Dystopia
vor.
Dann nickte er. «Auch wieder wahr.»
Er senkte den Blick auf Garners Telefon und gab eine Nummer ein. Hielt es sich ans Ohr, wartete. Als sich am anderen Ende jemand meldete, sagte Finn: «Wir sind hier», und schilderte dann rasch das Problem, das sich durch die Telefonkonferenz ergab. Beim Sprechen zog er sich nach draußen auf den Flur zurück. Travis hörte ihn sagen: «Nein, nähere Einzelheiten werden in der E-Mail nicht genannt, aber wir beide, Sie und ich, kommen namentlich vor, was natürlich nicht hilfreich ist.» Danach setzte Finn das Telefonat mit so gedämpfter Stimme fort, dass Travis nichts mehr verstehen konnte.
Der Wanduhr im Wohnzimmer nach blieben bis zum Beginn der Telefonkonferenz noch vier Minuten.
Finn kehrte ins Zimmer zurück. Dem Leuchten auf dem Display nach war das Telefon weiterhin angeschaltet, doch er hielt es sich nicht länger ans Ohr. Er sah Garner an.
«Es ist auf Lautsprecher geschaltet», erklärte Finn und sagte dann in Richtung Sprechmuschel: «Er hört Sie jetzt.»
Der Mann am anderen Ende der Leitung räusperte sich leise. Schon bei diesem Laut erkannte Travis die Stimme auf Anhieb, sie war unverkennbar.
«Präsident Garner», sagte der Mann.
«Präsident Currey», erwiderte Garner.
Travis hörte, wie Currey vernehmlich die Luft ausstieß. Er klang müde. «Rich, was genau hast du vor?»
«Dieselbe Frage möchte ich zunächst dir stellen. Schieß los.»
«Dazu reicht unsere Zeit nicht, dir das jetzt alles zu erklären. Hör zu, wenn ich dir als alter Freund einen Rat geben darf: Warum tust du nicht einfach, worum man dich bittet? Wenn dieses Konferenzgespräch losgeht, sagst du einfach, du hättest vorschnell gehandelt und dass jetzt alles in Butter ist. Etwas anderes bleibt dir doch gar nicht übrig.»
«Das sehe ich etwas anders», sagte Garner. «Eben ging mir noch durch den Kopf, dass ich einfach nur hier stehen und zusehen könnte, wie der Minutenzeiger ein paar Runden auf dem Zifferblatt dreht. Wenn ich mich in das Gespräch nicht einklinke, schrillen schon allein deshalb erste Alarmglocken. Ob du und deine Leute derlei Alarmglocken gebrauchen könnt, wo ihr doch euer mysteriöses Vorhaben noch vier Monate geheim halten wollt, wage ich zu bezweifeln.»
Travis sah, wie bei diesen Worten Garners ein Anflug von Belustigung über Finns Gesicht huschte. Er war so schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.
«Dein Problem ist doch Folgendes», sagte Currey. «Du hast die Absicht, eine Front von Unterstützern gegen uns in Stellung zu bringen. Dazu musst du vernünftige Leute von etwas überzeugen, was kein vernünftiger Mensch ohne Vorlage von Beweisen je glauben würde. Wenn du noch einen der Zylinder hättest, wäre das kein Problem. Dann könntest du den Leuten zeigen, wie es auf der anderen Seite aussieht. Aber diesen Vorteil hast du jetzt eingebüßt. Wer also soll dir Glauben schenken? Dein Status als ehemaliger Präsident wird dir nicht viel nützen, wenn zu all jenen, die deiner Behauptung jede Grundlage absprechen, auch der amtierende Präsident und sein gesamtes Kabinett gehören.»
Garners Entschlossenheit geriet sichtlich ins Wanken, das entging Travis nicht. Seine Miene verdüsterte sich.
«Es ist vorbei, Rich», fuhr Currey fort. «Je eher du das einsiehst und anerkennst, desto besser – zumindest für dich. Du brauchst nur zu kooperieren, dann wirst du von uns nie wieder behelligt. Gerade jetzt liegt es nicht in unserem Interesse, irgendwelche Schlagzeilen zu produzieren.»
Garner sah Paige an, die direkt neben ihm stand, dann Bethany und zum Schluss Travis.
«Was wird mit den anderen?», fragte Garner. «Und erzähl mir keine Lügen, Walter. Das durchschaue ich sofort.»
«Dessen bin ich mir bewusst.» Erst nach einer längeren Pause redete Currey weiter. «Also schön, gut. Sie werden sterben. Sie werden zum Rockport Army Depot auf Long Island gebracht, um dort von ein paar Freunden von uns verhört zu werden, und danach bekommen sie jeder eine Kugel in den Kopf. Klingt das wahrheitsgemäß genug? Der Punkt ist, dass es auf jeden Fall so kommen wird, unabhängig davon, wie du dich entscheidest. Du kannst ihnen nicht helfen. Du solltest jetzt zuerst und ausschließlich an dich denken. Also tu’s einfach. Schalte dich in das Konferenzgespräch ein und spiel deine Rolle gut. Ich mache jetzt die Leitung frei.»
Es klickte. Er hatte aufgelegt.
Finn drückte auf den Knopf, um den Anruf zu beenden, und hielt das Telefon dann
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