Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
in welche Richtung wir unsere Arbeit lenken sollten, vor allem, weil wir nicht einmal auf demselben Gebiet forschten. Und die Ausrüstung war auch nur ein buntes Sammelsurium an Labortechnik. Jedes Mal, wenn irgendwer eine Idee hatte, die uns vielleicht weitergebracht hätte, mussten wir sie wieder aufgeben, weil wir nicht die richtige Ausrüstung oder die entsprechenden Materialien hatten.«
Aufgrund dieser mageren Ressourcen konnten sie nicht viel mehr tun, als zu bestätigen, was alle bereits wussten – dass es sich um ein Virus handelte, das durch Bisse übertragen wurde. Ohne etwas wirklich Nützliches zu tun, hangelten sie sich durch den Sommer und bis zum Beginn des Herbstes.
»Alles, was wir tun wollten, war, uns zurückzulehnen und die Zeit zu genießen, die uns noch blieb«, gestand Milton, und dabei hatte er wieder diesen verträumten, wehmütigen Blick. »Die Basis befand sich in einem atemberaubenden Krater – einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. In der Mitte des Camps plätscherte eine Quelle. Ich hatte noch nie gesehen, dass Wasser einfach so aus der Erde sprudelt; es sah aus wie ein Bild aus einem Märchenbuch. Überall waren Blumen. Es erinnerte mich daran, dass meine Mutter und ich, als ich klein war, manchmal wilde Erdbeeren auf den Wiesen gepflückt hatten. Ich schätze, wir waren zu spät im Krater-Camp angekommen, denn ich konnte nirgendwo Erdbeeren sehen. Ich wette aber, dass jetzt welche dort wachsen.
Ich wünschte mir jeden Tag, wir könnten ein bisschen Getreide anpflanzen und einfach dort bleiben. Und ich wünschte mir, wir hätten ein paar Frauen in der Gruppe gehabt; nicht unbedingt meinetwegen, aber es hätte uns doch die Hoffnung gegeben, dass die Gruppe in diesem Paradies vielleicht überleben würde.«
Allmählich wurde klar, dass sie dort nicht bleiben konnten. Irgendwann würden ihre Lebensmittelvorräte zu Ende gehen. Im Jet war kaum noch Treibstoff, aber sie hatten ohnehin keine Ahnung, wohin sie hätten fliegen sollen. In der Basis standen jedoch zwei alte Jeeps und sie wussten, dass es ganz in der Nähe noch andere, ähnliche Stützpunkte gab. Anfangs hatten sie noch mit den anderen in Kontakt gestanden, aber als der Herbst begann, hatten sie schon seit Wochen von niemandem mehr etwas gehört.
Die nächstgelegene Basis lag etwa dreißig Meilen entfernt, und anscheinend war sie viel größer als ihre eigene. Sie nahmen an, dass es dort größere Vorräte gab, und beschlossen, nachzusehen. Milton fuhr mit zwei Soldaten in einem Jeep dorthin.
»An ihrem Zaun standen keine Zombies«, erzählte Milton weiter, jetzt jedoch viel ruhiger und weniger lebendig. »Das Tor war verschlossen, aber wir hatten, für alle Fälle, Bolzenschneider mitgebracht.
Alles war vollkommen verlassen, ruhig, totenstill. Ich bin mir sicher, Jonah, dass du das auch kennst: Wenn man so lange alleine da draußen ist, wird man vor Einsamkeit und Verzweiflung unendlich optimistisch – es ist wirklich verrückt. Wenn ich jetzt darüber spreche, ist mir völlig klar, dass wir sofort wieder hätten umkehren sollen. Eine vollkommen verlassene Anlage, von der wir wussten, dass dort Dutzende bewaffneter Männer hätten sein müssen? Wie konnten wir nur hoffen, dort etwas Gutes zu finden?
Aber wir dachten, sie hätten den Stützpunkt vielleicht freiwillig verlassen und vielleicht sogar ein paar Vorräte zurückgelassen, die wir uns einfach schnappen und mitnehmen konnten. Vielleicht war es ja sogar gut, dass sie nicht mehr da waren – möglicherweise hätten sie ja nicht mit uns teilen wollen. Wir beruhigten uns gegenseitig mit diesen Unsinnigkeiten, während wir von einem leeren Raum zum nächsten gingen.«
Wieder machte er eine Pause, und dieses Mal senkte er dabei den Kopf und rieb sich die Augen. »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Ich hab dir ja gesagt, dass ich ein kleiner Feigling bin. Ich sollte wirklich in der Lage sein, eine kurze Geschichte zu erzählen, ohne gleich emotional zu werden. Ich brauche mal eine Minute Zeit.« Ihn durchfuhr ein Schauder. Er zitterte heftig. »Es war definitiv nicht gut, dass dort keine Menschenseele mehr war. Oh, nein, wirklich nicht gut.«
Kapitel 7
Die Labors der Militärbasis sahen verwüsteter aus als die anderen Räume, und auf dem Boden waren riesige Flecken, die wie getrocknetes Blut aussahen. In den Labors standen Käfige unterschiedlicher Größe, die alle leer waren. In einem der größeren Labors war die komplette Ausstattung zerstört
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