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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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der Stadt, waren die Gebäude hier mit Brettern vernagelt und bildeten einen Teil der Barrikade. Auf der anderen Straßenseite war eine Ziegelmauer errichtet worden, die zu beiden Seiten mit den Mauern der Gebäude verbunden war. Das rechte Gebäude war einst ein Lagerhaus mit Verladerampen gewesen. Wenn man die Stadt verlassen wollte, öffnete einer der Wachposten eine der Verladerampen auf dieser Seite, sodass die Person oder das Fahrzeug ins Gebäude gelangen und es auf der anderen Seite der Mauer an einer weiteren Verladerampe wieder verlassen konnte. Auf diese Art wurde die Mauer verstärkt und dauerhaft zwischen den Gebäuden und der Straße verankert, sodass sie nicht nur aus einem Metalltor bestand, das man aufschieben oder aufziehen konnte.
    Eine Wache stand auf dem Dach des einen Gebäudes, eine weitere befand sich auf der Straße und hielt die Leine eines großen Hundes – ein schwarzer, mürrisch aussehender Rottweiler – in der Hand. Die Wachen nahmen die Tiere auf ihren Patrouillengängen oft mit, und auch wenn der Hund weder aggressiv wirkte noch bellte, zitterte ich bei seinem Anblick ein wenig. Ich hatte mein Leben lang Angst vor Hunden gehabt. Mit ihnen schien irgendetwas nicht zu stimmen, so als wüssten sie gleichzeitig zu viel und zu wenig. Ich konnte es nicht richtig in Worte fassen, aber trotzdem war ich mir des Eindrucks sehr bewusst, den sie stets auf mich gemacht hatten, so nützlich sie auch sein mochten.
    Beide Männer lächelten uns zu und grüßten. Dieses ganze Arrangement war eine Vorsichtsmaßnahme, wurde aber nicht unbedingt wie eine militärische Operation durchgeführt. Dad meinte oft, es sei eher so etwas wie eine Nachbarschaftswache. »Hi, Sarah … Zoey«, sagte der Mann an der Mauer. »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Zur Südgabelung hinter der Brücke. Wir sind am späten Nachmittag wieder zurück«, antwortete Mom.
    »Prima.« Er notierte unsere Angaben auf einem Klemmbrett, sodass jemand nach uns suchen könnte, falls wir zur angegebenen Zeit nicht zurück waren. Er warf mir einen vorsichtigen Blick zu, fragte mich aber nicht, wie es mir ging. Sein Sohn, Max, war ein Jahr jünger als ich, hatte jedoch früher, als ich noch Zombie Girl gewesen war, immer als einer der Ersten in die Beschimpfungen eingestimmt, wenn die älteren Kinder sich wieder einmal über mich lustig machten. Ich glaube zwar nicht, dass er je den Mut gehabt hatte, mich tatsächlich zu schlagen, aber es fiel mir schwer, mich an jedes einzelne Mal zu erinnern, an dem ich zusammengekrümmt auf dem Boden gelegen hatte. In jenem Sommer war ich jedoch bereits alt genug und hätte ihm dieses Vergnügen möglicherweise nicht einmal missgönnt: Wenn er dadurch bei den anderen Kindern punkten konnte und auf diese Art nicht selbst gehänselt wurde – und ich ja ohnehin verprügelt werden würde –, was machte es da für einen Unterschied, wenn er selbst auch ein paar Treffer landete? Vielleicht hätten meine Schmerzen dann ja wenigstens einen bescheidenen guten Zweck erfüllt.
    Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob Mom und Dad je mit Max’ Eltern gesprochen hatten, sodass ich auch nicht ganz sicher war, was die Zurückhaltung von Max’ Dad mir gegenüber zu bedeuten hatte. Ich habe mich immer gefragt, inwieweit Eltern einfach die Ansichten ihrer Kinder übernehmen, wenn es darum geht, wer als merkwürdiges oder unerwünschtes Mitglied einer Gruppe gilt. Ich schaute die meiste Zeit auf mein Fahrrad, während er die Tür zum Lagerhaus öffnete und uns hindurchführte.
    »Viel Spaß. Seid vorsichtig«, sagte er, als er die andere Tür öffnete und uns hinausließ.
    Wir stiegen wieder auf unsere Fahrräder und radelten davon, während die große Tür hinter uns klappernd ins Schloss fiel. Ich blickte über meine Schulter auf die Ziegelmauer zurück. Auf dieser Seite der Mauer waren acht kleine, mattgrüne Rechtecke zu sehen – vier auf dem Boden und vier auf Ziegelvorsprüngen, die etwa 1,50 Meter über dem Boden in die Mauer eingebaut worden waren. Aus der Entfernung konnte ich die Schrift zwar nicht lesen, aber ich wusste, was auf jedem Einzelnen stand: VORDERSEITE RICHTUNG FEIND. Claymores. Nein, nicht das Schwert – ich hatte mal ein solches Schwert im Museum gesehen, aber nicht einmal mein Dad war stark genug, um durch die Gegend zu ziehen und es als Waffe seiner Wahl zu schwingen. Dies waren M18A1-Antipersonenminen. 680 Gramm C4 und siebenhundert winzige Stahlkügelchen in einem Plastikgehäuse. Sie waren so

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