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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Littlejohn gesehen hatte.
    Na und, Jon Whitcroft?, sagte ich mir, während der Vollbart redete und redete. Was interessiert dich, was Angus Stu erzählt? Du hast Longspees Herz gefunden! Trotzdem war ich froh, dass ich auch in dieser Nacht bei Zelda schlief.

19
    Lacock Abbey

    Z elda ließ uns nicht ins Bett, bevor sie alles über den Choristen und Longspees Herz gehört hatte, aber zur Schule schickte sie uns am nächsten Morgen trotzdem. Nicht, ohne uns vorher zu versprechen, dass sie auf die Urne aufpassen und sie notfalls mit ihrer Krücke verteidigen würde.
    Schule. Mathematik, Geschichte, englische Grammatik. Das alles kam mir so lächerlich vor, gemessen an dem, was ich in den letzten Tagen und Nächten erlebt hatte. Ich wollte auf mein Pult klettern und rufen: »Seht ihr es nicht? Ich bin so gut wie erwachsen. Ich hab auf einem Kirchturm im Körper eines Ritters gegen einen Mörder gekämpft! Ich bin William Longspees Knappe geworden und hab sein gestohlenes Herz gefunden! Was wollt ihr mir nach all dem noch beibringen?«
    Aber natürlich blieb ich auf meinem Stuhl sitzen. In Englisch flog mir eine ziemlich abscheuliche Kritzelei auf den Tisch, die Ellaund mich beim Küssen zeigte, und ich wartete den ganzen Tag darauf, dass Aleister auftauchen und das Herz zurückverlangen würde. Er erschien mir schließlich tatsächlich, im Jungenklo, aber statt das Herz zu erwähnen, jammerte er darüber, dass er seit dem Zusammenstoß mit mir vollkommen durcheinander war und nichts als Mathehausaufgaben und die Kreuzfahrerstrategien von Richard Löwenherz im Kopf hatte. Ich war ziemlich überrascht, dass der Zusammenstoß mit mir diese Wirkung gehabt hatte, denn über Schule hatte ich in den letzten Tagen nun wirklich nicht nachgedacht, aber es war mir nur recht, dass es ihm schlecht ging, und ich ließ ihn mit dem Rat stehen, sich endlich und endgültig in Luft aufzulösen.
    Meine Hausaufgaben machte ich an diesem Tag auf dem Rücksitz von Zeldas Auto. Es ist eine lange Fahrt von Salisbury nach Lacock und auf dem Beifahrersitz stand diesmal die Urne mit Williams Herz. Das Siegel war aufgebrochen.
    »Ich dachte, ich seh besser nach, ob wirklich drin ist, was wir hoffen«, sagte Zelda, als sie meinen entgeisterten Blick bemerkte. »Und ich denke, die Antwort ist: ja. Zumindest sieht der Inhalt so aus, wie ich mir ein achthundert Jahre altes Herz vorstelle. Aber glaubt mir: Auch wenn wir einen alten Schuh in Lacock begraben würden – das Einzige, was zählt, ist, dass William Longspee nun wieder an sich selbst glaubt, und das hat er euch zu verdanken. Und seinem eigenen Mut.«
    Ella warf mir einen Blick zu, der eindeutig sagte, dass sie trotzdem sehr froh darüber war, dass wir keinen alten Schuh nach Lacock brachten.
    »Denkst du, dass Longspee seine Frau irgendwann wiedersehen wird?«, flüsterte sie mir zu, während Zelda einen Lastwagenfahrer verfluchte, der ihrer Meinung nach viel zu langsam fuhr. »Glaubst du an so was wie Himmel und Hölle, Jon?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte ich zurück. »Ich hoffe nur, dass Stourton sich entweder in Luft aufgelöst hat oder an einem Ort gelandet ist, der ihn mir für alle Ewigkeit vom Leib hält! Angus glaubt ganz fest an den Himmel. Aber das Problem ist – wenn es ihn gibt, wer kommt hinein?«
    »Genau!«, flüsterte Ella. »Würde Zelda zum Beispiel reinkommen?«
    »Das habe ich gehört, Ella Littlejohn!«, sagte Zelda, während sie den Laster in so haarsträubendem Tempo überholte, dass ich sicher war, ihr armes, altes Auto würde alle vier Räder bei der Anstrengung verlieren. »Und nein, sie würden mich vermutlich nicht reinlassen. Aber ich glaube eh nicht an einen Himmel oder eine Hölle.«
    Bevor ich sie fragen konnte, wo wir dann ihrer Meinung nach enden würden und ob ihre Kröten auch dorthin kamen, fuhr Zelda auf den Parkplatz von Lacock Abbey.
    Ich glaube, ich hätte nichts dagegen, wenn jemand mein Herz in Lacock Abbey begraben würde. Man hat das Gefühl, dass der Weg in die nächste Welt von dort nicht allzu weit ist – was immer das für eine nächste Welt sein wird.
    »Ich habe eine Freundin, die im Museumsladen arbeitet«, sagte Zelda, während sie über den Parkplatz voranhumpelte. (Sie weigerte sich immer noch standhaft, ihre Krücken für etwas anderesals die Bekämpfung von Geistern zu benutzen.) »Margaret und ich sind zusammen zur Schule gegangen. Sie hat einen Dummkopf geheiratet und ist selbst nicht die Hellste, aber sie wird uns bestimmt

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