E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
Jahr ihr gesamtes Wasser, im Sommer und Herbst sind dies bis zu 400 Liter pro Sekunde. Nachdem das Wasser in zahlreichen verkarsteten Stellen des Untergrunds verschwunden ist, tritt es in der 19 km entfernten Aachquelle, dem Aachtopf, wieder zu Tage und wird durch die Aach dem Bodensee und damit dem Rhein zugeführt.
Das versickerte Donauwasser kommt also in die Nordsee, nicht zum Schwarzen Meer. Die Donauversickerung ist ein Phänomen, das Martin als geologischer Laie zwar staunend zur Kenntnis nehmen, aber nur schwer nachvollziehen kann.
Der Naturpark ist etwa zur Hälfte mit Wald bedeckt. Der Rest sind Wiesen, Heckenriegel, Brachland, Feuchtgebiete und Gewässer. Die Heckenzeilenlandschaft der Albhochfläche, Holzwiesen und Wacholderheiden sind Schutzzonen für seltene Pflanzen und Tiere. Albtrauf und Donaudurchbruch bieten felsenbrütenden Vogelarten wie Wanderfalke, Uhu, Kolkrabe und Dohle ideale Brutbedingungen. Die Humusschicht auf den Felsen des Donautals ist teilweise nur wenige Zentimeter dick. Hier können seltene sogenannte Reliktpflanzen wachsen, die sonst nur in arktischen oder alpinen Regionen verbreitet sind.
Der Naturpark Obere Donau ist ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Von den 3.500 km Wanderwegen sind viele auch als Radwanderweg gekennzeichnet. Es gibt zahlreiche Rast- und Spielplätze. Im Winter werden 340 km Loipen für Skilanglauf und Skiwandern präpariert.
Martin sieht viele Campingplätze und viele Urlauber, die von weit her kommen. Sie zelten oder campen in Wohnwagen und Wohnmobil. Von seinem Zuhause aus ist das Obere Donautal eigentlich sehr nahe. Mit dem Auto nur eine gute Stunde. Warum sieht er hier nur Franzosen, Engländer, Niederländer und, wenn er überhaupt Deutsche findet, dann nur solche, die von ganz weit her kommen?
Warum hat er selber mit seiner Familie noch nie in diesem schönen Tal Urlaub gemacht oder zumindest ein langes Wochenende verbracht? Martin stellt auf seiner E-Bike Tour schon am ersten Tag fest, dass es viele schöne Orte gibt, die ihm eigentlich ganz nahe sind, die er aber noch nie so richtig beachtet hat. Er nimmt sich vor, dies ab sofort zu ändern.
Schließlich kommt er nach Tuttlingen. Als Ingenieur kennt er diesen Ort, denn Tuttlingen ist ein High-Tech Zentrum der Feinmechanik und Medizintechnik und daher nicht nur durch das „Naturphänomen Donauversickerung“ international bekannt.
Anschließend fährt er weiter nach Immendingen, dem „Eingangsportal“ des Naturparks Obere Donau. Hier am Albtrauf im Westen des Naturparks, ist überwiegend Braunjura zu finden. Bei Immendingen findet sich neben Fridingen eine weitere Versickerungsstelle der Donau. Die erste Vollversickerung wurde dort 1874 aufgezeigt. Sie ist unmittelbar bei einer Eisenbahnbrücke sichtbar. Das Wasser versinkt, fließt in einem ständig sich erweiternden Höhlensystem südwärts und tritt nach durchschnittlich 60 Stunden ebenso wie das Wasser, das bei Fridingen versickert, im Aachtopf mit 10.000 l/s wieder zutage. Von Immendingen ist der Aachtopf etwa 12 km entfernt und etwa 183 Höhenmeter tiefer gelegen.
Die Versickerungsstellen treten bei Normalwasser als Strudel in Erscheinung. Sie sind von dem entlang der Donau verlaufenden, markierten Wanderpfad gut einsehbar. Als Martin dort vorbei kommt, ist der Fluss leer. Er kann trockenen Fußes über die nackten Kiesbänke und die teilweise mit Gras bewachsenen Flächen des Flussbettes gehen. Doch ein starker Regen genügt, um in wenigen Stunden das Wasser der Donau wieder dem Schwarzen Meer zuzuführen.
Donauversickerung bei Immendingen
Immendingen kann gleich zwei Schlösser vorweisen. Dies hängt damit zusammen, dass in früheren Zeiten zwei unterschiedliche Familien in Immendingen herrschten. Das obere Schloss wurde inzwischen zum Rathaus umgebaut.
Weiter an der Donau entlang kommt er dann nach Geisingen, schließlich nach Pfohren. Die Donau windet sich auf dieser Strecke immer wieder. Der Donauradwanderweg macht zwar nicht jede Biegung der Donau mit, trotzdem geht es immer wieder Zickzack hin und her. Es ist relativ eben, obwohl es grundsätzlich bergauf geht. Fridingen liegt 626 m über dem Meer, Immendingen 662 m, Donaueschingen 680 m. Der Anstieg, den Martin zu bewältigen hat, hält sich also in Grenzen.
In Donaueschingen angekommen, bewundert er zunächst die Stelle, an der Brigach und Breg zur eigentlichen Donau zusammenfließen. Schade, dass dies direkt an einer Ortsumfahrung ist, sonst würde es Martin noch
Weitere Kostenlose Bücher