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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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sie in unterschiedliche Richtungen davonrollten – nur leider nicht in Travis’ Richtung.
    Travis hob erneut die Beretta und spähte suchend nach einem Ziel umher, als ihm jäh zu Bewusstsein kam, was für ein Bild er abgab. Er hielt eine Pistole in der Hand, und das in einem Zimmer, in dem sich ein ehemaliger Präsident aufhielt und in das jetzt gleich Sicherheitsbeamte gestürmt kommen würden.
    Was seine Überlebenschancen erheblich verringerte.
    Er schleuderte die Pistole blitzschnell zur Seite, sah, wie sie auf dem Teppich landete und weiterschlitterte, bis sie unter der Couch verschwand. Gleichzeitig bekam er mit, wie Paige und Bethany auf ihn zu hechteten. Kaum, dass sie auf dem Boden gelandet waren, fing auch schon die Schießerei an.

38
    Travis sah sofort, dass die Lage für sie nicht günstig war. Finn und seine Leute hatten sich in angrenzende Zimmer zurückgezogen und Garner an Ort und Stelle zurückgelassen. Die Beamten des Secret Service stürzten bereits auf ihn zu und gaben dabei Abwehrfeuer in Richtung der offenen Türen ab, durch die die anderen verschwunden waren.
    Aber sie versuchten nicht, ihnen nachzusetzen. Unternahmen keinen direkten Angriff auf sie. Weil das nicht ihre Aufgabe war.
    Ihre Aufgabe bestand einzig darin, Garner in Sicherheit zu bringen, und das würden sie in etwa fünfzehn Sekunden erledigen. Zwanzig, maximal. Sie würden ihn schützend in ihre Mitte nehmen und eilig aus dem Zimmer schaffen, den Flur hinab, hinaus ins Treppenhaus, und dann würden sie vermutlich sogar das Gebäude mit ihm verlassen. Wobei sie zwar weiter Schüsse zur Deckung ihres Rückzugs abgeben würden, aber mehr auch nicht. Nicht einmal Garner hatte die Vollmacht, von ihnen etwas anderes zu verlangen. In der allgemeinen Aufregung würden sie ihm wohl auch gar nicht erst zuhören.
    In weniger als einer halben Minute, überschlug Travis, würden er und die beiden Frauen mit Finns Leuten allein in der Wohnung zurückbleiben – bis auf einen alle noch am Leben.
    Travis lag inzwischen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, die unbewaffneten Hände vor sich ausgestreckt. Paige und Bethany lagen in derselben Haltung direkt neben ihm.
    Travis hob den Kopf und sah, wie zwei Beamte an der inneren Wohnzimmerwand vorbeiliefen. Sie gaben Salven von jeweils drei Schüssen ab.
    Was sonst noch vor sich ging, konnte Travis von seiner Position aus nicht sehen. Ob Finns Leute schossen, entzog sich seiner Kenntnis; ihre schallgedämpften Schüsse wären im Getöse der Maschinenpistolen unmöglich zu hören gewesen.
    Paige wandte ihm das Gesicht zu und sah ihn eindringlich an. Auch sie hatte längst erfasst, in welch misslicher Lage sie sich befanden. Dann sah sie an ihm vorbei. Er wendete den Kopf, um ihrem Blick zu folgen, und sah einen der Zylinder.
    Er lag etwa drei Meter entfernt, unter dem Couchtisch.
    Er sah sich nach dem anderen um, konnte ihn aber nicht entdecken. Der Richtung nach, in die er gerollt war, befand er sich jetzt näher bei Finns Standort. Es war sinnlos, auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden.
    Travis schaute wieder zu dem anderen Zylinder. Falls er irgendwie hinübergelangen und die Iris öffnen könnte, bedürfte es keiner besonderen Vorkehrungen mehr, um sie in Position zu bringen. Die Fußböden in dieser Gebäuderuine bestanden nicht bloß aus Beton und Bewehrungsstäben, sondern aus einem dichten Gitterwerk aus Stahlruten, das trotz der weit fortgeschrittenen Verrostung noch bemerkenswert stabil war: Die Stahlruten waren an die drei Zentimeter dick und in einem Abstand von nicht mehr als sieben Zentimetern miteinander verflochten. Egal, an welcher Stelle er die Iris öffnete, sie würden immer eine stabile Fläche vorfinden, auf die sie hinauskriechen könnten.
    Von der Stelle aus, an der er lag, könnte er den Zylinder in zwei Sekunden erreichen.
    Paige erriet, was ihm durch den Kopf ging. «Lass es!» Ihre Stimme war in der allgemeinen Schießerei kaum zu verstehen. «Sie werden glauben, es sei eine Waffe!»
    Er drehte den Kopf herum. Sie waren inzwischen bei Garner angelangt. Umringten ihn von allen Seiten. Zwei oder drei von ihnen hatten ihren Schützling links und rechts an den Armen gepackt und zerrten ihn jetzt auf die Tür und damit auf den Flur zu. Garner schrie ihnen tatsächlich etwas zu, ganz, wie Travis vermutet hatte. Mit ähnlich bescheidenem Erfolg wie vermutet. In zehn Sekunden würden sie fort sein. Sie feuerten weiter in Richtung der Türdurchgänge, durch die

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