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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Paffenroth
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wild.
    Ich reichte Popcorn das blutige Stahlteil und nahm den Baseballschläger an mich. Da nun kein Mitglied der Grubenmannschaft mehr zu sehen war, konnten wir endlich Tanya zu Hilfe eilen. Sie war die ganze Zeit über gegen die Stäbe geworfen worden und keuchte und schwitzte, aber es war offensichtlich, dass sie spürte, wie das Leben nun allmählich aus ihrem Peiniger wich. Sie sah mich an – die Zähne zusammengebissen, die Lippen zu einem Grinsen verzogen, die Augen voller Wut und den Mund direkt neben seinem Ohr, während sein aufgedunsenes, groteskes Gesicht blau anlief.
    Auch er sah mich mit hervorquellenden Augen an, und ich bildete mir ein, ein Flehen darin zu erkennen, ich war mir allerdings nicht sicher. Schlimmer war jedoch vielleicht, dass ich mir ebenso unsicher war, ob es überhaupt einen Unterschied für mich gemacht hätte. Und noch schlimmer: Mir ging der Gedanke durch meinen adrenalingetränkten Kopf, dass wir das, von dem wir wussten, dass es als Nächstes passieren würde, nur umso mehr genießen konnten, wenn er tatsächlich um Gnade flehte – etwas, dass sich Popcorn und Frank auf so mutige Weise verwehrt hatten. Mich durchfuhr ein Schauder, denn allein die Aussicht, Vergeltung an diesem Stück Dreck zu nehmen und ihn zu bestrafen, schmeckte erschreckend süß.
    »Also, Jonah«, zischte Tanya, »du wusstest das vielleicht noch nicht, weil du kein Inzucht-Hinterwäldler-Arschloch bist, das aus irgendeinem Sumpf gekrochen ist – aber man muss einer Schlange richtig kräftig auf den Kopf hauen, wenn man das debile arme Tierchen wirklich umbringen will.«
    Ich schwang den Schläger zurück, um ihm den entscheidenden Hieb zu versetzen. Es war die grausame, persönliche Art der Exekution aus allernächster Nähe, die ein Sadist wie Copperhead besonders unterhaltsam gefunden hätte, also bemühte ich mich, sie nicht allzu sehr zu genießen. Aber nach all den Leiden, die Frank und Popcorn durchlebt hatten, war das schlicht unmöglich. Man musste der menschlichen Natur wenigstens ein kleines, zutiefst körperlich befriedigendes Vergnügen gönnen, wenn man schon eine Krankheit wie Copperhead ausmerzen musste – etwa so, als ob man eine reife Eiterbeule aufstach oder sich juckenden Schorf aufkratzte. Ich wäre viel eher geneigt gewesen, einem Untoten Gnade zu erweisen.
    Über uns schwollen die »Töten! Töten! Töten!«-Rufe zu orgiastischer Lautstärke an.
    »Stirb, du verdammter Hurensohn!« Ich ließ den Schläger auf seine Stirn niedersausen. Aus unmittelbarer Nähe klang das glitschige Krachen viel lauter als bei Frank. Ich zog den Schläger zurück, riss den Nagel aus seiner Stirn, und Tanya stieß ihn mit einem grellen Schrei der Abscheu von sich, während die Menge über uns völlig ausrastete. Er fiel mit einem dumpfen Knall zu Boden, der unter dem Jubel kaum zu hören war.
    Tanya und ich rangen nach Luft, und unsere Genugtuung war so berauschend, dass wir gemeinsam mit Popcorn innehielten, um zuzusehen, wie die Pfütze dicken, dunklen Blutes unter seinem Gesicht hervorquoll. Ich sah Tanya an und empfand eine Glückseligkeit, die beinahe so groß wie nach dem Sex war.
    Zu diesem Zeitpunkt war es mir wirklich egal, ob die anderen Insassen später meinen Kopf auf einen Stab aufspießten. Ich hatte den Anführer dieser erbärmlichen kleinen Hölle in die echte geschickt. Falls mir in Zukunft noch einmal irgendetwas Gutes widerfahren sollte oder ich auch nur noch ein paar Minuten weiteratmen durfte, um diesen Sieg zu genießen, dann war dies das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, und ich würde es auf meine Liste der Dinge schreiben, die auf einen Gott hindeuteten, der daran interessiert war, die Schuldigen zu bestrafen. Zumindest hatte er das Gebet erhört, das ich letzte Nacht bei Franks Beerdigung gesprochen hatte.
    Zu dritt standen wir einen Augenblick lang da, keuchend und über und über mit warmem, klebrigem Blut bedeckt, und dann drangen zwei weitere Schreie durch das Gefängnis, die von grellen Blitzen und beinahe zeitgleichen Donnerschlägen begleitet wurden. Der Jubel über uns erstarb plötzlich. Die lang gezogenen, durchdringenden Schreie klangen, als würden Menschen bei lebendigem Leib auseinandergerissen, und im selben Moment, als ich sie hörte, nahm ich einen unglaublich starken Geruch wahr, der selbst den beinahe überwältigenden metallischen Geruch des Blutes übertünchte – den Geruch von verrottendem Fleisch. Dann hörte ich ein weiteres Geräusch – ein leises,

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