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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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Auch ich spürte in jenem Moment diese rohe, ursprüngliche Energie, die Wut und den Ekel, die Frank am Abend zuvor angetrieben hatten.
    Heute Nacht würde ich dabei helfen, dass Gottes Vergeltung selbst bis in die tiefste Grube dieser von Menschen gemachten Hölle reichte. Gott und ich hatten es zugelassen, dass dieser Ort in unschuldiges Blut getränkt wurde, und das machte ich uns beiden zum Vorwurf. Nun war es an der Zeit, dass diese Mauern mit dem Blut der Schuldigen beschmutzt wurden, denn so sollte die Hölle eigentlich aussehen – gerechte Urteile und vollkommen verdiente, niemals endende Bestrafungen.
    Ich blickte zum Himmel. »Gib mir Kraft, Herr«, sagte ich ruhig. Der Donner kam näher. Ich ballte die Fäuste, und als ich sie öffnete, schmerzten sie nicht mehr so sehr wie zuvor. Ich schaute aus meiner Zelle hinaus und stellte fest, dass ich mit meinem guten Auge wieder besser sehen konnte, zumindest so weit, dass ich ein wenig Tiefenwahrnehmung hatte.
    Ich nickte. »Danke«, sagte ich. »Das wird genügen.«
    Wieder durften wir draußen am barbarischen Wild-Festmahl teilhaben, aber dieses Mal gab es keinen Obstwein. Ich war dankbar dafür, seinen ekelerregenden Gestank in jener Nacht nicht riechen zu müssen, auch wenn dies bedeutete, dass die Insassen nüchtern und besser in der Lage waren, uns abzuwehren. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt war mir das längst egal. Gefräßig schlangen wir unser Essen hinunter, während sich über unseren Köpfen Unwetterwolken auftürmten; noch war kein Tropfen Regen gefallen.
    Als ich zu Tanya hinübersah, war ich mir sicher, Trotz und Entschlossenheit in ihren Augen zu erkennen. Ich hoffte inständig, dass sie denselben Ausdruck in meinen Augen sah. Und ich hoffte, dass das Ganze für uns etwas anders enden würde als für den armen Frank. Da Frank tot war und sie Popcorn und mich zu blutigen Häuflein Elend geprügelt hatten, schienen sie sich keine Sorgen darüber zu machen, dass wir sie möglicherweise angreifen könnten. Sie hatten zwei Wachen für Popcorn abgestellt, aber nur je eine für Tanya und mich, und wie zuvor hielten sich noch jede Menge mehr im Hintergrund auf, die jederzeit eingreifen konnten, falls es nötig sein sollte.
    Als das Gefängnis im Halbdunkel lag und nur hin und wieder vom Licht eines Blitzes erhellt wurde, kletterte Copperhead an der Strickleiter hinunter und näherte sich Tanyas Zelle. Auch er schien sich sicher zu sein, dass es heute Nacht keinen Aufstand geben würde, denn er wurde von keinem Bodyguard begleitet. Er war sogar so optimistisch, dass er anhielt und mich verspottete, bevor er Tanyas Zelle betrat.
    »Schlimmer Sturm heute Nacht«, sagte er mit seiner typischen falschen Fröhlichkeit – obwohl ich mir sicher bin, dass die Aussicht auf sadistische, erniedrigende Taten ihn in diesem Fall tatsächlich fröhlich stimmte. »Aber ich bin mir sicher, dass du trotzdem noch hören kannst, wie meine neue schwarze Schlampe meinen Namen ruft, wenn ich ihr zeige, wie ein echter Kerl es ihr so richtig schön hart besorgt. Nichts wäre laut genug, das zu übertönen, wenn ich erst mal so richtig schön tief in ihr drin bin.« Er lachte schallend. Ich hoffte, dass es für ihn das letzte Mal sein würde.
    Während Copperhead mich erniedrigte, betrat eine weitere Gruppe Pädophiler Popcorns Zelle. Ich bewegte mich jedoch noch nicht auf die Tür zu – es war besser, sie nicht zu früh in Alarmbereitschaft zu versetzen. Ich war mir sicher, dass Popcorn oder Tanya diese Ungeheuer jeden Moment angreifen würden, und erst das wäre mein Stichwort, mich einzumischen und zu tun, was ich konnte, bevor sie mich totschlugen. Ich nahm noch immer an, dass diese Nacht mit meinem Tod enden würde, obwohl ich hoffte, dass ich mehr von diesen hässlichen Bastarden mitnehmen konnte als der arme Frank.
    Es blitzte, und ich konnte nur bis fünf zählen, bevor der Donner über uns grollte. Der Sturm kam näher.
    Ich starrte wie gebannt auf Popcorns Zelle. Dieses Mal waren den Besuchern beide Wachen hinein gefolgt, vermutlich, um Popcorn, falls nötig, erneut zu verprügeln. Er musste seinen Angriff jedoch genau abgepasst haben, denn ich hörte, wie einer von ihnen brüllte: »Scheiße! Passt auf! Der kleine Scheißkerl hat ein …«
    Seine Worte verwandelten sich abrupt in gurgelndes Geschrei, als eine mächtige rote Fontäne in hohem Bogen zwischen den Stäben hindurch auf den Boden vor der Zelle spritzte.
    »Holt ihn von mir runter!«, brüllte ein anderer.

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