Dying for You - Gefangen Im Albtraum
und marschierte los. Zu blöd, dass es hier kein Handynetz gab. Sonst hätte er Sawyer anrufen und ihn warnen können, dass einer der Männer entkommen war. Natürlich wusste er nicht, ob der Mann sich auf die Suche nach Lucie gemacht hatte oder ob er einfach davongerannt war oder sich irgendwo versteckte. Geoff jedenfalls wollte leben, also musste er es bis zum Treffpunkt schaffen. Nur so hatte er die Chance auf medizinische Versorgung. Zwar war es ihm gelungen, fürs Erste die Blutung zu stillen, trotzdem hatte er schon viel Blut verloren. Außerdem steckte die Kugel noch in seiner Schulter, und das konnte ganz schnell eine Entzündung verursachen.
Daisy Holbrook wachte von ihrem eigenen Schluchzen auf. Weinend setzte sie sich auf. Hilfe! Der Traum war so realistisch gewesen! Selbst jetzt, wo sie wach war, verfolgten die verstörenden Bilder sie, und sie konnte den schrecklichen Gedanken nicht abschütteln, dass Geoff etwas zugestoßen war. In ihrem Traum hatte er mit einem Schwert gegen einen riesigen roten Drachen gekämpft, als ihr furchtloser Ritter, leidenschaftlich, mutig und stark. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, schlug die Decke zurück und stand auf. Wenn sie Geoff doch bloß anrufen und sich vergewissern könnte, dass mit ihm alles in Ordnung war! Aber das ging ja leider nicht.
Sie ging rüber in ihre Wohnküche und schaltete das Licht ein. Die Digitaluhr auf der Mikrowelle zeigte Viertel nach vier an. Um diese Uhrzeit lohnte es sich fast nicht mehr, wieder ins Bett zu gehen, denn ihr Wecker stand auf Viertel vor fünf. Zur selben Zeit sprang normalerweise auch ihre Kaffeemaschine an. Jetzt schaltete sie sie mit der Hand ein und blickte, während sie auf den Kaffee wartete, aus dem Fenster auf die Sackgasse, in der sie wohnte. Sie hatte das Doppelhaus vor drei Jahren gekauft und fühlte sich wohl hier. Die eine Hälfte des Hauses bewohnte sie, die andere vermietete sie. Aber wenn sie erst einmal verheiratet war, wollte sie ein größeres, ein schöneres Haus. Ihre Mieteinnahmen flössen zu diesem Zweck auf ein Sparkonto, das inzwischen auf eine recht ansehnliche Summe angewachsen war.
Wenn sie verheiratet war?
Und wann bitte sollte das sein?
Ganz klar: Sobald sie einen gewissen eingefleischten, äußerst sturen Junggesellen davon überzeugt hatte, dass sie beide füreinander bestimmt waren.
Daisy wandte den Blick von der mondbeschienenen Straße mit den sorgsam gepflegten Vorgärten und den altmodischen Straßenlaternen ab und betrachtete die Kaffeemaschine. Die Kanne war noch nicht einmal halbvoll. Das konnte dauern. Wie von einer unsichtbaren Kordel gezogen, ging sie hinüber zum Bücherregal und nahm wie automatisch ein Foto vom obersten Brett. Das Foto war letztes Jahr während einer Grillparty in ihrem Garten entstanden und zeigte ein paar Dundee-Agenten und sie selbst. Aber Lucie, Ty und Whit Falkner interessierten sie nicht, als sie das Bild jetzt betrachtete – sie konzentrierte sich allein auf Geoffs lachendes Gesicht. Er war keine klassische Schönheit, nicht ihr Geoff; seine Gesichtszüge waren eher rau. Er hatte militärisch kurze blonde Haare, und an seiner wettergegerbten Haut konnte man jedes einzelne seiner vierundvierzig Lebensjahre ablesen.
Sie drückte sich das Foto an die Brust, schloss die Augen und sprach ein rasches Gebet. „Lieber Gott, wenn Geoff in Schwierigkeiten ist, dann hilf ihm bitte. Beschütze ihn und bring ihn heim zu mir. Auch wenn er es noch nicht weiß: Er wird der Vater meiner Kinder sein. Und ich verspreche dir, ich werde ihn heiraten.“
Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie Geoff Monday zum ersten Mal gesehen hatte. Es war zwar keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, Anziehungskraft auf den ersten Blick allerdings schon. Oder anders gesagt: Lust. Er hatte sie angegrinst und sie „meine Liebe“ genannt, sodass ihr ganz warm geworden war. Und jedes Mal, wenn dieser Mann bei ihrem Schreibtisch stehen blieb, flatterten die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Einmal hatte er sie sogar geküsst – da war in ihrem Kopf ein riesiges Feuerwerk losgegangen! Natürlich hatte der Kuss für ihn keine Bedeutung gehabt; er hatte sogar über den sogenannten freundschaftlichen kleinen Schmatz gelacht. Dass er ihr dabei allerdings seine Zunge tief in den Hals gesteckt hatte, war ihm wohl entfallen. Nein, Sir! Das war alles andere gewesen als ein Kuss unter Freunden.
Du liebst mich doch genauso sehr wie ich dich, Geoffrey McDougall Monday. Das
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