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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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sie einfach wieder ins Wasser und treiben mit der Strömung fort, aber ein paar standen sogar schon mit einem Fuß auf der Mauer und haben sich an der Hecke festgehalten, bevor ihnen jemand eine verpassen und sie töten konnte.«
    »Wie habt ihr euch alle hier zusammengefunden?«, fragte ich. »Im Radio haben wir gehört, man solle sich zu militärischen Außenposten, Festungen usw. durchschlagen.«
    Jack blickte aufs Wasser hinunter und dann auf die Stadt auf der anderen Flussseite. »Ja, in den ersten paar Tagen schien das auch sinnvoll. Wenn überall Leichen herumlaufen, die man nur mit einem Kopfschuss aufhalten kann, erscheint es durchaus logisch, irgendwo hinzugehen, wo eine Menge Jungs mit Kanonen sind.«
    Er seufzte. »Aber als sich das Blatt wendete, wurden sie zu tödlichen Fallen. All diese Menschen auf einem Fleck, die Schüsse abfeuerten und Lärm machten. Und ständig flog oder fuhr irgendjemand rein oder raus – sie wurden von den Toten umzingelt und überwältigt. Wer es schaffte, zu fliehen und sich ihnen anderswo entgegenzustellen, tat es. Nein, seit den Zeiten der Cowboys und Indianer wurde in diesem Land kein Militärlager mehr errichtet, das einer Belagerung standgehalten hätte.
    Heutzutage gibt’s dort nur noch Stacheldrahtzäune, und an den Toren stehen Barrikaden, an denen man einfach nur vorbeifahren muss. Zum Teufel, sie wurden errichtet, um Selbstmordattentäter in Lastern aufzuhalten, keine Armeen aus wandelnden Leichen. Was zur Hölle kümmern einen Zombie eine hüfthohe Betonabsperrung oder Dornen, an denen man sich die Reifen aufschlitzen kann? Er weiß ja nicht mal mehr, was Reifen sind.«
    Er war für einen Augenblick still, aber dann lachte er wieder und gestikulierte in Richtung der Mauern, und ich hatte das bestimmte Gefühl, dass er sie als seine Mauern betrachtete. »Nein, wenn man einen Ort suchte, der wie dafür geschaffen war, Leute fernzuhalten, brauchte man nur ein bisschen Glück und musste hoffen, dass er nicht bereits zerstört oder abgebrannt war, und am besten suchte man nach einem, an dem sie früher Eintritt kassiert hatten! Oder noch besser: an dem sich nicht allzu viele Leute verkriechen würden. Dort hatte man zumindest eine Chance. Wir hatten Glück.«
    Er sah mich einen Moment lang fragend an. »Oder hat Gott seine schützende Hand über uns gehalten? Glaubst du an Gott, Jonah?«
    Ich blickte auf das tosende Wasser hinab. Auf diese Frage hatte ich keine Antwort. Wäre ich etwas pragmatischer gewesen, hätte ich einfach das erwidert, wovon ich glaubte, dass er es hören wollte, ob es nun der Wahrheit entsprach oder nicht, aber aus seinen Kommentaren konnte ich noch nicht mit Sicherheit schließen, welche Antwort auf diese Frage er für die richtige hielt. »Ich weiß es nicht. Tut mir leid.«
    Er nahm es ziemlich locker. Mich beschlich allmählich das Gefühl, dass er so einiges ziemlich locker nahm, und das gefiel mir. »Das muss dir nicht leidtun. Ich würde dich für verrückt oder zurückgeblieben halten, wenn du das zu diesem Zeitpunkt mit zwei Daumen nach oben oder nach unten beantworten könntest.« Er sah sehr nachdenklich aus, als er über den Fluss auf die Stadt der Toten blickte. »Nein, ich denke, diese ganze Sache nimmt einem jegliche Sicherheit, wenn man sich überhaupt je sicher war. Du denkst an all die guten Menschen, die ehrlichen, freundlichen Menschen, die gestorben sind, seit das alles angefangen hat, und du wirst einfach den Gedanken nicht los, dass der feine Herr da oben Urlaub macht und sich durch den anderen Typen vertreten lässt. Wie nennen sie das doch gleich?«
    Ich kannte mich ein bisschen in der Bibel aus, aber bei diesem ganzen Ende-der-Welt-Zeug war ich nicht auf dem Laufenden. »Die Apokalypse?«
    »Nein, nein … Ich hatte eine Tante, die sich mit diesem ganzen Mist auskannte … Es war ein bestimmter Teil der Apokalypse … Ach ja, sie nannte es die ›Große Trübsal‹ – der Teufel herrscht dann sieben Jahre lang über die Erde. Wie dem auch sei, wenn du all das siehst, kommst du entweder zu dem Schluss, dass es keinen Gott gibt, oder, wenn doch, dass er sich gerade eine ausgedehnte, göttliche Siesta gönnt, während wir hier – im wahrsten Sinne des Wortes – durch die Hölle gehen, bis er wieder aufwacht.
    Aber dann sieht man etwas wie das hier«, und dabei zeigte er wieder auf die Mauern, sein Reich, und es war offensichtlich, dass er nicht nur stolz darauf war, sondern auch sehr dankbar, und dass er sogar dafür

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