Dying for You - Gefangen Im Albtraum
nicht irgendwo zum Trocknen aufhängen, wo die Männer ihn sehen könnten. Zum Glück hatten sie bisher keine Anstalten gemacht, sie sexuell zu belästigen – und dabei sollte es auch bleiben.
Als Lucie draußen war, begutachtete sie unauffällig das Gelände. Die Sonne stieg auf, also wusste sie jetzt wenigstens, wo Osten war. Doch auch dieses Wissen brachte ihr im Moment herzlich wenig, denn sie sah ja keine Möglichkeit einer Flucht. Offensichtlich waren sie irgendwo mitten im tropischen Regenwald, und Lucie hatte keine Ahnung, in welcher Richtung die nächste menschliche Ansiedlung lag. Und selbst wenn sie es schaffen würde, ein Dorf zu erreichen – gab es dort überhaupt ein Telefon?
Sie traute sich zu, einen der Männer überwältigen zu können, aber nicht zwei – selbst wenn sie einem die Kehle durchschnitte. Im Moment blieb ihr daher nichts anderes übrig als abzuwarten und herauszufinden, wie es weitergehen würde. Wollten die Typen im Austausch gegen sie ein Lösegeld erpressen? Oder würden sie sie in jedem Fall töten?
Nachdem sie sich gewaschen und den Lumpen in dem trüben Wasser ausgewaschen hatte, riss jemand die Schlafzimmertür auf, und ein ihr unbekannter Mann kam herein. Er runzelte die Stirn, während er eine Tasse abstellte und etwas Eingewickeltes auf den Tisch warf.
„Iss jetzt“, sagte er auf Spanisch.
Lucie nickte nur. Eher würde sie sterben, als sich bei dem Kerl zu bedanken.
Er nahm den Eimer mit dem schmutzigen Wasser, verließ das Zimmer und schloss sie wieder ein.
Lucie gab einen tiefen Seufzer von sich.
Offensichtlich wechselten sich mehrere Männer mit ihrer Bewachung ab. Derjenige, der jetzt dran war, wirkte ausgeschlafen und aufmerksam. Vielleicht waren sie zu viert? Und hatten sich in Zwölfstundenschichten aufgeteilt? Irgendwie sagte ihre innere Stimme ihr, die Männer hätten einen Auftraggeber, der ihnen ihre Befehle gab, aber ansonsten unsichtbar im Hintergrund blieb.
Lucie betrachtete die Tasse auf dem Tisch. Sollte das etwa Kaffee sein? Sie ging rüber zum Tisch, nahm die Tasse und sah sich die dunkle Flüssigkeit genauer an. Nachdem sie daran gerochen hatte, nahm sie einen Schluck. Es war Kaffee, bitter, schwarz und lauwarm, aber Kaffee. Und was war das andere? Hoffentlich etwas zu essen. Sie wickelte zwei Tortillas aus. Sofort begann ihr Magen zu knurren. Seit dem Mittagessen gestern hatte sie nichts mehr gegessen und hatte einen riesigen Hunger. Schnell schlang sie eine Tortilla herunter und spülte mit einem Schluck Kaffee nach. Die zweite Tortilla aß sie mit mehr Muße und leerte dazu den Rest der inzwischen fast kalten Kaffeebrühe.
Immerhin wurde sie nicht unmenschlich behandelt. Keine sexuellen Übergriffe. Ein Bett. Eine Toilette. Waschgelegenheit. Und etwas zu essen. Da hatten es andere Geiseln schon schlechter gehabt.
Sie wollen, dass du gesund bleibst. Fürs Erste jedenfalls.
Jetzt musste sie nur Ruhe bewahren und auf keinen Fall Emotionen zeigen. Sicher hatte sich Cara schon mit Deke Bron-son in Verbindung gesetzt. Bitte, lieber Gott, bitte! Und Deke hatte sicher umgehend Dundee informiert. Egal, wie sehr Sawyer sie hasste – er würde sie niemals sterben lassen. Dazu war er zu anständig. Wahrscheinlich würde er sich sogar selbst um die Angelegenheit kümmern und mehrere seiner Agenten auf ihre Befreiung ansetzen, während er selbst mit den Kidnappern verhandelte.
Also, nicht mit ihren Kidnappern. Mit den Kidnappern von Cara Bedell.
Sie musste einfach darauf vertrauen, dass Cara alles richtig gemacht hatte und sich bereits in der Obhut von Dundee befand. Sicher hatte man sie an einen geheimen und sicheren Ort gebracht.
Lucie war überzeugt davon, dass sie fürs Erste relativ sicher war. Derjenige, der die Entführung in Auftrag gegeben hatte, wollte entweder Geld oder vielleicht auch Caras Unterschrift unter einen lukrativen Vertrag mit einer der amecanischen Ölfirmen. Aber würde man sie freilassen, sobald das Lösegeld geflossen war? Vermutlich.
Es brachte nichts, nervös durchs Zimmer zu laufen. Damit war auch nichts zu erreichen. Also hockte sie sich auf den Boden und fing an, ein paar Übungen zu machen. Körperliches und geistiges Training würde sie bei Kräften halten, genau wie jeder Krümel zu essen und jeder Schluck zu trinken, den man ihr brachte.
Der Anruf ging einen Tag nach Cara Bedells Entführung pünktlich um zwölf Uhr mittags im Hauptsitz von Bedell, Inc. ein. Obwohl er an Grayson Perkins’ Apparat weitergeleitet
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