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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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nicht, von entscheidender Bedeutung dafür zu sein schien, wie er mit anderen Menschen auskam. Vielleicht war diese Frage ja ein angemessener Maßstab, der bestimmte, was wir wert oder ob wir gute oder schlechte Menschen waren. Davon einmal abgesehen, hatten Milton und Will immerhin die Türen für mich geöffnet. Vielleicht waren sie ja gar nicht so übel. Ich wollte nicht wütend auf sie sein.
    »Ich habe sie genauer beobachtet als du, Will«, antwortete Milton ihm. »Ich hatte viel Zeit dazu, seit ich sie zusammentreibe. Ich bin tagelang mit ihnen hier draußen.« Er schüttelte den Kopf. »Es scheint sich bei jedem von ihnen anders auszuwirken. Manche von ihnen sind schlimmer als die wildesten Tiere. Sie sind gewalttätig und vollkommen allein, selbst wenn sie sich in einer Gruppe befinden. Sie schlagen auf andere ein und verletzen sich sogar selbst. Aber andere – andere sehen mich und alle um sich herum an, als liebten sie alle Welt und vertrauten einfach jedem. Ich weiß, dass das anders ist, wenn sie einen normalen Menschen sehen und ihr Hunger sie überwältigt, aber untereinander sind zumindest einige von ihnen vollkommen friedfertig und zufrieden.«
    Milton verwirrte mich nur noch mehr, indem er sagte, wir seien in seiner Nähe zwar freundlich, aber nicht unter »normalen« Menschen – was war er denn dann?
    »Nach allem, was wir wissen, sind einige von ihnen nun vielleicht sanfter und menschlicher als vorher, als sie noch am Leben waren.«
    Ich verstand noch immer nicht – war ich nun ein netterer Mensch als vor meinem Erwachen? Aber was war ich dann vorher gewesen? Wenn ich damals am Leben gewesen war, was war ich dann jetzt? Ich bin mir diesbezüglich auch heute noch nicht sicher.
    »Und viele von ihnen scheinen sich an eine ganze Menge zu erinnern. Sie erkennen einander und halten an Dingen fest, und ich glaube, in gewisser Weise sind sie glücklich. Deshalb wollte ich die hier auch von den anderen trennen. Ich glaube, dass sie hier glücklicher sein werden. Und die Gewalttätigen können woanders tun, was sie so gerne tun – Dinge zerbeißen, zerkratzen und zerfetzen. Und die Lebenden sind weiterhin in Sicherheit. Alles ist, wie es sein sollte, schätze ich.«
    Will schüttelte den Kopf. »Wenn du es sagst, Milton. Es kommt mir trotzdem merkwürdig vor.«
    »Es ist gar nicht so anders als das, was wir mit unseren eigenen Toten gemacht haben. Wir bringen sie nicht einfach um oder sperren sie mit den anderen weg – wir bringen sie an einen sicheren Ort.«
    »Das weiß ich, Milton, aber diese Leute haben wir ja auch gekannt. Du hast gesagt, es sei einfach zu gemein und zu unpersönlich, sie wie die anderen zu behandeln. Aber es ist jedes Mal ein ziemlicher Aufwand und ganz schön gefährlich, selbst bei jemandem, den wir gekannt haben. Aber für die hier, die wir ja nicht mal kennen, scheint es mir die Sache einfach nicht wert zu sein.«
    Milton lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich finde, manchmal hörst du dich mehr nach Jack als nach Jonah an. Ist dir wirklich nicht klar, dass es für mich überhaupt keine Last ist, mich intensiver um diese Leute zu kümmern und mehr Zeit mit ihnen zu verbringen? Und wenn es sie glücklicher macht, dann ist es die Sache natürlich wert.«
    Ich wollte nicken und hätte am liebsten laut etwas dazu gesagt, aber ich wollte auch nicht, dass sie mitbekamen, dass ich sie belauschte.
    »Ich weiß nicht, wie glücklich Tote überhaupt sein können, Milton.«
    Milton lächelte erneut. Er hatte ein ganz eigenartiges Lächeln, und er schien besonders viel zu lächeln. »Das ist lustig, Will, weil ich mich oft dasselbe über die Lebenden frage. Ich konnte keinen allzu großen Unterschied feststellen. Ich glaube, Jonah erinnert sich noch besser an dieses alte Sprichwort, das besagt, wir könnten erst sicher sein, dass jemand glücklich ist, wenn er tot ist.« Er winkte dem jungen Mann zu, ihm zu folgen. »Komm jetzt, lassen wir ihn in Ruhe. Es scheint mir unhöflich, hier rumzustehen und ihn anzustarren. Wenn du nicht sagen möchtest, dass er glücklich wirkt, dann ist das in Ordnung. Zumindest ist er aber sicher vor uns und wir sind sicher vor ihm, und das ist ganz bestimmt eine gute Sache.«
    Sie gingen fort und ließen mich mit all den neuen Dingen zurück, die ich gefunden hatte. Ich verbrachte den ganzen restlichen Tag damit, in Kisten zu wühlen, und ich schaffte noch nicht einmal den ersten Lagerraum. Mir war klar, dass in all den anderen Gebäuden noch Dutzende

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