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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Bücherregale aneinander, daneben stand ein Schreibtisch mit einem Stuhl dahinter und zwei davor, und in der Wand gegenüber der Tür befand sich ein Fenster. An der linken Wand hingen verschiedene Diplome und ein Kunstdruck des »Tod des Sokrates«.
    Ich war ein wenig enttäuscht, da die Einrichtung nicht sonderlich originell wirkte, aber ich nahm an, dass es für Philosophielehrer schwieriger war, Bilder zu finden, die mit ihrem Fach zu tun hatten, als für, sagen wir, Kunst- oder Literaturprofessoren. Davon abgesehen schmälerte es die einschüchternde Wirkung ein wenig, die mein unbekanntes früheres Selbst auf mich hatte, sodass ich mir weniger Sorgen darüber machte, einem besonders grandiosen, originellen Denker gerecht werden zu müssen.
    Alles war zumindest sehr ordentlich und noch intakt. Niemand hatte irgendetwas angefasst, seit ich zum letzten Mal hier gewesen war, wann immer das auch gewesen sein mochte. Ich warf einen Blick auf die Bücher, während ich um den Schreibtisch herumging. Ich wollte sie mir gleich noch genauer ansehen, aber zunächst war eher der Schreibtisch das Objekt meiner Neugier.
    Auf dem Tisch standen ein Computermonitor und eine Tastatur, ein Bleistifthalter mit Bleistiften und einem Brieföffner und einige Stapel mit handbeschriebenen Papieren und Fotokopien. Ich sah, dass in der obersten Zeile der handschriftlichen Papiere Namen standen. Die letzten Arbeiten von Dutzenden von Studenten, wie ich annahm, und einen Augenblick lang fragte ich mich, was wohl mit ihnen geschehen war.
    Das Wichtigste waren jedoch die beiden eingerahmten Fotografien. Genau nach so etwas hatte ich gesucht, auch wenn ich mich gleichzeitig davor gefürchtet hatte. Beide Aufnahmen schienen im Urlaub entstanden zu sein: eine wohl an einem warmen Ferienort – darauf trugen alle kurze Hosen –, die andere, auf der alle in große, dicke Jacken, Mützen und Handschuhe eingepackt waren, im Winter. Auf beiden Fotos stand ich zwischen einer Frau und zwei Kindern, einem Jungen und einem Mädchen. Die Frau war sehr hübsch, besonders, weil keiner ihrer Körperteile fehlte oder kaputt war, zumindest nicht, soweit ich sehen konnte. Sie war ziemlich schlank und hatte kurzes blondes Haar. Unwillkürlich dachte ich, dass es vielleicht ein gutes Zeichen war, dass ich zumindest immer noch Blondinen mochte, doch schon im nächsten Moment wurde mir klar, dass dies nun wirklich die albernste aller möglichen Verbindungen in meine Vergangenheit darstellte und nichts weiter als ein triviales, nutzloses, lächerlich körperliches Detail war.
    Die Kinder waren noch recht klein, vielleicht acht und zehn Jahre alt, schätzte ich. Weder die Frau noch die Kinder riefen irgendein Gefühl der Zuneigung oder Erinnerung in mir wach, nur die übliche Traurigkeit darüber, dass diese Menschen nun vermutlich tot waren.
    Die ganze Situation erfüllte mich aber dennoch mit einem tiefen Gefühl der Besorgnis und des Verlustes, weil ich rein gar nichts fühlte und mich an nichts erinnern konnte. Selbst wenn ich viel mehr schreckliche Dinge getan hatte, als mir bewusst war, konnte ich nicht verstehen, was ich verbrochen haben sollte, um dieses befremdliche, einsame Leben zu verschulden oder zu verdienen. Ich fragte mich, ob andere Menschen genauso fühlten, und das machte es nur umso schlimmer, da mir bewusst wurde, dass ich kaum eine Möglichkeit hatte, sie danach zu fragen oder ihnen mein Mitgefühl auszudrücken, falls dies tatsächlich der Fall sein sollte. Erneut erinnerte ich mich daran, was Weinen war, und ich fühlte mich umso betrogener und einsamer, weil ich nicht einmal dazu imstande war.
    Lucy trat hinter den Schreibtisch und stellte sich neben mich. Sie betrachtete die Fotos und strich mit ihren grazilen Fingern darüber. Ich stellte eines der Bilder – das von meiner Familie im Winter – wieder zurück auf den Tisch. Das andere drehte ich um und begann, an den kleinen Klemmen auf der Rückseite herumzufummeln, um das Bild aus dem Rahmen zu holen. Lucy half mir. Sie faltete das Bild zweimal ganz vorsichtig, steckte es in meine Hemdtasche, strich die Klappe darüber und legte ihre kleine Hand auf meine Brust. Ihr gutes Auge fixierte meines, und dann deutete sie auf sich selbst, schüttelte langsam den Kopf und stieß ein sehr tiefes, leises Stöhnen aus. Ich verstand nicht genau, was ihr durch den Kopf ging, aber ich wusste, dass sie sich schlecht fühlte – bedroht, unerwünscht und nutzlos. Ich kannte dieses Gefühl selbst

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