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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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rechtzeitig fangen könnte. Ihm blieb keine andere Wahl. Er hörte, dass seine Zeit knapp wurde.
     
    Als sie die Iris passiert hatte, schnellte Paige auf den Knien herum und riss geistesgegenwärtig die Hände vors Gesicht, als sie den Zylinder auf sich zufliegen sah. Sie bekam ihn gerade noch zu fassen und drückte ihn an sich, ohne dann noch einen Gedanken darauf zu verschwenden.
    Weil Finn und zwei seiner Männer soeben auftauchten, kaum drei Meter hinter Travis. Sie kamen hinter dem umgekippten Ledersessel und dem anderen Sessel, der noch danebenstand, zum Vorschein, hoben bereits ihre Pistolen.
    Aber Travis richtete sich jetzt ebenfalls auf, wenn auch ohne Pistole. Die Beretta lag irgendwo unter der Couch, ganz in der Nähe, doch der Zwischenraum war zu schmal, um auf die Schnelle mit der Hand danach zu tasten.
    Was Travis stattdessen hatte, war der Couchtisch, den er in der Mitte mit beiden Händen gepackt hielt und gerade über den Kopf hob, während er sich aus seiner gekauerten Haltung aufrichtete.
    Finn und seine Männer zuckten zurück. Damit hatten sie nicht gerechnet.
    Travis stand inzwischen aufrecht da und schleuderte ihnen den Couchtisch mit voller Wucht entgegen, ein wenig wie ein beidhändiger Kugelstoßer.
    Finn duckte sich. Der Mann links von ihm riss schützend die Unterarme hoch. Der Mann rechts, offenbar völlig überrumpelt, unternahm nichts, und Paige sah, wie er von der Tischkante frontal an der Nase getroffen wurde. Seine untere Gesichtshälfte war gleich darauf blutüberströmt.
    Alles Weitere bekam Paige nicht mehr mit. Sie sah, wie Travis jetzt geduckt auf die Öffnung zuhechtete, und rückte hektisch beiseite, um ihm Platz zu machen. Er kam mit dem Kopf voran hindurch, landete auf den Unterarmen, drehte sich um und zog rasch die Beine über den Rand der Öffnung nach.
    Paige schoss durch den Kopf, dass sie noch längst nicht in Sicherheit waren. Eher das Gegenteil. Sie lagen direkt vor der Öffnung im Dunkel, ohne die Möglichkeit, sich rasch zu entfernen oder in Deckung zu gehen – wenn es so etwas wie Deckung überhaupt gegeben hätte. Finn und seine Leute waren nur wenige Sekunden aufgehalten worden, ihnen blieb noch reichlich Zeit, ehe sich die Iris schließen würde.
    Sie sah bereits zwei Paar Füße und Schienbeine, die um die Sessel herumkamen, sich drehten und die freie Fläche überquerten. Die Männer müssten sich nicht einmal die Mühe machen, durch die Iris nach ihnen Ausschau zu halten. Sie bräuchten nur ihre Pistolen hindurchzuschieben und könnten losfeuern, in der Gewissheit, ihre Ziele nicht zu verfehlen.
    Die SIG .
    Verdammt, wo war der Rucksack? Als Paige ihn durch die Iris geworfen hatte, war ihr einziger Gedanke gewesen, ihn so rasch wie möglich aus dem Raum zu befördern. Sie fuhr herum, versuchte zu erraten, wo und wie weit weg genau er auf dieser Seite gelandet sein mochte.
    Doch kaum hatte sie sich umgedreht, sah sie die SIG auch schon. Eine kleine Hand hielt sie umklammert. Und richtete sie auf die Iris.
    Bethany schoss.
    Paige wandte sich blitzschnell wieder um und sah, wie anderthalb Meter hinter der Öffnung eine Kniescheibe getroffen wurde. Ein Mann brüllte auf und stürzte zu Boden. Es war nicht Finn. Der Typ hatte seine Beretta zwar noch in der Hand, zielte aber nicht. Bethanys nächster Schuss durchschlug sein Nasenbein, und er sackte leblos auf dem Teppich zusammen. Das zweite Paar Beine machte abrupt halt, der Mann sprang beiseite und entging auf diese Weise knapp Bethanys nächstem Schuss. Die Patrone schlug stattdessen in eins der kugelsicheren Fenster der Suite ein.
    Paige sah, wie Travis sich inzwischen aufrappelte. Er hielt ihr die Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Auch Bethany richtete sich nun auf, hielt aber den Oberkörper weiter vorgebeugt und die SIG nach vorne gerichtet, um jederzeit wieder feuern zu können.
    Zehn Sekunden darauf hatten sie sich einige Meter weiter weg in Sicherheit gebracht, in einem schrägen Winkel zur Iris. Die in der Finsternis schwebende Öffnung, aus der helles Licht auf den ringsum niedergehenden Regen fiel, bot einen unwirklichen Anblick.
    Bethany hielt weiter die SIG auf die Öffnung gerichtet. Aber dort tauchte niemand mehr auf.
    Die noch verbleibende Minute zog sich quälend in die Länge. Dann endlich schloss sich die Iris, und um sie herum waren nur noch Regen und Kälte und Dunkelheit inmitten der verfallenen Stadt.

39
    Der Regen erwies sich sogleich als nützlicher Wegweiser: Wo er

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