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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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spielen und Spaß haben. Wir bauten Staudämme in kleinen Bächen oder veranstalteten Wettrennen mit kleinen Booten, die wir aus Zweigen zusammenbauten. Wir bastelten Puppen aus Maishülsen und ersparten ihnen in ihrem bescheidenen Leben keinerlei Mühsal – weder Hausarbeit noch Kindererziehung noch das Pflügen der Felder oder den Kampf gegen die Zombies. Wir selbst hingegen durften Beeren sammeln und einmachen, Fleisch zum Räuchern aufhängen, Gräben ausheben oder instand halten, um das Getreide zu wässern, Unkraut jäten und Dünger ausbringen. Jeder Tag brachte eine belebende Mischung aus Freizeit und Arbeit, und nichts davon empfanden wir als schwere Pflicht, Belastung oder Störung, und so war Faulheit nie ein Thema.
    Wir arbeiteten gemeinsam mit einer Frau namens Fran Clarke auf unserer Farm. Im Gegensatz zu allen anderen Erwachsenen, die ich damals kannte, bestand sie stets darauf, dass wir sie bei ihrem Vornamen nannten, und ich kam mir dabei weder unbehaglich noch ungezogen vor. Bei ihr schien der Vorname irgendwie passender, auch wenn das nicht bedeutete, dass sie freundlicher oder mitfühlender war als die anderen Erwachsenen. Wenn überhaupt, dann wirkte sie Kindern gegenüber eher etwas unbeholfen und schroff, vielleicht, weil sie nie eigene Kinder gehabt hatte. Sie versuchte, ihre Unbeholfenheit auszugleichen, indem sie etwas unverblümter und direkter war, und dass wir sie beim Vornamen nannten, gehörte eben dazu.
    Sie war etwas jünger als meine Mom und eine der größten Frauen, die ich kannte. Ihr blondes Haar trug sie extrem kurz. Auch wenn sie mit ihrem Haar und ihren blauen Augen ziemlich hübsch aussah, war sie definitiv weniger feminin als meine Mom oder Miss Wright. Fran war ebenso athletisch und durchtrainiert wie Miss Wright, aber ansonsten war sie physisch ein vollkommen anderer Typ: sehr hoch gewachsen und am ganzen Körper gleichmäßig muskulös. Wie so oft in jenem Sommer empfand ich ungeheure Ehrfurcht davor, dass Fran sich in ihrem Körper offensichtlich so wohlfühlte, besonders, wenn wir im Teich in der Nähe der Farm baden gingen. Sie zeigte keinerlei Hemmungen oder Verlegenheit, wenn sie nackt war, während ich stets versuchte, so schnell wie möglich ins Wasser zu kommen, um wenigstens irgendwie bedeckt zu sein.
    Fran nahm uns auch manchmal mit auf die Jagd, und sie konnte genauso gut mit einem Gewehr oder Pfeil und Bogen umgehen wie alle anderen, denen ich bereits dabei zugesehen hatte. Die gemeinsamen Wochen mit ihr und Vera waren stets ebenso aufregend wie erholsam – nur wir drei, fernab der Gesellschaft in unserer eigenen Version des perfekten Sommerurlaubs, und doch stets darauf bedacht, bei der Erfüllung der physischen Bedürfnisse unserer Gemeinschaft zu helfen. Jeden Abend schlief ich vollkommen erschöpft, erfüllt und zufrieden ein: Alles war richtig, ausgeglichen und heil.
    Wie alle Farmhäuser, die außerhalb der Lebenszone auf dem Land lagen, war auch das, das wir uns mit Fran teilten, ein kleines Pfahlhaus mit nur einem Zimmer. Diese Bauform war in einem Gebiet, in dem möglicherweise noch immer Tote umherstreiften, die einzig sinnvolle. Sollten sie das Haus finden, wäre es ein Leichtes, sie zu töten – falls dies unglücklicherweise nötig sein sollte. Ansonsten konnte man einfach eine Leuchtkugel abschießen und auf Hilfe warten.
    Das eigentliche Wohnzimmer, in dem wir lebten, war nur mit unseren Betten und ein paar anderen schlichten Möbelstücken ausgestattet. Wir kochten und wuschen uns ausschließlich draußen, in der Nähe des Hauses, und kletterten erst abends wieder hinauf. Das ganze Gebäude wurde nur während des Sommers genutzt, sodass keine Feuerstelle oder eine andere Heizmöglichkeit vonnöten war. Der Generator und die Toilette waren in separaten kleinen Schuppen untergebracht: Ersterer direkt unter dem Haus, Letztere, selbstredend, ein kleines Stück entfernt.
    Alles in allem war es so ähnlich, als würde man in einem Baumhaus leben, und es gab außerdem die Tradition, dass sich Erwachsene und Kinder an den meisten Abenden versammelten, um Geschichten wie Die Schweizer Familie Robinson, Robinson Crusoe oder Tarzan zu vorzulesen. Alte Bücher zu lesen, die von Menschen erzählten, die unter rustikalen, primitiven Bedingungen überlebten oder sogar durch sie aufblühten, ließ unsere eigene Situation und unsere raue Existenz weniger kurios oder wie eine Last erscheinen, sondern eher wie ein Vergnügen – wie ein lustiges, sorgenfreies

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