E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
schon wieder leer. Er macht eine lange verspätete Mittagspause und darf während dieser Zeit wieder laden. Nach einem Liter Apfelsaftschorle und einem leckeren Vesper mit Bündner Fleisch setzt er seine Fahrt fort. Vor der Passhöhe wird der Verkehr durch Tunnels und Galerien geführt. Als Martin diese erreicht, ist dort eine große Baustelle. Die Strecke ist nur einspurig befahrbar. Mit seinem E-Bike kann er den größten Teil der Strecke auf der Baustellenspur fahren. Sonst wäre er für die Autos ein ganz großes Verkehrshindernis. Er schaltet sein Licht ein. Sicher ist sicher.
Endlich kommt er auf der Simplon Passhöhe an. Das 1831 fertiggestellte Hospiz fällt ihm als erstes ins Auge. Dessen Bau wurde 1801 auf Befehl Napoleons begonnenen und 1831 durch die Augustiner Chorherren des Hospizes auf dem Großen St, Bernhard vollendet. Wächter des Simplons ist der große Adler aus Stein, Symbol der Wachsamkeit. Die Soldaten der Grenztruppen haben diesen errichtet, als sie im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 die Grenze bewachten.
Geschafft: Simplonpass bezwungen
Nach einem Fotoshooting setzt Martin seine Fahrt über Egga fort zum Simplon-Dorf. Es ist eine sehr schnelle Fahrt; denn es geht steil bergab. Simplon-Dorf liegt neun Straßenkilometer südlich der Passhöhe. Der Ort gliedert sich in die Teilgemeinden Simplon-Dorf, Egga, Gabi und Simplonpass. Der Ortskern ist in das Verzeichnis für schützenwerte Ortsobjekte der Schweiz als Ortsbild von nationaler Bedeutung aufgenommen worden. Besonders sehenswert sind die Häusergruppe Stutzji sowie das Eco-Museum im alten Gasthof. Über den kleinen Flecken Gabi fährt er weiter bergab durch die Gondoschlucht zur italienischen Grenze nach Gondo.
Der Stockalperturm ist das Wahrzeichen von Gondo. Er wurde während der Jahre 1666 bis 1685 erbaut. Strategisch günstig beim Übergang ins Zwischbergental gelegen, verschaffte der Turm eine Übersicht über sämtlichen Verkehr, welcher sich auf dem Stockalperweg zwischen dem Wallis und Italien entwickelte. Der Stockalperturm diente als Warenlager und Umschlagplatz für die Güter, welche Stockalper in großen Mengen über den Pass führen ließ. Die Führer der Lasttiere, Säumer genannt, konnten im Turm die Tiere versorgen oder auswechseln. Ein weiteres Warenlager war der ‚alte Spittel‘ unterhalb der Passhöhe. Auch Teile des Stockalperpalasts in Brig dienten der Lagerung. Dadurch war Stockalper in der Lage, seine Güter zum jeweils günstigsten Zeitpunkt auf den Markt zu bringen.
Gondo: Grenzstadt zwischen der Schweiz und Italien
Stockalper war einer der bedeutendsten Schweizer Unternehmer im 17. Jahrhundert und herrschte über einen multinationalen Konzern. Er trieb Export- und Importhandel im großen Stil. Er war zu jener Zeit die wohl bedeutendste Persönlichkeit des Wallis. Er war Politiker, Mäzen und Herrscher. Er nutzte die Wirtschaftslage des Dreißigjährigen Kriegs geschickt aus, brachte das Salzmonopol im Wallis in seine Hand und organisierte Verkehr und Transport über den Simplonpass neu und baute monumentale Gebäude wie den Stockalperpalast in Brig. Er erkannte die Wichtigkeit des Warentransports über den Simplon, wovon der vor einigen Jahren rekonstruierte Stockalperweg zeugt, der Saumweg, welcher über den Simplonpass führt und das Oberwallis mit Norditalien verbindet.
Auf steiler Autostraße schnell hinab nach Masera
In Gondo trat durch den Warenverkehr über den Pass ein vollständiger Umschwung der wirtschaftlichen Verhältnisse ein. Die Bauern verließen die Landwirtschaft und zogen zu Bauplätzen, Kalköfen, Goldminen oder arbeiteten als Ballenführer oder als Beschäftigte in den Hospizen. Die anderen Alpenpässe haben durch den regen Handel am Simplon an Bedeutung verloren. Auch im lukrativen Schmuggelgeschäft spielte der Stockalperturm eine große Rolle. Wegen der großen Lagerkapazität konnten sich die Schmuggler im Turm mit Gütern wie Rauchwaren und Kaffee eindecken, welche zu Fuß über die steilen Felsen am Zoll vorbei über die Grenze transportiert wurden.
Durch seine vielseitigen und erfolgreichen Aktivitäten hat sich Stockalper auch viele Feinde gemacht. Im Jahre 1680 musste er nach Domodossola flüchten, um sein Leben zu retten. Fünf Jahre später kehrte er im Triumph nach Brig zurück. Er ist als ‚König des Simplons‘ und ‚Großer Stockalper‘ in die Geschichte eingegangen.
Martin erreicht Gondo. In der Grenzstadt wurde bis 1897 Gold abgebaut. Sie wurde im Oktober
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