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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Ihnen recht ist.«
    »Oh, selbstverständlich«, versicherte ich, peinlich berührt. »Ich wollte nicht … Und Sie können mich Jonah nennen, wenn Sie wollen.« Ich fragte mich plötzlich, ob alle hier mit Milton per Du waren, aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, danach zu fragen.
    Er lächelte. »Danke. Erzähl mir, wie du zu uns gekommen bist.«
    Ich wiederholte meine Geschichte mehr oder weniger genauso, wie ich sie am Abend zuvor erzählt hatte, aber kürzer und sachlicher als beim letzten Mal. Milton beobachtete mich und hörte mir so aufmerksam zu, als seien jede Nuance, jedes Detail und die Wahl jedes einzelnen Wortes von größter Bedeutung. Als ich fertig war, lehnte er sich zurück und blickte verträumt an mir vorbei, so als wolle er erst einmal alles verdauen, was ich ihm erzählt hatte, obwohl mir selbst die ganze Geschichte natürlich völlig simpel und uninteressant vorkam.
    »Du kannst dich wirklich glücklich schätzen«, sagte er schließlich. »Als Englischprofessor musst du viele Bücher gelesen haben.«
    Ich war vollkommen verblüfft, um es vorsichtig auszudrücken. Jack hätte mich wahrscheinlich am liebsten gefragt, wie genau ich denn nun all diese Zombies getötet oder wie ich überlebt hatte, Tanya hätte sich wohl eher nach meiner Familie erkundigt und Sarah, nun, sie hätte vermutlich einfach nur geweint. Aber Milton war der einzige Mensch, den ich mir vorstellen konnte, der sich dafür interessierte, wie es war, ein verdammter Englischprofessor an einem Community College zu sein. Ich konnte es zwar nur schwer verstehen, aber trotzdem passte auch das irgendwie zu ihm.
    »Nun, ja«, entgegnete ich, »das hab ich wohl. Ich hab schon immer gern gelesen. Früher, meine ich. Jetzt nicht mehr so sehr.«
    »Ich hoffe, du tust es irgendwann wieder. Lass uns ans Fenster gehen. Das sollte den Geruch für dich erträglicher machen.« Er stand auf und ging an den Bücherregalen vorbei. »Ich habe nie Bücher gelesen, bevor ich hierherkam. Aber als ich erst hier war, war es das Einzige, was ich tun wollte.«
    Er sah mich erneut durchdringend an. »Weißt du, hier waren all diese Leute, die automatisch zu mir aufzublicken schienen, als sei ich ein Messias, der gesandt worden war, um sie zu retten. Aber das bin ich nicht, Jonah, und das sage ich ihnen auch immer wieder, aber sie scheinen es nicht wahrhaben zu wollen. Ich bin froh, dass ich mit dir darüber reden kann, denn ich bezweifle, dass auch du diese irrige Annahme teilen wirst. Aber genau das haben sie geglaubt, von dem Moment an, als sie meinen … Zustand erkannten.«
    Er hielt kurz inne und betrachtete seine Hände. Erst jetzt sah ich, wie fleckig sie waren, wie die Leberflecke bei alten Menschen, nur dass seine grau und großflächiger waren. Ich verstand immer noch nicht, weshalb die Menschen hier sich nach einem übel riechenden Messias mit seltsamem Hautausschlag sehnten, aber ich wollte es unbedingt herausfinden.
    Milton fuhr, jetzt wieder ruhiger, fort: »Wie dem auch sei, ich lebte mit all diesen Menschen hier, und sie schienen sich zu wünschen, dass ich sie anführte und ihnen half. Ich hatte aber keine Ahnung, was ich für sie tun konnte. Ich verspürte plötzlich das Bedürfnis, Bücher zu lesen und so vielleicht ein paar Anregungen zu bekommen.« Er zeigte auf die Regale. »Das meiste hier waren Bücher über wissenschaftliche Themen oder die örtliche Geschichte des 19. Jahrhunderts. Nicht gerade das, wonach ich gesucht hatte – obwohl einige Bücher über Psychologie, die Entbehrungen der frühen Siedler oder die Weisheit der amerikanischen Ureinwohner ganz hilfreich waren.
    Glücklicherweise ging es in der Wanderausstellung unten um das Alte Rom, deshalb gab es ein paar Bücher über Geschichte, Literatur, Politik, Philosophie, Mythologie und Religion – genau das, was ich brauchte.
    Und als Jack eines Tages nach draußen ging, um nach Vorräten zu suchen, bat ich ihn, mich mitzunehmen, damit ich mir weitere Bücher holen konnte. Ich wollte nicht, dass ein anderer sein Leben riskierte, um nach Büchern für mich zu suchen. Also musste ich es selbst tun, denn ich brauchte unbedingt mehr Bücher. Jack sah mich an, als sei ich verrückt, aber selbst er denkt, dass ich irgendeine Gabe habe, also tat er mir den Gefallen. Ich brauchte Bücher, in denen stand, wie die Menschen ticken, was ihnen wichtig ist und wie sie miteinander umgehen. Also las und lernte ich. Und mit Jacks Hilfe haben wir diese Gemeinde aufgebaut.«
    Diese

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