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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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das kann man dann wohl ein glückliches Ende nennen«, sagte Zelda, aber als sie sah, wie sehnsüchtig ich zu der Abtei hinüberstarrte, stand sie auf und legte mir ihre kleine magere Hand auf die Schulter. Ich glaube, Zelda ist in einem früheren Leben ein Vogel gewesen. Ein ziemlich kleiner Vogel.
    »Dir gefällt dieses Ende nicht sonderlich, oder, Jon?«, fragte sie leise.
    Ich schluckte. Ich fühlte mich so dumm.
    »Na, ja … Was passiert nun?«, stammelte ich. »Ich mein … wird er …«
    »… mit ihr gehen?«, vollendete Zelda den Satz. »Und wenn ja, wohin? Wer weiß? Ich habe nie verstanden, warum manche Geister eines Tages verschwinden und andere bleiben. Vielleicht finde ich es erst heraus, wenn ich selbst ein Geist werde. Was hoffentlich nicht passiert!«, setzte sie hinzu, während sie sich bei mir und Ella einhakte. »Ich würde es wirklich vorziehen, einfach nur tot zu sein. Und jetzt muss ich ins Bett. Dieser Fuß bringt mich um. Vielleicht lass ich ihn mir doch absägen.«
    Das war es.
    Ella und ich sprachen nicht ein Wort auf der Fahrt zurück, aber es fühlte sich gut an, dass sie neben mir saß.

20
    Freunde

    E s war zehn nach zehn, als Zelda mich bei den Popplewells absetzte.
    »Bis morgen«, sagte Ella, aber ich brachte nur ein müdes Nicken zustande. Ja, ich wusste, ich hätte glücklich sein müssen, aber mein Herz wog schwerer als ein Klumpen Blei, als ich aus dem Auto stieg, und als ich zur Kathedrale hinübersah, konnte ich nur an eins denken: dass ich Longspee von nun an wohl dort nicht mehr finden würde.
    Zelda hatte mir angeboten, noch mal bei ihr zu übernachten, aber ich fand, dass es Zeit war, zu Stu und Angus zurückzukehren. Also hatte Zelda die Popplewells wissen lassen, dass ich wieder mal sehr spät kommen würde.
    Alma blickte ziemlich grimmig drein, als sie mir die Tür öffnete.
    »Jon!«, sagte sie, während sie mich die Treppe hinaufbrachte.»So kann es nicht weitergehen. Ich bin froh, dass du dich so eng mit den Littlejohns angefreundet hast, aber du bist immer noch ein Internatsschüler und …«
    »Es wird nicht wieder vorkommen!«, unterbrach ich sie. »Wirklich nicht.«
    Ich schlich mich so leise ins Zimmer, dass nicht mal ich selbst mich hörte, aber als ich die Decke unters Kinn zog, richtete sich eine Taschenlampe auf mein Gesicht, und Stu blickte über die Bettkante auf mich herab.
    »Also?«, fragte er. »Wo warst du diesmal? Angus glaubt, dass Ella dir einen Liebestrank ihrer Großmutter eingeflößt hat. Aber ich hab mit ihm um den gesamten Süßigkeitsvorrat gewettet, dass was anderes hinter deinen nächtlichen Ausflügen steckt. Du hast die Wahl: Du kannst freiwillig erzählen, was los ist, oder Angus kitzelt die Wahrheit aus dir heraus. Du weißt, in so was ist er sehr gut, auch wenn er wie ein Engel singt.«
    »Na ja«, sagte Angus.
    Aber er musste seine Verhörkünste nicht beweisen. Ich erzählte ihnen alles. Über Stourton, Longspee und sein Herz, über den toten Choristen und Lacock. Ich hatte nicht gewusst, wie sehr ich es ihnen hatte erzählen wollen, bis ich es endlich tat.
    Stu schaltete seine Taschenlampe ein und aus, ein und aus – wie ein Leuchtturm in der Nacht –, während ich erzählte, und Angus murmelte etliche Wows und Wahnsinns. Aber sie glaubten mir. Ich konnte es nicht fassen.
    »Na bitte, Angus«, sagte Stu, als ich fertig war. »Von wegen Liebestrank. Dein Stoffrabe gehört mir.«
    »Wie das? Du hast gewettet, dass Ellas Onkel ein Auftragskiller ist!«
    »Und? Er ist ein Geisterjäger! Das ist fast dasselbe.«
    »Nein, er ist ein Zahnarzt, Stu«, sagte ich.
    »Ach ja, und warum hat er sich dann den Bart abrasiert?«
    Stu gab nicht leicht auf, und es war ihm deutlich anzuhören, dass er seine Theorie mit dem Auftragskiller wesentlich aufregender fand als eine Bande mordender Geister. Angus dagegen war eine Weile sehr still. Doch schließlich stieg er aus dem Bett und sammelte seine Hose vom Boden auf.
    »Okay, lasst uns zur Kathedrale gehen«, sagte er, während er sich den Pullover über den Kopf zog. »Vielleicht ist er ja doch noch da. Ich will ihn sehen, und wenn es das Letzte ist, was mir vor die Augen kommt!«
    »Angus! Longspee ist fort!«, sagte ich.
    Aber habe ich erwähnt, dass Angus sehr störrisch sein kann?
    Er ließ es sich nicht ausreden, weder von mir noch von Stu, der alles andere als begeistert von der Idee war, mitten in der Nacht in die Kathedrale zu schleichen.
    Als wir feststellten, dass die Tür unten

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