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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Grab, als draußen endlich die Sonne unterging. Aber als wir uns imSchein unserer Taschenlampen zurück in die Kreuzgänge schlichen, gehörte Lacock Abbey uns. Keine Touristen, keine Führer, keine lebende Seele außer ein paar Mäusen und Vögeln. (Und Spinnen, würde Ella hinzufügen. Ella hat vor Spinnen noch mehr Angst als vor Hunden.)
    »Gut. Zeit, an die Arbeit zu gehen. Ich denke, das wollt ihr lieber allein machen«, sagte Zelda, als wir wieder vor Ellas Grabstein standen, und drückte mir die Schaufel in die Hand, die sie unter dem Mantel versteckt hatte (für Littlejohns sind auch versteckte Schaufeln und Taschenlampen eine ganz alltägliche Sache). »Ich geh so lange im Garten spazieren. Ich schätze, die einzigen Geister hier sind Nonnen, und das sind meist recht friedliche Seelen.«
    Damit humpelte sie davon, und Ella und ich kletterten über die niedrige Mauer, die die Kreuzgänge von dem grasbewachsenen Innenhof trennte. Der Regen der letzten Wochen hatte die Erde ziemlich aufgeweicht, aber ich brauchte trotzdem ziemlich lange, bis ich ein Loch gegraben hatte, das tief genug war.
    »Hier ist es, Ella Longspee!«, flüsterte Ella, als sie die Urne hineinstellte. »Tut mir wirklich leid, dass du so lange auf das richtige Herz warten musstest!«
    Wir taten unser Bestes, die Grassoden wieder so an ihren Platz zu drücken, dass man nicht sah, wo ich gegraben hatte. Dann füllten wir die überflüssige Erde in die Tüte, die wir mitgebracht hatten, und kletterten über die Mauer zurück in den Kreuzgang. Der Mond hing hell wie eine Silbermünze am Himmel, und wir standen schon wieder zwischen den Pfeilern, als Ella nach meiner Hand griff.
    Auf der anderen Seite des Hofes stand eine Frau. Die Pfeiler der Kreuzgänge waren so deutlich durch ihren Körper zu sehen, als wären sie ein Teil von ihr.
    »Jon, das ist sie!«, flüsterte Ella. »Siehst du? Sie hat gewartet! Sie wusste, dass sie das falsche Herz hat!«
    »Woher willst du wissen, dass es Williams Ella ist?«, flüsterte ich zurück. »Du hast gehört, was Zelda gesagt hat. Es kann irgendeine Nonne sein.«
    Ich hatte mich inzwischen so an den Anblick von Geistern gewöhnt, dass die weiße Gestalt mich nicht mehr erschütterte als die Tauben, die verschlafen auf dem Abteidach hockten.
    »Natürlich ist sie es!«, zischte Ella ungeduldig. »Ruf ihn, wenn du mir nicht glaubst. Na los!«
    Ella kann sehr überzeugend sein, aber ich zögerte trotzdem. Ich wollte nicht, dass Longspee erschien, nur um einer Fremden zu begegnen. Erst, als die Frau zögernd auf die Stelle zuschritt, an der wir das Herz begraben hatten, presste ich meine Finger auf das Löwenmal. Dann verbarg ich mich mit Ella hinter einem der Pfeiler und wartete.
    William erschien genau dort, wo wir die Urne vergraben hatten. Seine Silhouette malte sich in die Nacht, als hätte der Mond ihn hergebracht, und die bleiche Frauengestalt blieb stehen. Sie standen beide einfach nur da, blasse Schatten der Menschen, die sie einmal gewesen waren. Sie waren beide nicht mehr jung gewesen, als sie starben. Ella war der Geist einer alten Frau, aber als sie und William sich anblickten, wurden sie wieder so jung, als hätte ihnen das Mondlicht die Jahrhunderte von den Gesichtern gewaschen.Longspee streckte die Hand aus, und als Ella dasselbe tat, verschmolzen ihre Finger miteinander.

    Mir schlug das Herz bei dem Anblick, als wäre es wieder Longspees Herz, und plötzlich drehte er sich um und blickte dorthin, wo wir uns hinter den Pfeilern verbargen.
    Ella gab mir einen Stoß in den Rücken und ich stolperte hinaus ins Mondlicht. Ich werde nie vergessen, wie er mich ansah.
    Er presste die Faust dorthin, wo vor langer Zeit sein Herz geschlagen hatte, und ich tat es ihm nach. Ich bin sicher, ich sah wie ein Dummkopf aus, aber das tun wir alle nun mal, wenn wir glücklich sind. Bis auf Longspee. Er sah auch glücklich einfach nur wunderbar aus.
    Ich konnte meine Augen nicht von ihm wenden, aber Ella griff nach meinem Arm und zog mich mit sich. Als ich mich noch einmal umblickte, verschmolz Williams Gestalt mit der seiner Frau, und ich wusste nicht, ob mir nach Lachen oder Weinen zumute war.
    Wir fanden Zelda auf einer Bank vor der Abtei. Sie blickte sich erst um, als sie unsere Schritte hinter sich hörte.
    »Und?«, fragte sie.
    »Alles bestens«, sagte Ella, während sie die Tüte mit der Erde ausleerte, die Longspees Herz hatte Platz machen müssen. »Es war Williams Ella, also hat Jon ihn gerufen.«
    »Na,

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