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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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schon Geister«, sagte Stu.
    »Ja, pass auf. Es sitzt einer auf dem Stuhl, auf den du dich gerade setzen willst!«, knurrte ich ärgerlich zurück – und wies unauffällig in Ellas Richtung. »Kennt einer von euch das Mädchen da? Das mit den langen dunklen Haaren?«
    Ella stand auf und brachte ihren Teller zum Abwasch.
    Angus warf ihr einen raschen Blick zu und senkte die Stimme. »Das ist Ella Littlejohn. Ihre Großmutter gibt Geistertouren für Touristen. Mein Vater sagt, sie ist eine echte Hexe. Sie soll zahme Kröten in ihrem Garten haben!«
    Stu gab ein verächtliches Kichern von sich.
    »Was ist daran komisch?«, zischte Angus, während Ella mit einpaar anderen Mädchen durch die Speisesaaltür verschwand. »Dad sagt, ihre Großmutter hätte schon vier Leute verhext!«
    »Dein Vater sagt auch, dass Stonehenge von Aliens gebaut wurde!«
    »Sagt er nicht!«
    »Sagt er doch.«
    Ich ließ die beiden streiten und warf einen Blick zum Fenster hinaus. Nur noch ein paar Stunden und es würde dunkel werden.
    Na, dann steckst du wohl in Schwierigkeiten.
    »Ich … ehm … ich muss los«, murmelte ich, ignorierte Stus neugierigen Blick – und lief Ella nach.
    Ich fand sie draußen, obwohl es schon wieder regnete. Ella lehnte an einem Baum und sah zur Kathedrale hinüber. Sie schien nicht sonderlich überrascht, mich zu sehen.
    »Meine Großmutter behauptet, dass es in der Kathedrale eine Graue Frau gibt«, sagte sie, als ich neben ihr stehen blieb. »Aber ich hab bisher nur den Jungen gesehen, der im Kreuzgang spukt. Er ist ein Steinmetzlehrling, der vom Gerüst gefallen ist, als sie die Turmspitze gebaut haben.« Sie fing mit der Zunge einen Regentropfen auf. »Er erschreckt gern Touristen. Flüstert ihnen irgendwelche altmodischen Schimpfworte zu. Ziemlich albern, aber vermutlich langweilt er sich einfach. Ich glaub, die meisten Geister langweilen sich.«
    Ich fand, dass das eine schwache Entschuldigung dafür war, Elfjährige über den Domhof zu jagen, aber die Meinung behielt ich für mich.
    Die Mauern der Kathedrale waren so dunkel vom Regen, als wären sie aus dem Grau des Himmels gemacht. Bislang hatte ich die Kathedrale wie alles andere, für das die Touristen nach Salisbury kamen, mit Verachtung gestraft. Aber ich hatte nicht vergessen, dass sie mir in der vergangenen Nacht als der einzig sichere Ort in dieser ganzen verdammten Stadt vorgekommen war. (Seht ihr? Ich fluche auch gern, wenn ich Angst habe.) Umso niederschmetternder war es zu hören, dass es sogar hinter ihren Mauern Geister gab. Auch wenn es keine Gehängten, sondern bloß tote Steinmetzlehrlinge waren.
    »Ich … ehm …« Ich wischte mir ein paar Regentropfen von der Nase. Sie fielen seit meiner Ankunft in Salisbury so stetig vom Himmel, als löste sich die ganze Welt in Wasser auf. »Ich hab von deiner Großmutter gehört. Denkst du … ich mein … glaubst du, sie kann mir vielleicht helfen?«
    Ella strich sich das nasse Haar hinter die Ohren und sah mich nachdenklich an. »Kann schon sein«, sagte sie schließlich. »Sie weiß eine Menge über Geister. Ich hab bisher nur ein paar gesehen, aber Zelda hat schon Dutzende getroffen.«
    Dutzende! Offenbar war die Welt ein noch wesentlich beunruhigenderer Ort, als ich gedacht hatte. Bisher hatte ich eigentlich geglaubt, dass vollbärtige Zahnärzte das Schlimmste waren, was einem in ihr begegnen konnte.
    »Du bist im Internat, oder?«, fragte Ella. »Bitte die Popplewells einfach um Erlaubnis, uns zu besuchen. Oder fährst du am Wochenende nach Hause?«
    Nach Hause … Wenn ich mich dorthin flüchtete, hieß das, füralle Zeit der heimwehkranke Jämmerling zu sein, der sich Gespenstergeschichten ausgedacht hatte, um zurück zu seiner Mutter zu können. Na und?, hör ich euch sagen. Entschieden besser, als tot zu sein. Aber mit meinem Stolz war das schon damals so eine Sache. Ganz abgesehen davon, dass ich die Nachbarin, die auf meine Schwestern und den Hund aufpasste, nicht ausstehen konnte …
    »Nein«, murmelte ich. »Nein, ich fahr nicht nach Hause.«
    »Bestens«, sagte Ella und fing einen weiteren Regentropfen mit der Zunge. Sie war so groß wie ich, obwohl sie eine Klasse tiefer war. »Dann sag ich meiner Großmutter, dass du morgen vorbeikommst.«
    »Morgen? Aber das ist zu spät. Was, wenn sie heute Nacht wiederkommen?« Die Panik in meiner Stimme war entsetzlich peinlich. Doch ich hörte immer noch die hohle Stimme in meinem Kopf: Aber am Ende ist der Hase immer tot.
    Ella

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