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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Pappkarton, den er mitgebracht hatte. »Ich hab mich schon gefragt, ob du wohl selbst Bücher geschrieben hast, als wir in der Bibliothek waren, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich danach suchen sollte. Es gibt keine Katalogkarten, weil alles online abgewickelt wurde, und es hätte Tage gedauert, die Bibliothek allein zu durchsuchen. Freut mich, dass du es gefunden hast. Ein ethischer Zombie? Ein tugendhafter Zombie?« Er sah mich an und nickte. »Ja, ich schätze, das bist du, Truman. Das meine ich ehrlich.«
    Ich nahm an, dass das ein Kompliment sein sollte, und versuchte zu lächeln – allerdings nur ganz vorsichtig, da ich ja wusste, dass den Menschen mein Lächeln nicht gefiel.
    Auf dem langen Nachhauseweg blieb Will plötzlich an einer Kreuzung stehen. Auf der Straße, die unsere kreuzte, waren das Gras und die Pflanzen auf zwei langen Streifen teilweise niedergedrückt. Ich brachte sie nicht mit Reifenabdrücken in Verbindung, bis ich sah, dass Will sie mit einem Ausdruck der Besorgnis und Verwirrung untersuchte.
    »Komisch«, sagte er. »Als ich vor ein paar Tagen in der Stadt war, hat niemand was davon gesagt, dass sie hier draußen auf Streifzug gehen wollen. So was muss man von langer Hand planen und vorbereiten. Sie hätten es mir erzählt. Und sie hätten auch mehr als nur ein Fahrzeug gehabt. Aber die hier sind von einem einzelnen. Ein ziemlich großes Fahrzeug, wie ein Truck. Vielleicht wollte auch nur jemand schnell den Tank füllen. Aber das ergibt keinen Sinn. An dieser Straße ist kein Tor im Zaun – er verläuft quer drüber. Wirklich seltsam.«
    In der Ferne dröhnte ein Motor oder etwas Ähnliches. Es dauerte nur eine Sekunde. Will erhob sich und suchte die Bäume und Felder mit den Augen ab. Er sah noch immer besorgt aus. »Wir sind ganz nah am Zaun. Hier in der Gegend sind innerhalb des Zauns überall Felder. Vielleicht hat irgendjemand den Traktor angelassen. Aber jetzt hör ich nichts mehr.«
    Wir horchten ein paar Augenblicke. Es folgten drei kurze, laute Geräusche. Wie bei den Reifenspuren konnte ich auch dieses Mal zunächst keine Verbindung herstellen. Ich hatte mich so auf die Spuren und das Motorengeräusch konzentriert, dass ich dachte, das Knallen stamme vielleicht von der Fehlzündung eines Fahrzeugs. Ich sah Will an.
    »Das sind vielleicht nur Jäger«, sagte er, aber ich sah, dass sein Blick sich von »besorgt« zu »äußerst besorgt« gewandelt hatte. »Aber die müssten eigentlich wissen, dass sie nicht so nah an den Farmen jagen sollten. Zu dieser Jahreszeit sind hier draußen jede Menge Kinder.«
    Ich sah in die Richtung, in die auch Will eben geblickt hatte, und mit einem Mal wurde mir klar, was wir gehört hatten: drei Schüsse.

Kapitel 15
    Angesichts all der Erwartungen vor und der Tragödien nach meinem Gelübde war ich froh, endlich aus der Stadt herauszukommen. Die Tradition wollte es, dass die größeren Kinder zu Beginn der Schulferien ein paar Wochen auf dem Land verbrachten und auf den verschiedenen Farmen dort arbeiteten. Die Älteren nannten das »Sommerlager«, und obwohl wir viel arbeiten mussten, bemühten sich die Farmer immer, eine fröhliche Ferienatmosphäre für uns zu schaffen. Tagsüber arbeiteten wir und blieben abends lange auf und lauschten Geschichten darüber, wie die Welt einst gewesen war, Geschichten von Städten in Europa und Asien, die ein paar der Alten einst besucht hatten, oder Geschichten von Orten in den Vereinigten Staaten wie dem Grand Canyon, Yellowstone, Las Vegas oder Disneyworld.
    Bei diesen Geschichten musste ich immer an die seltsamsten Dinge denken. Für gewöhnlich kamen mir meine typischen traurigen Gedanken, weil so viele Menschen tot und von uns gegangen waren und wir anderen in unserer kleinen Welt hier festsaßen und all diese Orte wohl nie würden besuchen können. Diese Orte hätten genauso gut auf einem anderen Planeten sein können, wenn sie mehr als nur ein paar Meilen hinter dem Zaun lagen.
    Manchmal dachte ich auch darüber nach, wie gut all das den Tieren gefallen musste. Ohne Menschen, die sie störten oder töteten, streunten vermutlich Tausende von Büffeln und Wölfen völlig frei im Yellowstone und im Grand Canyon umher. Ganz Disneyworld musste voll von Alligatoren und tropischen Vögeln sein, und zwischen den Ruinen der verfallenen Luxushotels auf dem Vegas-Strip tummelten sich bestimmt unzählige Gila-Krustenechsen und Kojoten. Ich schätze, es ist nicht besonders schön, sich vorzustellen, dass es in

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