E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
eine Geschichte von dir. Anschließend erzähle ich dir meine Geschichte. Und dann hat jeder von uns eine Geschichte erzählt und jeder hat beim anderen einen Wunsch frei. Das sind dann zwei gegenseitige Geschichten und zwei gegenseitige freie Wünsche.“
So hat Martin sich das nicht vorgestellt. Aber ihre Forderung ist ja nicht von der Hand zu weisen. Was tun? „Lass uns eine Münze werfen. Fällt sie auf Zahl, erzähle ich zuerst meine Geschichte. Andernfalls darfst du anfangen. Einverstanden?“
Blick vom Gunten auf den Thunersee
„OK“, sagt sie nur kurz und nickt.
Martin drängt zur Eile. „Der Dampfer kommt. Ich will noch schnell ein Foto machen. Dann müssen wir einsteigen.“
Sie bezahlen ihre Cappuccini und begeben sich zum Hafen.
Melanie und Martin nehmen vorne im Schiff nebeneinander Platz. Sie kuschelt sich an ihn und lehnt ihren Kopf an seine Schulter. Die Sonne scheint, sie genießen die Fahrt, die Schönheit und das milde Klima des Thunersees am Berner Oberland. Tauchen, segeln, schwimmen, windsurfen oder wakeboarden, das sind hier beliebte Sportarten. Vom See aus ist ein prächtiges Panorama zu sehen, das von der Niederhornkette bis zu den Berner Alpen reicht.
Sie erreichen Spiez. Es liegt am Südufer des Sees in einer herrlichen Bucht. Das Klima ist mild, es gibt viele Sonnentage hier. In Spiez angekommen bewundern sie das Schloss. Es liegt auf einer kleinen Halbinsel und gehört zu den schönsten und eindrücklichsten Zeugen der bernischen Geschichte am Thunersee. Es zeigt den Wandel von einer mittelalterlichen Burg zu einem Wohnsitz der Patrizier, in welchem die adeligen Familien von Strättligen, von Bubenberg und von Erlach gewohnt haben. Das Schloss ist ein kultureller und touristischer Begegnungsort mit Charme und Ausstrahlung.
Weiter gehen sie zu Fuß durch die Bucht bis zu dem Hang am Ende der Bucht. Dieser führt mit beachtlicher Steigung zum Bahnhof hoch. Die Steigung ist zum Fahren mit dem Velo zu steil. Auch zum Schieben ist das sehr anstrengend. Vor Melanie will Martin sich keine Blöße geben. Er bewundert mit ihr immer wieder den schönen Blick auf die Bucht von Spiez und auf den Thunersee. Das schafft Gelegenheit zum Fotoshooting und zum Ausruhen von den Strapazen des Schiebens auf der Steigung.
Kurz bevor sie auf dem Berg oben bei der Bahnstation der SBB ankommen, sehen sie ein großes Haus, das einen herrlichen Blick über die Bucht hat und eine Inschrift trägt: ‚Dieses Haus wurde erbaut 1944/45, als sich die Völker der Welt sinnlosen Schlachten hingaben‘. Martin macht Melanie auf die Inschrift aufmerksam. „Ich beneide die Schweizer, dass sie es über Jahrhunderte geschafft haben, sich aus diesen sinnlosen Streitereien herauszuhalten, die so viel Unheil über die Welt gebracht haben. Während in den Nachbarländern der Schweiz die Menschen sich gegenseitig umgebracht und alles kaputt gemacht haben, haben die Schweizer für die Zukunft gebaut.“ Melanie gibt ihm recht, sie sieht das auch so.
Blick über Hafen und bucht von Spiez
Endlich sind sie oben bei der Bahnstation der SBB angekommen. In einer halben Stunde wird der Zug einfahren. Das ist ausreichend für die Vorbereitungen, reicht aber nicht zum Geschichten erzählen. Martin kauft für sich und sein Velo Fahrkarten nach Brig. Melanie hat ihren Swiss Pass.
„Lass uns jetzt die Münze werfen“, schlägt Melanie vor. Sie wirft eine Münze. Die Zahl liegt oben.
„Da ist es ja nun an dir, mit deiner Geschichte anzufangen“, lacht Melanie ihn an. Sie freut sich auf seine Story.
Jetzt fährt auch schon der Zug ein. Er hat doppelstöckige Wagen. Martin sucht das Velo-Abteil. Er ist überrascht über den bequemen Einstieg. Dieser ist auf der gleichen Höhe wie der Bahnsteig. Er kann sein schweres E-Bike problemlos auf das unveränderte Niveau des unteren Zugabteils hineinschieben. Das ist wirklich ein super Komfort. Liegt es nur an der neuen Strecke und den neuen doppelstöckigen Zugwaggons? Oder ist die SBB überall so fortschrittlich?
Die Fahrt durch den Tunnel ist wahnsinnig schnell. Das reicht Martin nicht, um seine Geschichte zu erzählen. Und dann wollen sie die Fahrt ja auch genießen können.
Nur 35 Minuten braucht der Intercity der SBB für die Fahrt von Spiez bis Brig. Teilweise fährt er mit über 200 km/h. Die Cisalpino-Züge, welche zwischen Basel und Milano verkehren, fahren im Tunnel sogar bis zu 250 km/h. Der Lötschberg-Basistunnel ist 34,6 km lang. Er stößt bei Frutigen im Kanton
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