Dystopia
mit Maschinenpistolen vom Typ Heckler & Koch MP 5, und hielten sich in Bereitschaft. Um jederzeit loszuspurten und die Zielpersonen auszuschalten.
Falls der Zustand der Stadt die Männer emotional berührte, ließen sie sich jedenfalls nichts davon anmerken. Was Finn bedauerlich fand. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie den Ansatz einer menschlichen Reaktion gezeigt hätten – wenn sie dem Leiden, das sich an diesem Ort abgespielt hatte, irgendwie Respekt gezollt hätten. Tief in ihrem Inneren, da war er sich sicher, konnte sie all das hier unmöglich kaltlassen. Dass sie sich von ihren Empfindungen in Gegenwart anderer nichts anmerken ließen, war nur menschlich. Und dennoch klammerte Finn sich an die Gewissheit, dass ein jeder von ihnen, wenn er in diesen Ruinen allein unterwegs gewesen wäre, seiner Erschütterung freien Lauf gelassen hätte. Zumindest half es ihm, sich dieser Vorstellung hinzugeben.
«Wir werden ihnen unnötige Schmerzen ersparen», sagte er und blickte zu den acht Bewaffneten hinüber. «Miss Campbell und ihre Freunde sind keine schlechten Menschen. Sie handeln einfach so, wie sie es für richtig halten. Es besteht kein Grund, sie unnötig leiden zu lassen. Sobald wir sie gefunden haben, schalten wir sie aus, kurz und schmerzlos.»
Travis, Paige und Bethany bewegten sich zwischen den Autos so rasch wie möglich nach Westen, von einer unteren Ecke der Stadt zur anderen.
Die Durchfahrtsgassen zwischen den geparkten Autos verliefen in nördliche und südliche Richtung, doch auch von Ost nach West konnte man mühelos hindurchgelangen. Die Fahrzeuge waren auch hier im selben Abstand voneinander abgestellt worden wie auf jedem anderen Parkplatz: in dem Abstand, der erforderlich war, um die Autotüren zur Seite hin öffnen zu können. Ein allerletztes Mal, an jenem Tag vor langer, langer Zeit.
Sie huschten zwischen den Autos hindurch und überquerten alle paar Sekunden die breiteren Gassen. Dabei gingen sie von einer riskanten Annahme aus: dass Finns Leute nämlich gar nicht selbst Ausschau nach ihnen hielten, sondern sich voll und ganz auf die Kameras verließen. Die Annahme war ebenso notwendig wie riskant: Um Travis’ Plan in die Tat umzusetzen, mussten sie sich beeilen, und das ging nur, wenn sie ihre Deckung zwischen den Autos zeitweilig aufgaben.
Sie hasteten im Laufschritt zwischen den Autos dahin. Natürlich hätten sie noch schneller laufen können, aber der Plan machte es erforderlich, alle paar hundert Meter an Fahrzeugen kurz stehen zu bleiben – unter anderem.
Für Travis gab es noch zwei andere Gründe, immer wieder haltzumachen. Er war auf der Suche nach zwei bestimmten Gegenständen, die er in Handschuhfächern zu finden hoffte. Den ersten entdeckte er schon nach wenigen Minuten. Bei dem zweiten dauerte es etwas länger, aber dann wurde er fündig. Er steckte beide Gegenstände ein und lief jetzt schneller weiter.
Mit etwas Glück könnten sie zwei Meilen zurücklegen, ehe die Kameras sie erkennen konnten. Vielleicht sogar drei. Aber knapp würde es auf jeden Fall, so oder so. Ob sein Plan aufging oder fehlschlug, würde am Ende von Minuten abhängen. Vielleicht sogar von Sekunden.
Falls der Plan überhaupt funktionierte.
Das Erste, was auf den Laptops zu sehen war, waren die breiten Gassen zwischen den Autos, die schnurgerade wie Reihen auf einem Maisfeld einem Fluchtpunkt zustrebten. Damit hatte Finn schon gerechnet. Der Erdboden zwischen den Autos hatte jetzt seit mindestens einer Stunde im Schatten gelegen.
Menschen würden hier noch immer nicht zu erkennen sein: Der Anzeige nach herrschte in den Gassen eine Temperatur von achtunddreißig Grad, während die Blechkarossen der Autos noch zwei Grad wärmer waren. Doch immerhin, es war schon mal ein Fortschritt.
Finn kam der Gedanke, dass Paige Campbell und ihre Gefährten, wie viele es auch sein mochten, sich vielleicht in einem Gebäude in der Stadt verborgen hielten. Was auf kurze Sicht Probleme aufwerfen konnte. Im Lauf des Tages hatten sich sämtliche Gebäude durch den Treibhauseffekt stark aufgeheizt. Die Temperatur in den Innenräumen dürfte um die fünfzig Grad betragen, und bis sich diese Wärme durch geschlossene Fenster und Hauswände verzogen hatte, würde es etwas dauern.
Auf längere Sicht aber war das überhaupt kein Problem. Wie lange konnten Miss Campbell und die anderen sich unter diesen Bedingungen versteckt halten? Dass sie sich mit Proviant und Wasser ausgerüstet hatten, war eher nicht
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