine unnötigen Risiken eingehen. Aber wenn es möglich ist, das Paket noch heute Nachmittag abzuholen, wird das erledigt.“
„Der Kunde möchte gerne über den aktuellen Status informiert werden. Sobald du im Besitz des Pakets bist, melde dich kurz bei mir, sodass ich ihm umgehend Bescheid sagen kann.“
Die Plaza mit dem Markt war nur zwei Häuserblocks entfernt von der Boutique, in der Cara und Lucie ihr neues Outfit erstanden, also gingen sie die kurze Strecke zu Fuß. Auf dem großen Markt gab es einfach alles. Angeblich konnte man hier auch die besten Schnäppchen machen. Cara trug jetzt einen weiten grünen Baumwollrock, eine zitronengelbe Bluse und grüne Flip-Flops. Lucie hatte sich für dieselbe Farbkombination entschieden, trug aber einen gelben Rock, eine grüne Bluse und Sandalen aus hellem, weichem Leder. Ihr Schulterholster hatte sie abgenommen und in ihrer neuen Umhängetasche verstaut. Während sich die beiden Frauen über den Markt schlängelten und immer wieder stehen blieben, folgte ihnen Jason in gemessenem Abstand. Niemand, der ihn sah, würde vermuten, dass er zu den beiden attraktiven amerikanischen Rotschöpfen mit den großen Sonnenbrillen gehörte.
„Sehen Sie mal“, sagte Cara. „An diesem Stand gibt es nur Hüte. Vielleicht
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