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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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dann auf einmal ängstlich.
    «Meine Möglichkeiten vermag ich ungleich besser abzuschätzen als Sie», sagte Garner.
    Hätte er noch weitergesprochen, wären seine Worte vom Geräusch der Wohnungstür übertönt
worden, die jetzt krachend aufflog. Travis blickte ruckartig zur Seite und sah zwei Männer in schwarzen Anzügen und mit MP 5-Maschinenpistolen hereinstürmen, die sie bereits schussbereit geschultert hielten. Praktisch im selben Moment drang dasselbe krachende Geräusch noch aus anderen Winkeln der Wohnung herüber – zwei weitere Teams, die durch andere Zugänge hereinstürmten.
    Jetzt begriff er, warum Garner die sechs Bewaffneten und ihre eher lässige Haltung gemustert hatte. Bei der kleinsten falschen Bewegung ihrer vier Gefangenen hätten sie ihre Berettas sofort hochgerissen – bewaffnete Secret-Service-Agenten aber, die überfallartig die Wohnung stürmten, waren etwas ganz anderes.
    Die Wirkung auf die sechs Männer – von Finn ganz zu schweigen – ließ nicht auf sich warten. Sie wandten ihre Köpfe den Geräuschen der verschiedenen Türen zu, die gerade aufkrachten. Von ihrem Standort aus konnten die sechs nicht direkt in den Flur blicken. Travis und die anderen drei schon, weil die Wand, an der sie standen, eine Verlängerung der einen Flurwand war.
    Doch Finns Bewaffnete wussten auch so, wer da im Anmarsch war. Das hatte der Teil ihres Gehirns, der sie dazu veranlasst hätte, eine heiße Kartoffel umgehend fallen zu lassen, blitzschnell erfasst. Was, wie Travis nicht entging, eine Art neutrales Tauziehen zwischen allen möglichen Reaktionen zur Folge hatte: die Gefangenen töten, in Deckung gehen, so schnell wie möglich abhauen. Nicht die Art Entscheidung, die sie in der geradezu lächerlich kurzen Zeit hätten treffen können, die ihnen zur Verfügung stand.
    Mindestens einer der sechs entschied sich für die erste Option. Der Mann, der Travis am nächsten stand. Die Beretta des Typen hob sich bereits, um sie aufs Korn zu nehmen, während die Leute vom Secret Service draußen durch den Flur gestürmt kamen. Sie würden das Wohnzimmer bald erreichen, aber nicht bald genug.
    Travis schnellte auf den Mann zu, der gerade seine Pistole hob und ihm günstigerweise genau gegenüberstand, überquerte die anderthalb Meter, die sie voneinander trennten, in derselben Zeit, die der Mann brauchte, um die Pistole bis in Brusthöhe zu heben. Mit der linken Hand packte er den Schalldämpfer und riss die Waffe nach unten, damit sie nicht länger auf die anderen zielte, mit der Rechten versetzte er ihm mit aller Kraft, die er aus dem Anlauf aufzubringen vermochte, einen Haken gegen den Hals. Das genügte vollauf. Der Typ taumelte zurück und ließ reflexhaft seine Pistole los. Und dann wirbelte Travis mit der Pistole in der Hand herum, direkt an dem Typen vorbei und über den Halbkreis der anderen hinaus. Ohne den Versuch zu unternehmen, sein Tempo zu drosseln oder auch nur auf den Beinen zu bleiben.
    Er machte noch einen Schritt, ehe er endgültig aus dem Tritt geriet, und dann stürzte er auch schon, wobei er noch im Fallen seine Drehung abschloss. Die Beretta weiter in der Linken, die den Schalldämpfer umfasste. Er riss die rechte Hand hoch und packte die Pistole am Griff. Hob sie, um auf einen der anderen Bewaffneten zu zielen. Natürlich deutete sein Schusswinkel im Fallen extrem nach oben. Falls der Schuss danebenging, würde er bloß die Decke treffen – über diesem Stockwerk befand sich keine bewohnte Etage mehr.
    Er feuerte. Der Schuss ging nicht daneben, sondern traf den Mann am Hinterkopf und pustete ihm den Schädel weg.
    Dann knallte Travis mit dem Hintern voll auf den Boden und verlor kurz die Kontrolle über seinen Schussarm.
    Inzwischen waren alle in Bewegung. Alles passierte zu schnell, als dass Travis noch den Überblick hätte behalten können. Er sah, wie Paige und Bethany die Köpfe einzogen und auf ihn zustürzten, um sich aus der Todeszone in Sicherheit zu bringen, die nun gleich zwischen den Bewaffneten und den im Flur heranstürmenden Beamten entstehen würde. Er konnte die Schritte der Beamten hören, wie auch die der anderen Teams, die noch irgendwo hinter ihnen waren, außer Sichtweite. Er sah, wie die Bewaffneten geduckt die Flucht ergriffen, vermutlich, weil sie die Beamten jetzt sehen konnten. Ein Mann prallte von hinten mit solcher Wucht gegen den Ledersessel, auf dem die Zylinder lagen, dass der Sessel vornüberkippte und beide Zylinder auf den Teppich fielen, wo

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