E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
ich etwas Passendes gefunden habe kriegst du von mir ebenfalls eine SMS“.
Und sie fährt fort. „Freust du dich schon auf meine Geschichte? Ich muss mir das noch überlegen, was ich dir erzählen werde. Und natürlich, was ich mir von dir wünsche, das muss auch gut überlegt sein“.
Sie verabschieden sich mit einer innigen und herzlichen Umarmung. Melanie schlendert zum Bahnhof.
Aufstieg zum Simplonpass: Blick zurück ins Rhônetal
Martin besteigt sein E-Bike und beginnt den Aufstieg zum Simplonpass. Dummerweise ist sein E-Bike Akku nicht mehr ganz voll geladen. Aber er wagt es trotzdem. Bis zur Passhöhe sind es nur 20 bis 25 km. Die Strecke steigt jedoch schon am Ortsausgang steil an. Brig liegt 684 Meter, die Passhöhe 2005 Meter über dem Meer.
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Pass vom Inhaber des Salzmonopols Kaspar Jodok von Stockalper ausgebaut. Auf der Passhöhe errichtete er den Spittel und in Gondo ein Lagerhaus, den sogenannten Stockalperturm. Die Ware wurde in dieser Zeit mit Maultieren über den Pass geführt. Dies wird als „Säumen“ bezeichnet. Diese traditionelle Methode des Warentransports war im Wallis bis ins 20. Jahrhundert gebräuchlich. Martin befährt anfangs die ‚Alte Simplonstraße‘, die auf Befehl Napoleons 1801–1805 angelegt wurde, um den Pass für seine Artillerie befahrbar zu machen. Seit dieser Zeit ist der Simplon mit Postkutschen befahrbar. Diese alte Passstraße ist steiler als die neue Simplonstraße, auf der sich jetzt der Autoverkehr befindet.
Heute gilt der Simplon als der bestausgebaute Passübergang der Schweiz und hat sich zu einer Transitstrecke für den Schwerverkehr entwickelt, die jährlich von rund 80.000 Lastwagen befahren wird. Obwohl es sich bei der Simplonstraße um eine Nationalstraße handelt, kann der Pass auch mit dem Fahrrad befahren werden.
Mit Ried-Brig erreicht er bald ein höchst malerisches Dorf mit alten Häusern aus Lärchenholz. Der Ort war schon in vorrömischer Zeit bewohnt, was angesichts der herrlichen Lage auch verständlich ist. Im letzten Drittel des ersten Jahrtausends nach Christus hatten die Alemannen, die über die Pässe Grimsel, Gemmi und Lötschberg ins Oberwallis vordrangen, den Brigerberg besiedelt. Im 17. Jahrhundert brachte Stockalper mit seinem Handel über den Simplon dem Brigerberg Arbeit und einen bescheidenen Wohlstand. Ein markantes Ereignis, das die Brigerberger erstmals mit den Neuerungen der Technik konfrontierte, war der erste Alpenflug, zu dem Geo Chavez 1910 vom Brigerberg aus startete. Auf Grund der guten Verbindungen mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln ist der Brigerberg heute eine sehr begehrte Wohnlage. Martin bewundert den fantastischen Blick hinunter auf das Rhônetal.
Es ist sehr heiß. Martin schaltet für den steilen Anstieg seinen Motor auf höchster Stufe zu. Entlang der Saltinaschlucht erreicht er Schallberg. Die Autofahrer fahren hier durch einen Tunnel, er quält sich außen um den Berg herum. Sein Akku ist jetzt schon beim letzten Drittel der Ladung angekommen. Dabei ist er erst in 1316 Höhenmetern angekommen. Die steile Passstraße zehrt am Akku.
Er schafft es noch bis Berisal. Dann geht sein Akku auf Reserve. In Berisal hat er 2/3 der Entfernung und 2/3 der Höhe erreicht. Berisal hat 5 Häuser und eine Kapelle. Einer der Anwohner mäht gerade seinen Rasen, gießt und besprengt seinen Garten. Der Garten ist hervorragend gepflegt und verfügt über komfortable Gartenmöbel. Martin muss sich etwas ausruhen und fragt ihn, ob er bei ihm seinen Akku zum Laden an die Steckdose anschließen darf.
Der Mann ist sehr freundlich. Natürlich darf er seinen Akku laden. Er bietet ihm sogar ein Bier an und einen bequemen Platz auf einer Liege. Sie unterhalten sich. Er arbeitet unten im Tal und hat auch im Tal eine Wohnung. Sein Haus hier oben in Berisal bewohnen er und seine Familie nur im Juli und August.
In der Kapelle von Berisal finden im Sommer an den Sonntagen Gottesdienste statt. Vom November bis Februar gibt es hier keine Sonne, der Berg beschattet den Ort. Nach etwa 45 Minuten fährt Martin weiter. Der Akku wurde dadurch natürlich nicht aufgeladen, aber es reicht für die nächsten 200 Höhenmeter und die nächsten 4 km bis Rothwald. Als schwere Last in seinen Beinen spürt Martin das Bier, das ihm der freundliche Anwohner angeboten hat. Er hätte doch lieber beim Wasser bleiben sollen.
Bei Rothwald findet er an der Straße ein Restaurant. Sein Akku war natürlich
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