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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Geschichte war noch absurder, als ich es mir jemals vorgestellt hatte. Hätte der Typ telekinetische Fähigkeiten gehabt oder frei schweben können, hätte all das weit mehr Sinn für mich ergeben. Wäre er ein wortgewandter, charismatischer, geschickter Redner gewesen, der alle reingelegt hatte, wäre die Sache absolut nachvollziehbar gewesen. Ich hätte ihn dafür gehasst, aber wenigstens hätte ich es verstanden. Aber ein zögerlicher Messias, der sich selbst weiterbildete, indem er Bücher las, die er im Buchladen um die Ecke hatte mitgehen lassen – das schien mir einfach zu komisch.
    Dennoch musste ich zugeben, dass – im Gegensatz zu all den religiösen und politischen Profitmachern, die die Menschen betrogen hatten, bevor die Toten wiederauferstanden – Milton niemals jemandem Geld aus der Tasche gezogen hatte; er hatte nie behauptet, einer Eingebung folgen zu müssen, die besagte, er solle sich mit einem Harem umgeben und sich mit Trauben füttern lassen, und er schien seinen vermeintlichen Mythos wirklich liebend gerne entzaubern zu wollen.
    Wenn er dieser Gemeinde, der ich nun angehören wollte, etwas gab, dann schien es dumm, deswegen auf sie herabzusehen oder sich über sie lustig zu machen. Ich wollte jedoch noch ein paar mehr Beweise für seine Tiefgründigkeit, bevor ich an einem Initiationsritus teilnahm, der verlangte, dass ich – unbewaffnet – zwischen den hungrigen Toten umherrannte und nach Lufterfrischern und Seidenblumen suchte, oder wonach sie auch immer fragen würden.
    »Was genau hast du denn gelernt?«, fragte ich, und es klang etwas anklagender, als ich wollte.
    »Nun, Jonah, ich habe etwas über die menschliche Natur gelernt, über die ich, das muss ich zugeben, nie nachgedacht hatte, bevor ich hierherkam. Ich glaube, die wenigsten Menschen tun das. Aber da du all diese wundervollen Bücher gelesen hast, bin ich sicher, dass du das sehr wohl getan hast, nicht wahr?«
    Er war so einfach und unkompliziert, dass es auf wundervolle Weise entwaffnend war. Mir war noch immer nicht klar, was die Menschen hier so geheimnisvoll an ihm fanden, aber ich konnte sehen, weshalb er derjenige war, zu dem sie mit ihren Problemen kamen, und wieso sie seine Antworten respektierten. Es war unvorstellbar, dass er sich arrogant oder selbstsüchtig benahm oder jemandem seine Meinung aufzwang.
    »Ja, das habe ich«, antwortete ich. »Ich glaube aber nicht, dass ich zu einem endgültigen Ergebnis gekommen bin.«
    Jetzt lachte er zum ersten Mal, und das war noch entwaffnender als seine kleinen genialen Fragen. »Gut! Ich hätte mich nur schwer mit dir unterhalten können, wenn dem so wäre, denn ich weiß, dass ich selbst keine Antworten habe, nur Fragen, und du hättest dich mit mir bestimmt ziemlich gelangweilt und mich für ziemlich dumm gehalten. Aber wenn du auch Fragen hast, können wir vielleicht ein paar davon gemeinsam stellen. Oder hat Jack noch irgendetwas ungemein Zweckmäßiges, Nützliches, das du für ihn erledigen sollst? Zum Beispiel einen Graben ausheben, eine Mauer bauen oder jemanden umbringen? Er liebt diese Dinge so sehr, es ist wirklich amüsant.«
    »Nein, nein, er hat nichts dergleichen erwähnt.«
    »Wunderbar!« Er lehnte sich wieder mit diesem verträumten Ausdruck zurück, seinem ganz persönlichen Tausend-Yard-Starren. Mir wurde klar, dass sich bei Milton mehr oder weniger alles um das Tausend-Yard-Starren drehte, und es war eine nette Abwechslung, jemanden zu sehen, der es genoss.
    »Ich glaube, was mich am meisten überrascht und interessiert hat, war die Tatsache, dass so viele Menschen sich darüber einig sind, dass die menschliche Seele aus mehreren Teilen besteht. Sie sind zwar unterschiedlicher Ansicht darüber, wie man sie nennt und wie viele es gibt, aber sie sind sich sicher, dass es diese Teile gibt. Hast du das schon immer gewusst, dass es mehrere Teile gibt? Ich fand das wirklich unglaublich!«
    Auch jetzt war Miltons Unschuld ungeheuer mitreißend und, wie Jack es ausgedrückt hatte, elektrisierend für jemanden, der über die Dinge, von denen er sprach, noch nie oder, wie ich, schon viel zu oft nachgedacht hatte – in meinem Fall mit der typisch trockenen, eindimensionalen Denkweise der Akademiker oder Experten. »Nun, Milton, ich denke, ich wurde nicht wirklich dazu erzogen, daran zu glauben, aber ich erinnere mich, es im College gelernt zu haben. Und ich weiß noch, dass ich es damals sehr aufregend fand.«
    »Ja, genau das meine ich! Was für ein

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