Dying for You - Gefangen Im Albtraum
das schwer zu beurteilen“, sagte Lucie vorsichtig. „Aber nach allem, was ich über ihn gelesen habe, ist er nicht gerade ein Mann der bloßen Worte.“
Das Restaurant, in dem Cara mit Tomas Castillo verabredet war, gehörte ohne Zweifel zu den elegantesten und teuersten von San Luis. Das überraschte Lucie nicht. Immerhin versuchte Tomas ja, ihre Chefin zu beeindrucken. Das Gebäude mit Ziegeldach bot Blick aufs Meer, und der Innenhof mit den tropischen Pflanzen, großen Sonnenschirmen und Palmen war hell und luftig. Vom Meer her wehte eine sanfte Brise.
In typischem, überkommenem Machogehabe bestellte Tomas für sie beide. Cara lächelte nachsichtig. Sie wusste, es hätte keinen Zweck zu protestieren. Es war ganz klar: Dieser Mann hatte keine Ahnung, womit man sie wirklich beeindrucken konnte. Er bestellte Garnelencreme, Mousse von Meeresfrüchten, Lammspieße mit Shiitake-Pilzen und einen hervorragenden Wein. Er umgarnte sie während des Essens in wahrer Gentlemanmanier und kam erst auf das Geschäftliche zu sprechen, als sie schon beim Digestif saßen.
Nachdem sie an zwei Haselnuss-Daiquiris genippt hatten, sagte er: „Castillo, Inc. hat Ihnen viel zu bieten – viel mehr als Delgado Oil. Sie kennen doch unser anfängliches Angebot?“
Cara lächelte. „Oh ja. Aber ich muss sagen, mir fehlte da doch einiges, was ich bei einem so umfangreichen Geschäftsabschluss erwarten würde. Einem Abschluss, der nachhaltige Auswirkungen auf unser beider Heimatländer wie auf unser beider Firmen haben wird.“
Tomas runzelte die Stirn, besann sich aber schnell eines Besseren und ersetzte die negative Miene durch ein gewinnendes Lächeln. Er griff nach ihrer Hand. Was war bloß los mit diesem Mann? Dachte er womöglich, er könnte ihre Urteilsfähigkeit beeinflussen, wenn er ihr dauernd die Hand küsste?
Kaum hatte er einen federleichten Kuss auf ihrem Handrücken platziert, machte sie sich los von ihm.
„Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen, dann wird es gemacht“, sagte er.
„Nun: Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, die mit Prozentzahlen zu tun haben und damit, wessen Tankschiffe das Produkt transportieren sollen, stört mich, dass das Land Ameca beziehungsweise die Bevölkerung bei Ihrem Vorschlag nicht berücksichtigt werden. Ich wünsche mir, dass den Menschen aus unserem Vertragsabschluss auch etwas zugutekommt.“
Tomas lachte hohl. „Ich verspreche Ihnen, dass – ganz egal, was man Ihnen über mich erzählt haben mag – mein volles Interesse meinem Land und meinem Volk gilt. Wenn es für Sie ein Dealbreaker ist, wenn das amecanische Volk keinen Vorteil aus unserem Geschäft zieht, veranlasse ich unsere Anwälte gern, eine Klausel hinzuzufügen, die vorsieht, einen großzügigen Teil... sagen wir, ein Sechstel der Gewinnsumme ... wieder in Ameca zu investieren.“
„Und in was genau?“, hakte Cara nach.
Er sah sie erstaunt an, als hätte er nicht damit gerechnet, dass sie sich nach Details erkundigen könnte. Hatte er etwa noch nie Verhandlungen mit einer Frau geführt? Dachte er, Frauen besäßen keinen ebenso scharfen Geschäftssinn wie Männer? Beinahe hätte Cara laut gelacht.
„Es gibt Regierungsstellen, die die Gelder sinnvoll einzusetzen wissen“, erklärte Tomas. „Und mein persönlicher Freund Emilio Ortega wird ganz sicher seinen Einfluss geltend machen in Bezug darauf, dass das Geld auch an der richtigen Stelle ankommt.“
Ja, natürlich. Präsident Ortega würde das Geld in die Kanäle leiten, die Tomas ihm nannte – und zwar seine eigene Tasche! „Ich würde es vorziehen, wenn die Gelder aus den Gewinnen direkt von den Nutznießern, zum Beispiel von Wohltätigkeitsorganisationen wie Helping Hands oder lokalen Hilfsorganisationen aus Ameca, verwaltet würden. Die finanzielle Kontrolle könnte eine unabhängige Organisation übernehmen.“
War das etwa schon wieder so ein schlecht verborgenes Stirnrunzeln, das sie da beim hübschen Tomas entdeckte? In Caras Mundwinkeln zuckte ein Lächeln, doch es gelang ihr, keine Miene zu verziehen.
„Jetzt, da ich weiß, was Ihre Intention ist, bin ich mir sicher, dass wir zu einer gemeinsamen Lösung finden werden“, sagte Tomas. „Es wird allerdings ein paar Tage in Anspruch nehmen, bis ich alle Details mit unseren Anwälten besprochen habe. Wenn Sie so großzügig wären, mir diese Zeit zu gewähren, denke ich, werden wir Bedell, Inc. ein Angebot unterbreiten, das Sie nicht ausschlagen können.“
Interessant. Sie würde Tomas
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