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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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eine Gefahr sie für ihn darstellten. Weil sein Geheimnis in der jetzigen Gegenwart zwar gut geschützt ist, aber in der Zukunft nicht länger abgeschirmt werden kann. Würde also dort jemand zu suchen anfangen, könnte er dem Geheimnis letzten Endes auf die Spur kommen.»
    Travis blickte kurz sinnend ins Leere. «Was genau hat er zu verbergen?»
    «Vielleicht einfach seine Komplizenschaft bei dem, was mit der Welt geplant ist?», sagte Bethany. «Mal angenommen, die Sache, an der er derzeit heimlich beteiligt ist, schlägt fehl. Und zwar katastrophal. Eine Sache, die so groß ist, dass sie sich sogar seiner Kontrolle entzieht, und die, wenn sie fehlschlägt, die ganze Welt mit in den Abgrund reißt. Vielleicht haben Paige und die anderen in der Zukunft Informationen sicherstellen können, die uns helfen könnten, das Ganze zu verhindern – irgendwas, das uns zumindest eine Chance dazu bietet –, doch dabei sind sie dann der Beteiligung von Präsident Currey daran auf die Spur gekommen. Mein Gott, könnte es tatsächlich so simpel sein? Würde er lieber den Weltuntergang in Kauf nehmen, als Gefahr zu laufen, dass jemand seiner Schuld daran auf die Schliche kommt?»
    Travis dachte kurz über diese Möglichkeit nach. «So gern man das ausschließen würde, es klingt leider mehr als plausibel.»
    Bethany war inzwischen zu entsetzt, um sich noch so etwas wie ein Lächeln abringen zu können.
    «Solange wir nicht wissen, was Paige genau gefunden hat, tappen wir notgedrungen im Dunkeln», sagte Travis.
    Er wandte sich von der Öffnung ab und kehrte an die Fenster mit Blick nach Süden zurück. Starrte die Vermont Avenue hinab zu dem Hochhaus mit der grünen Glasfassade.
    Paige.
    Die dort jetzt ganz allein in irgendeinem Raum lag.
    Auf ihren Tod wartete.
    Trotz seiner beträchtlichen Kräfte schien der Zylinder als Hilfsmittel, um sie dort herauszubekommen, leider gänzlich ungeeignet.
    Travis verschränkte die Unterarme über dem Kopf und lehnte sich damit ans Fenster. Er schloss die Augen und stieß langsam die Luft aus.
    Und dann kam ihm eine Idee.

11
    Sie hatten den Plan innerhalb weniger Minuten ausgearbeitet. Danach ließ Travis sich von einem Taxi vier Meilen weit ans andere Flussufer nach Virginia bringen, wo er einen Laden für Jagd- und Campingbedarf ausfindig machte. Dort besorgte er eine Repetierflinte, Typ Remington 870, mitsamt hundert Schuss Schrotmunition, ein fünfzehn Meter langes Bergsteigerseil und einen geräumigen Seesack, in den das Seil und die in ihre Einzelteile zerlegte Flinte bequem hineinpassten, und zahlte am Ende mit seiner Kreditkarte unter dem Namen Rob Pullman. Von einem anderen Taxi ließ er sich nach Washington zurückbringen und verstieß gegen alle möglichen Gesetze, indem er das Ritz-Carlton mit einer Schusswaffe samt Munition betrat. Mit dem Aufzug fuhr er in den zweiten Stock, wo Bethany – unter dem Namen Renee – in der Zwischenzeit ein zweites Zimmer angemietet hatte.
    Dort hatte sie den Zylinder auf einen Sessel gelegt, von dem aus er die Öffnung drei Meter weiter weg in Brusthöhe in die Luft projizierte, ganz wie schon in der Suite einige Stockwerke höher.
    Travis stellte den Seesack ab und trat an die Öffnung. Von dieser Etage aus bot sich ein gänzlich anderes Bild als oben. Jetzt befanden sie sich mitten zwischen den Bäumen, nur etwa acht Meter über dem von Unkraut überwucherten Asphalt unten am Waldboden. Von dem Wind, den sie oben über den Baumkronen wahrgenommen hatten, war hier unten nichts zu spüren.
    Travis beugte sich durch die Öffnung, um die nähere Umgebung zu begutachten. Stahlträger waren nirgends zu sehen. Dieses Zimmer befand sich, ebenso wie die Präsidentensuite, an der Südwestecke des Gebäudes, das in der Zukunft zu einem Trümmerhaufen aus rostigen Stahlträgern bis auf die Grundmauern hinab eingestürzt war. Travis sah ringsherum etliche stabil wirkende Äste, aber alle ziemlich weit entfernt. Der nächstgelegene Ast mochte sich sechs Meter weit weg befinden, ansonsten dehnte sich rings um die Öffnung nur leerer Raum.
    Und das war eindeutig von Vorteil. Wenn es in dieser Wildnis Löwen gab – fraglos Nachkommen von Tieren, die aus den Zoos entkommen waren, als die Welt ins Chaos stürzte –, dann war hier auch mit allen möglichen anderen Raubtieren zu rechnen. Schwarzbären, Leoparden, Pumas. Lauter geschickte Kletterer, die vermutlich neugierig genug waren, einem Loch mitten in der Luft mit einem Hotelzimmer auf der anderen

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