Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
Jonah«, sagte Jack, »wir werden es dir leicht machen. Gib ihm einen Baseballschläger.«
Das Kind warf mir einen Aluminiumschläger zu. Er fühlte sich gut in meiner Hand an und war die ideale Waffe, wenn man Dummys auf den Kopf hauen wollte.
»Ehrlich, Jack«, sagte ich »ich weiß nicht so recht. Vielleicht solltet ihr mich einfach auslassen.«
Er lachte. Mittlerweile wusste ich, dass es größtenteils als Aufmunterung gemeint war, aber ich hatte den Eindruck, dass trotzdem noch ein klein wenig Machogehabe dabei war. Irgendwann in der Mittelstufe kam der Zeitpunkt, ab dem es Männern einfach unmöglich wurde, das abzustellen. »Komm schon, Jonah, jeder dürfte doch wohl in der Lage sein, vier Zombies mit einem Baseballschläger zu erledigen, besonders, wenn sich drei von ihnen nicht mal bewegen. Bereit?«
»Bereit«, antwortete ich ohne Überzeugung.
»Dann los!«
Während ich den ersten beiden Kämpfern zugesehen hatte, war ich zu dem Schluss gekommen, dass Tanyas Angriffssequenz die einzig Logische war: erst den Hinteren ausschalten, dann den Linken, dann Jack und schließlich den Rechten. Ich drehte mich nach hinten um, machte zwei Schritte, hob dabei den Schläger hoch, schwang ihn horizontal und schlug dem Dummy den Kopf ab. Dann wandte ich mich nach links, ging drei Schritte nach vorne und haute dem zweiten Dummy den Schläger auf den Kopf. All dies ging eher flüchtig und ohne jede Grazie vor sich, aber wenigstens war ich nicht gestolpert und hingefallen oder etwas ähnlich Peinliches.
Ich drehte mich zu Jack um. »Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher«, gestand ich.
»Die Hälfte hast du hinter dir. Bring es einfach zu Ende.«
Ich ging auf ihn zu und schwang den Schläger. Wieder bewegte Jack sich etwas geschmeidiger als ein Zombie, riss die Arme nach oben, um sich vor dem Schlag zu schützen, und packte dann den Schläger mit der linken Hand. Genau so etwas hatte ich befürchtet, und allmählich war ich genervt.
Ich rang mit ihm um den Schläger, konnte ihn schließlich aus seinem Griff lösen und brachte ihn dadurch aus dem Gleichgewicht. Dann hielt ich ihm den Griff des Schlägers vors Gesicht. Ich glaube, er war vor allem verblüfft, und er machte einen Schritt zurück.
Ich hielt den Schläger in der linken Hand und packte mit der rechten sein Handgelenk, sodass er sich nicht wehren oder nach mir greifen konnte. Ich zog ihn mit einem Ruck nach vorne, um ihn erneut aus dem Gleichgewicht zu bringen, hob gleichzeitig den Schläger und schlug ihm damit auf das rechte Schulterblatt. Es war ein kräftiger Hieb, aber er bewirkte nur, dass ich noch härter auf ihn einschlagen wollte, und so haute ich ihm als nächstes kräftig auf den Helm. Als ich den Schläger zum dritten Mal anhob, brüllte er: »Okay, das reicht jetzt, Killer! Dieser Dummy hat genug, schnapp dir den anderen.«
Ich ließ ihn los, ging zu dem letzten Dummy hinüber und zog ihm den Schläger über den Kopf.
Jack kam zu mir herüber, nahm seinen Helm ab und legte seine Hand auf den Schläger. »Ruhig, Mann, ganz ruhig«, besänftigte er mich.
»Ich kann das nicht … ich habe das nie trainiert … es ist einfach nur peinlich. Ich kann es, wenn es ernst wird, aber nicht so.«
Jack lachte kurz und rieb sich die Schulter. »Genau das ist das Problem; du nimmst es ein wenig zu ernst.«
»Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Ich wollte das nicht.«
»Ist schon okay, ehrlich. Ich hätte es wissen müssen – du bist die ganze Zeit allein da draußen rumgewandert, da ist es völlig klar, dass du noch nicht so weit bist, nur zur Übung zu kämpfen.«
Tanya gesellte sich zu uns. »Nicht vor den Kindern, Jungs«, flüsterte sie. »Und sorgt dafür, dass es echt aussieht.«
Jack wusste, was sie meinte, und sagte etwas lauter: »Gut gemacht, da hast du’s mir aber wirklich gezeigt.« Er klopfte mir auf den Rücken und blickte ins Publikum.
In diesem Moment wurden mir einige der Schwierigkeiten bewusst, denen ich begegnen würde, wenn ich Teil dieser neuen Gemeinschaft werden wollte. Wie Popcorn hatte ich mir das Töten selbst beigebracht, aber es war jedes Mal wieder eine sehr private, emotionale und, vor allem, schändliche, qualvolle Angelegenheit. Jetzt musste ich es vor anderen tun, spielerisch und humorvoll. Daran würde ich mich definitiv erst noch gewöhnen müssen.
Jack kam etwas später an diesem Tag zu mir. Ich hatte mich wieder ans Flussufer zurückgezogen. Es war der aufheiterndste, beruhigendste Ort
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