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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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zu vermuten, und in Yuma würden sie in der Hinsicht garantiert nicht mehr fündig.
    Falls es darauf hinauslief, geduldig abzuwarten, bis sie aus ihrem Versteck zum Vorschein kamen, wäre das in Ordnung. Entkommen könnten sie auf keinen Fall, weder drüben in der Gegenwart noch hier auf dieser Seite. Die Sache würde hier ein Ende finden, irgendwann in den nächsten vierundzwanzig Stunden.
    Sein Gefühl aber sagte Finn, dass sie sich draußen zwischen den Autos befanden und dass sie irgendwie zu entkommen versuchten. Die Sache würde sehr, sehr schnell vorüber sein.
    Er starrte wieder auf die Laptops. Verfolgte, wie sich die Kontraste der Gassen vertieften. Einige Abschnitte davon nahmen inzwischen eine andere Färbung an. Siebenunddreißig Grad Celsius.
     
    Sie beeilten sich. Hasteten im Laufschritt dahin, blieben in Abständen immer wieder kurz stehen. Inzwischen befanden sie sich genau südlich der Stadt, zwei Meilen westlich von dem Punkt, von dem aus sie losgelaufen waren.
    Nicht weit genug, dachte Travis. Nicht annähernd weit genug. Der Plan hatte einen entscheidenden Nachteil: Er würde ihre Position umgehend verraten, sobald sie ihn in die Tat umsetzten. Was vielleicht nicht weiter schlimm wäre, sofern der Plan funktionierte. Sofern er sich auf Finns Leute sofort und auf überwältigende Weise auswirkte.
    Doch damit das geschehen konnte, müssten sie erst eine gewisse Entfernung zurücklegen. Der Pfad, dem sie bislang gefolgt waren, verlief in einer geraden Linie von Osten nach Westen, südlich von Yuma. Je mehr sie diese Linie verlängern konnten, desto größer war die Aussicht, dass der Plan am Ende funktionierte.
    Entfernung und Zeit. Sie benötigten mehr von Ersterer. Und die Letztere ging ihnen langsam aus.
    Direkt vor ihnen berührte die Sonne mit ihrem unteren Rand gerade den Horizont.
     
    Der Mast war komplett aufgebaut. Lambert und Miller hatten ihre MP s zur Hand genommen und sich zu den anderen Bewaffneten gestellt, während die vier übrigen Männer damit beschäftigt waren, die Abspanndrähte im Boden festzupflocken.
    Grayling hantierte unermüdlich an seinen Laptops, vornübergebeugt und mit aufgeregtem Gesichtsausdruck.
    Finn konnte erkennen, dass die Temperatur in einigen Abschnitten der Gassen inzwischen nur noch sechsunddreißig Grad betrug. Auch die Autos selbst waren auf etwa achtunddreißig Grad abgekühlt.
     
    Zweieinhalb Meilen. Vermutlich noch immer nicht genug. Wie viel genau genug sein würde, war unmöglich abzuschätzen. Der Plan würde funktionieren oder eben nicht.
    Die Sonne war untergegangen. Umgehend fühlte sich die Wüste kühler an, was aber wohl hauptsächlich auf einen psychologischen Effekt zurückzuführen war. Es hatte jetzt seit einer ganzen Weile kontinuierlich abgekühlt. Travis legte im Vorüberlaufen kurz die Hand auf die Kühlerhaube eines Autos. Noch warm, aber nicht länger heiß.
     
    «Dort!» Grayling deutete aufgeregt auf den Bildschirm des fünften Laptops. «In süd-süd-westlicher Richtung, anderthalb Meilen von hier.» Er kauerte sich auf ein Knie und musterte eingehend den Bildschirm. «Ich sehe drei von ihnen. Mein Gott, sie verstecken sich nicht einmal. Ich kann sie ganz deutlich sehen. Sie sind in Bewegung – in Richtung Westen, zwischen den Autos hindurch. Als rennen würde ich das nicht bezeichnen. Keine Ahnung, was sie da genau veranstalten. Als wären sie im Laufschritt unterwegs, in geduckter Haltung. Vielleicht sind sie erschöpft.»
    «Dann wird es nicht schwer sein, sie zu erwischen», sagte Finn.
    Er wandte sich um und hob den Zylinder auf, den er hinter sich auf dem Bordstein abgestellt hatte. Gleich darauf rannte er los, den Zylinder mit beiden Händen an sich gedrückt. Lambert, Miller und die übrigen acht schlossen sich ihm an.
    Das würde ein Kinderspiel werden. Sie mussten einfach nur die Stadt verlassen und durch eine der Gassen zwischen den Autos nach Süden laufen, bis sie sich in Höhe der Ost-West-Linie befanden, auf der die anderen gerade zu flüchten versuchten. Dann müssten sie sie nur noch von hinten einholen – wobei es vermutlich sinnvoll wäre, bis zum letzten Moment auf einem Parallelpfad zehn Meter nördlich von ihnen zu bleiben, um auf gar keinen Fall gesehen zu werden.
    Finn nahm eine Hand vom Zylinder und griff in seine Jackentasche, um das Nachtsichtgerät herauszuholen, das er mitgebracht hatte. Er hängte es sich um den Hals. Noch war es nicht nötig, schon in zehn Minuten aber würde es in der

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