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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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weiterer solcher Räume sein mussten, und ich wusste, dass ich die nächsten Wochen oder gar Monate beschäftigt sein würde. Ich räumte eine Stelle neben der Tür frei, sodass ich mich dort auf das Sofa setzen konnte, und stellte gegenüber ein paar Stühle auf, auch wenn sich anscheinend keiner der anderen setzen oder sich irgendeines der Dinge, die ich gefunden hatte, näher ansehen wollte. Sie wankten einfach nur herein, hoben irgendetwas auf, ließen es wieder fallen und gingen zurück nach draußen. Nach einer Weile versteckte ich die zerbrechlichen Sachen, da außer kleinen Scherben sonst bald nichts mehr übrig gewesen wäre. Ich war mir nicht sicher, wofür wir jemals Gläser oder Teller brauchen würden, aber ich war es leid, ständig mit ansehen zu müssen, wie auf dem Betonboden alles in nutzlose Einzelteile zersprang.
    Ich fand ein paar Kleidungsstücke und konnte endlich die blutigen, zerrissenen Klamotten ausziehen, die ich schon so lange trug. Als ich die blutige Jacke auszog, fiel ein Geldbeutel aus der Innentasche. Ich hob ihn auf und schaute mir den Inhalt an. Er enthielt Geld, und auch wenn ich glaubte, zu verstehen, wofür man Geld brauchte, konnte ich es irgendwie nicht damit in Verbindung bringen, wie die reale Welt funktionierte. Ich wusste, dass man anderen Menschen Geld geben musste, wenn man etwas von ihnen bekommen wollte, aber ich verstand nicht, wie oder warum das möglich war. Genau wie die Dinge in dem Lagerraum lag schließlich alles einfach so herum und man konnte es mitnehmen – weshalb sollte man also jemandem etwas geben, um etwas zu bekommen, das man wollte? Das Tauschen verstand ich: Ich hatte bereits ein paar von den anderen dazu gebracht, mir etwas Zerbrechliches zu geben, indem ich ihnen im Tausch dafür etwas anderes anbot, sodass ich es ihnen wegnehmen konnte, bevor sie es kaputt machten. Aber ich konnte beim besten Willen nicht verstehen, weshalb sich jemand im Tausch gegen ein bisschen Papier von irgendetwas trennen sollte. Das Geld sah zwar irgendwie hübsch aus, aber es gab jede Menge hübscherer Bilder, die man eintauschen konnte.
    In der Brieftasche fand ich außerdem mehrere kleine Plastikkarten, auf denen Zahlen standen. Ich erinnerte mich daran, dass sie so etwas Ähnliches wie Geld waren, nur dass ihre Verwendung noch seltsamer und rätselhafter war, denn wenn man einer anderen Person eine dieser Karten gab, behielt sie sie nicht, wie sie es mit Geld tun würde. Stattdessen gab sie einem nicht nur, was man wollte, sie gaben einem außerdem auch die kleine Karte zurück. Sowohl das Geld als auch die kleinen Karten lösten ein unbestimmtes Gefühl des Unbehagens in mir aus, und deshalb steckte ich sie in die Brieftasche zurück, die ich anschließend zwischen die Polster des Sofas schob.
    Darüber hinaus waren in der Brieftasche zwei weitere Karten gewesen, auf denen das Foto eines Mannes zu sehen war. Zwischen all den Sachen hatte ich auch einen Spiegel entdeckt, aber es dauerte ungefähr eine Minute, bis ich ihn wiederfand, da ich ihn zusammen mit den anderen zerbrechlichen Gegenständen versteckt hatte. Das Foto zeigte eindeutig mich, auch wenn ich mein Gesicht zunächst ungläubig mit den Händen berührte, so vertrocknet und grau sah es im Vergleich zu dem Bild aus. Aber das war ganz eindeutig ich. Auf dieser Karte stand derselbe Name wie auf allen anderen – »Wade Truman«. Es war meine bislang eigenartigste Erfahrung, als mir bewusst wurde, dass dies zwar offensichtlich mein Name war, dass er mir aber verglichen mit all den anderen Dingen, die ich mittlerweile gesehen und gehört hatte, viel weniger vertraut war.
    Ich versuchte, den Namen laut auszusprechen, für den Fall, dass es meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen würde, ihn zu hören, aber natürlich kam er mir nicht richtig über die Lippen, sodass mir das auch nicht weiterhalf. Ich fand einfach keine Verbindung zwischen dem Namen und mir selbst. Irgendwie erinnerte mich der erste Name an Wasser, und ich hatte das Gefühl, dass das etwas Gutes war, weil ich mich andauernd furchtbar ausgetrocknet und durstig fühlte und es nett fand, einen Namen zu haben, der nach so etwas Gutem und Reinem klang wie Wasser. Außerdem wusste ich, dass es einmal einen Präsidenten namens Truman gegeben hatte, dass das aber schon sehr lange her war, und davon abgesehen war ich mir noch nicht einmal sicher, was ein Präsident überhaupt tat – dafür war ich mir aber ziemlich sicher, dass es mittlerweile ohnehin

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