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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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ich keine Ahnung habe, ob er je fertig werden wird.«
    Am Rande der kleinen Stadt führte die Straße weiter zu den Feldern hinaus, war unter dem dichten Pflanzenwuchs jedoch kaum noch zu erkennen. In den Rissen und auf den Feldern, wo das Gras nicht so hoch stand, wuchs Löwenzahn, und ich pflückte ein paar und wollte Lucy eine Blume ins Haar stecken. Obwohl wir schon eine Weile zusammen und uns nähergekommen waren, mochte sie es manchmal immer noch nicht, berührt zu werden, und da jetzt noch jemand bei uns war, hatte ich keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Ich näherte mich ihr vorsichtig und zeigte ihr die Blume. Als sie mich sanft anlächelte, wusste ich, dass es in Ordnung war. Der Löwenzahn, der fast dasselbe Gelb hatte wir ihr Schal, sah hinter ihrem Ohr sehr hübsch aus. Hier draußen in der Sonne war sie einfach strahlend schön, dachte ich, noch schöner als zu Hause.
    Will lächelte ebenfalls. Er sah zwar nach wie vor ziemlich ernst, wachsam und gefährlich aus, aber überhaupt nicht mehr gemein oder wütend wie noch bei seinen früheren Besuchen. »Die vertrocknen so schnell, Truman«, sagte er. Er pflückte einen Löwenzahn, der sich bereits in eine Pusteblume verwandelt hatte, und ließ die kleinen Fallschirmsamen mit einem Pusten über das Gras schweben. »Die hab ich früher immer für meine Mom gepflückt. Abends waren sie immer schon alle vertrocknet. Merkwürdig, oder? Sie wachsen so schnell, übernehmen die ganze Wiese und ersticken das Gras, aber wenn man sie pflückt, dann halten sie nicht so lange durch wie andere. Merkwürdig.«
    Im hohen Gras der Felder am Straßenrand wuchsen ein paar Lilien. Ihre großen, trompetenartigen Blüten waren orange mit kleinen schwarzen Flecken, wie mit einem Pinsel aufgemalt. Will zeigte sie mir. »Tigerlilien. Zumindest hat man mir gesagt, dass sie so heißen. Die halten länger, wenn man sie pflückt. Na los. Kein Grund, warum sie nicht mehr als eine Blume haben sollte.« Ich folgte Wills Vorschlag, und schon lugte direkt über ihrem blauen Auge ein hübsches, gelb-orangenes Blumenpärchen unter Lucys Schal hervor, wo es vom reinen, unschuldigen Weiß ihrer Haut unterstrichen wurde.
    »Aber weißt du, Truman, vielleicht hast du recht«, fuhr Will fort, als er sie betrachtete. »Vielleicht ist Löwenzahn auch eine gute Wahl. Du könntest ja welchen anpflanzen, auf dem kleinen Fleckchen Erde neben dem Büro. Hier, pflück ein paar von den Pusteblumen und steck sie in deine Tasche.«
    Wir pflückten alle drei, bis meine beiden Hemdtaschen randvoll waren. Irgendwann stellte ich fest, dass Will beinahe unmerklich darauf achtete, dass ich mich stets zwischen ihm und Lucy befand, und ich glaube nicht, dass sie es bemerkte. Ich wusste seine Subtilität sehr zu schätzen.
    »Kommt mit«, sagte Will und bedeutete uns mit einem Winken, ihm weiter auf das Feld hinaus zu folgen. »Da drüben ist ein Fluss.«
    In der Nähe des Flusses standen außerdem ein paar Bäume, und Lucy und ich setzten uns unter einen von ihnen. Will sprang von Stein zu Stein über das Wasser und begann, Zweige und Gras zu sammeln. »Also, ich hab wirklich Durst, wisst ihr, aber ich muss das Wasser erst abkochen, bevor ich es trinken kann, sonst macht es mich krank. Deshalb muss ich ein Feuer machen, okay?«
    Lucy stupste mich in die Seite und ich verstand, dass wir ihm helfen sollten. Wir häuften einen kleinen Hügel mit Kleinholz an unserem Ufer an, aber keiner von uns war behände genug, um wie Will über das Wasser zu hüpfen. Er sah zu uns herüber und lachte. »Kommt schon, zieht eure Schuhe aus und dann steigt ins Wasser. Ich meine, ich schätze nicht, dass ihr wie normale Menschen ins Schwitzen geratet, aber vielleicht fühlt es sich ja ganz angenehm an. Also rein mit euch, wenn ihr wollt.« Ich fand, dass er ein wirklich freundliches Lachen hatte.
    Ich blickte Lucy an und wir setzten uns wieder unter den Baum. Anmutig und geschickt, wie sie war, brauchte sie nicht lange, um ihre Schnürsenkel zu lösen, und als ich aus meinen Schuhen geschlüpft war, die ja keine Schnürsenkel hatten, war sie ebenfalls schon beinahe fertig. Wir setzten uns ans Ufer und berührten mit unseren Füßen das Wasser. Anfangs fühlte es sich zu kalt an, so als würde es uns wehtun, aber nach dem ersten Schock war es einfach herrlich. Von Lucy hörte ich eine Art brüllenden Schluckauf, aber ich wusste, dass das ihr Lachen war. Um ehrlich zu sein, war es nicht gerade das schönste Geräusch in ihrem

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