Dylan & Gray
habe mich geirrt. Dann dachte ich, dass es für dich leichter sein würde, nur hat unser kleines Telefonat wohl bewiesen, dass ich damit genauso falsch lag.« Sie unterbricht sich und blickt mir ernst in die Augen. »Bei dem Anruf hatte ich nicht vor, mit dir Schluss zu machen. Ich möchte dich wirklich nicht verlieren, Gray.«
Ich schaue sie an und denke, dass ich sehr viel Grund hätte, immer noch wütend zu sein. Aber wie soll ich das hinkriegen, wenn Dylan direkt vor mir steht? An meinem Ärger festzuhalten, wäre reine Zeitverschwendung. Mir kommt es viel einleuchtender vor, Dylan zu küssen. Und immerhin ist sie gekommen und gibt sich Mühe. Das reicht mir als Entschuldigung.
»Ich hätte nicht einfach auflegen sollen«, sage ich.
»Eigentlich wollte ich es nur vermeiden, dir wehzutun. Weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte. Aber dann habe ich es vermasselt und genau das getan«, sagt sie.
Ich trete einen Schritt näher.
»Wenn du einverstanden bist, würde ich gerne einen zweiten Versuch starten«, sagt sie, »und mich anstrengen, dass es funktioniert. Ich habe mir vorgenommen, am Ende meines Lebens nichts zu bereuen. Und ich würde es sehr bedauern, wenn ich dich nicht bei mir hätte.«
Ich schaue ihr in die Augen und muss lächeln. Mein Herz klopft so wild, als wolle es mich dazu bringen, den letzten Schritt vorwärts zu tun.
»Na ja, und du hast mich schließlich für die Weihnachtsferien eingeladen. Steht das Angebot noch?«
Ich nicke langsam. »Weißt du, ich habe dich auch vermisst«, sage ich. »Jeden einzelnen Tag. Ich habe bloß keine Souvenirs gesammelt, um es zu beweisen.«
»Mmh«, sagt sie und kratzt sich am Kinn, während sie nachdenkt. Dann meint sie, dass Wort »vermissen« sei viel zu ungenau und würde nicht einmal annähernd das Gefühl beschreiben.
»Vielleicht wäre ›begehren‹ besser, oder auch ›sehnen‹, obwohl ich den Ausdruck eigentlich nicht mag, weil er nach Kitschfilm klingt«, sagt sie und haucht: »Ich habe mich nach dir geseeehnt … «
Ich höre ihren wirren Gedankengängen zu, die ich echt vermisst habe. Dylan ist wie ein Kaleidoskop. Sie verändert sich ständig, ist immer am Rotieren, und man weiß nie, wie das Ergebnis aussieht. Ich könnte jetzt ausführlich von Liebe reden und versuchen, die ganzen Gefühle in Worte zu fassen, die durch meinen Kopf schwappen, aber stattdessen ziehe ich Dylan an mich und küsse sie, wie ich es mir die letzten drei Monate in meinen Träumen ausgemalt habe.
Ich zeige ihr, dass Worte manchmal überflüssig sind.
Sie küsst zurück. Zuerst fühlt es sich noch tastend und vorsichtig an, dann werden wir beide mitgerissen. Dylan schlingt mir die Arme um den Hals, ich drücke sie so fest an mich, dass ich ihr Herz im gleichen Turbotempo schlagen fühle wie meines, und alles andere verschwindet im Hintergrund.
Ich weiß, dass ich nicht kontrollieren kann, was in meinem Leben geschieht. Ich muss einfach hinnehmen, dass Menschen hineinschneien und wieder verschwinden, ähnlich wie ich mich damit abfinde, dass die Zeit verfließt und sich nicht zurückdrehen lässt.
Und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wohin es mich in Zukunft verschlagen wird.
Aber immerhin weiß ich, wen ich liebe. Und ich fange an zu glauben, dass ich mehr Sicherheit im Leben gar nicht brauche.
In meinem Buch werden eine Menge Songs erwähnt, und beim Schreiben habe ich Playlists zusammengestellt, die mir geholfen haben, meine Hauptpersonen besser kennenzulernen. Weil das so viel Spaß gemacht hat, habe ich mir auch gleich die Titel der Mix- CD s überlegt. Weiter unten findet ihr die Musik, die Gray für Dylan ausgesucht hat – mit dem Wort Liebe in jedem Song.
Gray:
1. My Lie - The White Buffalo
2. This Is Such A Pity - Weezer
3. Mysterious Ways - U2
4. To Be Young - Ryan Adams
5. Joy Ride - The Killers
6. Nearly Beloved - The Wallflowers
7. I Want You - Bob Dylan
8. Rock and Roll - Eric Hutchinson
9. Just Like Heaven - The Cure
10. July, July - The Decemberists
11. Never Had Nobody Like You - M. Ward
12. Whatever You Like - T. I.
13. Tear It Off - Method Man and Redman
14. Fool In The Rain - Led Zeppelin
15. Hang Me Up To Dry - Cold War Kids
16. Elevation - U2
Dylan:
1. Kodachrome - Paul Simon
2. Optimistic Thoughts - Blues Traveler
3. I Don’t Know Why - Alison Krauss
4. When You Feel It - Brett Dennen
5. Five Years Time - Noah and the Whale
6. Sweetest Thing - U2
7. All Summer Long - Phoebe Kreutz
8. Rain King -
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