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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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unserer sehr begrenzten kleinen Welt. »Alles okay?«, fragte er ruhig.
    »Ja. Ich habe keine Ahnung, was da los war.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich hätte ahnen müssen, dass so etwas passiert. Es gibt so vieles hier, an das du dich erst gewöhnen musst. Ich vergesse das manchmal und verhalte mich unangemessen. Normalerweise passiert genau das Gegenteil. Anfangs hatten wir hier so viele Menschen, die noch nie jemanden aus Wut geschlagen hatten. Was sollten wir mit denen denn tun? Sicher, ein paar von uns waren trainiert und an Waffen ausgebildet, aber wir waren nicht genügend Leute, um das alles hier zu beschützen, geschweige denn, um nach draußen zu gehen und nach Vorräten zu suchen.
    Wenn du noch ein Kind bist und irgendein Idiot die Schnauze voll davon hat, dass du Angst vorm Wasser hast, dann wirft er dich einfach ins tiefe Ende des Pools und ruft ›Sink oder schwimm!‹ – Hier funktioniert das aber nicht. Wir konnten nicht einfach die Tore öffnen, die Leute rausschubsen und rufen ›Tötet sie, bevor sie euch fressen!‹. Also haben wir sie trainiert. Katas, Sparring, Dummys – wir haben sie dazu gebracht, so zu tun, als hauten sie auf etwas ein. Und wir haben es geschafft, dass sie gut darin wurden, so zu tun, als seien sie gut darin, auf etwas einzuhauen.
    Aber sie haben eben nur so getan. Wenn sie dann das erste Mal raus mussten, um die Tore zu verteidigen oder nach Vorräten zu suchen, waren die meisten wie erstarrt. Und haben sich in die Hose geschissen. Wenn sie es dann schafften, sich zusammenzureißen und der ersten Leiche den Kopf zerschmetterten oder wenn sie Hirnmasse am ganzen Körper hatten, hörten die meisten irgendwann wieder auf zu kotzen. Wir konnten nur hoffen, dass sie nicht selbst mal dran glauben mussten. Aber manchmal mussten sie das. Und manchmal auch noch der Typ neben ihnen. Oft kehrten sie infiziert und mit Bisswunden zurück. Dreimal darfst du raten, wer bei ihnen am Bett sitzen durfte. Und was denkst du wohl, wer ihnen mit der Axt den Schädel einschlagen durfte, als sie sich verwandelten, damit wir die Kugel sparen konnten?« Er verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Aber bei dir ist es anders«, fuhr er fort. »Du hast das Töten ganz gut gelernt. Du bist kein Experte, aber du erstarrst ganz sicher auch nicht vor Schreck, falls gleich einer von denen aus dem Wasser auftaucht. Aber du trainierst es nicht gerne. Für dich ist es kein Spiel: Es ist zu real für dich, zu persönlich, und du kannst nicht nur so tun. Ich hätte es wissen müssen; Popcorn ist einer von ganz wenigen, die zu uns kamen und genau so waren. Tanya in gewisser Weise auch. Aber beide wollten unbedingt trainieren, um besser zu werden und möglichst viele von ihnen zu töten. In ihnen ist viel mehr Wut als in dir. Du hast dich eben damit abgefunden. Und das ist gut. Ich respektiere das. Und für die Gemeinschaft hier ist es auch gut. Wir haben genügend Hitzköpfe und Leute, die zu viel Angst haben. Also mach dir keine Sorgen, Jonah.«
    »Danke, Jack.«
    »Wie auch immer, wir hatten ziemliche Probleme damit, den Leuten ein richtiges Kampftraining zu bieten. Das war auch eines der Dinge, die Milton ändern wollte, als er zu uns kam. Er wollte eine Art Initiationsritus einführen – ich glaube, so könnte man es nennen.«
    »Klingt ein bisschen bizarr.«
    »Na ja, sei nicht zu vorschnell. Die Menschen brauchen Rituale, sie brauchen irgendeine Form von Struktur oder einen Plan, und die meisten alten Strukturen gibt es nicht mehr. Wir müssen nicht zur Kirche gehen, zur Schule oder zur Arbeit. Wir können nicht wählen oder Steuern zahlen oder Prüfungen ablegen, damit wir einen Führerschein, einen schwarzen Gürtel oder sonst was bekommen. Die Leute hängen irgendwann so hoch in der Luft, dass sie in Schwierigkeiten geraten – entweder hier drinnen, mit einem von uns, oder draußen im Kampf.«
    »Du hast wahrscheinlich recht.« Wieder einmal waren mir die subtileren Problemherde dieser neuen Gesellschaft völlig entgangen, aber ich versuchte, mich zu ändern.
    »Also haben wir begonnen, Regeln aufzustellen, die alle akzeptieren konnten. Einige sind sehr direkt, wie du schon gesehen hast: keine Waffen, kein Bunkern von Lebensmitteln, kein Diebstahl, Hände weg von den Frauen und Männern der anderen. Das übliche Zehn-Gebote-Zeug. Wir haben Regeln für Hygiene, für den Umgang mit Infizierten und Regeln für das Schlichten von Streitigkeiten. Aber nach all diesen Regeln war Milton der Ansicht, wir

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