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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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sagte Travis, «und mit dem Zylinder die Trümmer dort zu untersuchen. Mal sehen, was wir herausfinden, wenn es am Ende ein so wichtiger Ort ist.»
    «Genau das hatten wir gestern Abend vor», sagte Paige, «nachdem wir das Weiße Haus verlassen hatten. Offensichtlich hatte Präsident Currey kein Interesse daran, dass wir unser Ziel erreichen.»
    «Tja, in der Zwischenzeit wird er es sich wohl kaum anders überlegt haben», sagte Bethany. «Und seit etwa einer Stunde wissen diese Leute, dass wir selbst auch über einen Zylinder verfügen.»
    Paige nickte. «Und da sie, im Gegensatz zu uns, nicht auf irgendwelche abseitigen Flüge ausweichen müssen – sie können ja sogar die Flugbereitschaft der Luftwaffe benutzen –, könnten sie mit ihrem Zylinder bereits in Yuma sein, wenn wir dort landen. Selbst wenn sie ihre Kräfte noch eine Zeitlang hier an der Ostküste bündeln, um abzuwarten, bis uns womöglich ein Fehler unterläuft, sollten wir uns darauf einstellen, dass wir höchstens ein paar Stunden Vorsprung haben.»
    «Und wir können davon ausgehen, dass sie bei weitem in der Überzahl und auch viel besser bewaffnet sind als wir», sagte Travis.
    «Ja. Das steht allerdings zu befürchten.»
    Travis lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Starrte zu der Landebahn hinüber, über der die Luft vor Hitze flimmerte. Stieß ein schnaubendes Lachen aus. «Ach, was soll’s. Wir mussten es schon mit Schlimmerem aufnehmen.»
    Streng genommen hatte das Schlimmere, mit dem sie es damals aufnehmen mussten, gewonnen. Was er aber lieber unerwähnt ließ.

23
    Der kleine Jet war vom selben Typ wie die Maschine, mit der Travis und Bethany von Atlanta nach Washington geflogen waren. Die vier Passagiersitze im hinteren Teil waren einander paarweise gegenüber angeordnet. Sie stellten ihre Taschen auf einem der Sitze ab, machten es sich auf den übrigen drei Sesseln bequem und waren binnen fünf Minuten nach dem Start eingedöst.
    Als Travis die Augen wieder aufschlug, sah er, dass sie gerade hohe, gletscherbedeckte Berge überflogen, um die sich nach Osten und Westen hin öde Wüstenregionen erstreckten. Er blinzelte und rieb sich die Augen. Paige schlief noch, aber Bethany war bereits wach und hantierte mit ihrem Telefon. Travis warf einen Blick auf das Display und sah, dass sie Erkundigungen zu den beiden Männern anstellte, deren Namen sie in dem Hochhaus in Erfahrung gebracht hatten. Der eine war Isaac Finn, der Mann aus dem Büro im fünfzehnten Stock. Der andere war der Mann, den Travis in die Tiefe hatte stürzen lassen; ein gewisser Raymond Muller, wie sie seiner Brieftasche entnommen hatten. Anscheinend wurde Bethany in beiden Fällen mehr als fündig.
    Travis sah wieder aus dem Fenster. Er dachte über den Zylinder nach und über das Phänomen, dass die Zukunft, die er eröffnete, unabänderlich war. Realistisch betrachtet, war es also nicht mehr
ihre
Zukunft. Denn falls es ihnen gelang, Umbra zu stoppen, würde das Leben auf der Welt weitergehen wie bisher, während der Ort auf der anderen Seite der Iris davon nicht betroffen wäre. Er würde für alle Zeit bleiben, was er war, ein Geisterland, der lange Widerhall eines schrecklichen und allzu menschlichen Fehlers.
    Er sah zu Paige hinüber. Die Ponysträhnen auf ihrer Stirn bewegten sich leicht im Luftstrom, der aus der Klimaanlage über ihr hinabfächelte.
    «Sie würde dich ausfindig machen, weißt du», sagte Bethany mit leiser Stimme, eben noch zu verstehen über das Dröhnen der Triebwerke hinweg.
    Travis sah sie an. Wartete, dass sie weitersprach.
    «Wenn die Welt unterginge, auf welche Weise auch immer», sagte sie, «wenn es zur massenhaften Flucht aus Großstädten käme, wenn Tangent in ausreichendem Maße beunruhigt wäre, um das Portal zu versiegeln … wenn alles im Chaos versinken würde … würde Paige dich ausfindig machen. Einfach nur, um am Ende bei dir zu sein.»
    Travis blickte erneut Paige an. Ein zustimmendes Nicken ersparte er sich, denn Bethany war bereits wieder mit ihrem Telefon beschäftigt.
    Vorne im Cockpit sprach einer der Piloten über Funk mit dem Tower des Flughafens Imperial County und erfragte die Anflugvektoren. Kurz darauf wurden die Triebwerke langsam heruntergefahren, worauf sich bei Travis das vertraute, trügerische Gefühl einstellte, als würde das Flugzeug in der Luft stillstehen.
    Paige regte sich und schlug die Augen auf. Sie setzte sich aufrecht hin und blinzelte, um wach zu werden.
    «Was ist an Yuma so besonders?»,

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