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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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am Ende des Flurs versteckt, hinter dem Stapel mit den blauen Gästehandtüchern, an die ich nie ran musste, weil ich nie Gäste hatte. Bis Sie kamen.“
    Ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen: „Wäre es nicht einfacher, Sie würden Ihrer Haushälterin einfach sagen, dass Ihnen das Essen zu scharf ist?“
    Roland Riggs riss die Augen auf, als hätte er soeben eine Erleuchtung gehabt. Er schien einen Moment darüber nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Also gut, wir sehen uns später zum Essen.“ Er drehte sich um und schloss die Tür hinter sich.
    Ich öffnete die Flügeltüren zu meinem Balkon und stürzte danach sofort zum Telefon. Lou nahm nach dem ersten Klingeln ab.
    „Und?“
    „Lou, was glaubst du bringt
Simple Simon
an Geld ein?“
    „Keine Ahnung. Eine Menge. Es gehört zur Pflichtlektüre an jeder amerikanischen High School. Warum?“
    „Du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Haus ist. Ich hatte eher mit einer heruntergekommenen Bruchbude gerechnet, in der ein weltabgewandter Kauz haust. Aber der Palast hier ist sonnendurchflutet und wunderschön und riesig! Ich zum Beispiel gucke gerade auf meinen eigenen Balkon. Und der Golf von Mexiko liegt direkt vor der Tür. Und du ahnst nicht, was für Gärten er hat. Unglaubliche Gärten mit Orchideen, Teichen, Wasserfällen und Jasmin. Es erinnert mich an die Türkei: der Duft von Jasmin, der in der Luft liegt. Alle Möbel sind Sonderanfertigungen. Die Treppe ist aus Teakholz. Die Schränke …“ Ich ging zu meinem hinüber und schnüffelte daran. „Wusste ich’s doch, das ist eindeutig Zeder. Nicht, dass ich vorhätte zu kochen, aber wenn, wäre es in dieser Küche das reinste Vergnügen. Besser ist ein Hotel auch nicht ausgestattet. Der Herd hat acht Kochplatten.“
    „Wen erwartet Riggs denn? Eine ganze Armee? Der Mann hat doch nie Besuch. Wozu braucht er acht Kochplatten?“
    „Das kannst du jeden fragen, der zu Übertreibungen neigt. Wozu brauchst du sieben Angeln und drei verschiedene Golfsets? Um sie zu haben.“
    „Und sonst?“
    „Was und sonst?“
    „Wie wirkt er so, nach all den Jahren?“
    „Nett. Ein bisschen verschroben vielleicht. Der zweite Teil der Geschichte ist nämlich der, dass hier mehr Tiere rumlaufen und Pflanzen stehen, als in jedem Zoo und botanischen Garten zusammen.“
    „Tiere?“
    „Kaninchen hoppeln frei durch das Haus.“
    „Solange du mir nicht erzählst, dass eine Kuh mit zwei Köpfen vor deinem Fenster grast …“
    „Er hat Katzen. Und einen Papagei. Und Kartoffelbonsais.“
    „Kartoffel-was?“
    „Frag nicht.“
    „Hat er dir das Buch gezeigt?“
    „Nein.“
    „Habt ihr darüber gesprochen?“ Der ängstliche Unterton in Lous Stimme war nicht zu überhören.
    „Nur insofern, als dass er mich erst ein bisschen besser kennen lernen möchte.“
    „Himmel, Arsch und Zwirn.“
    „Bitte?“
    „Nimm es nicht persönlich, Cassie, aber damit hast du dich nicht gerade für die Wahl zur Miss Kongenial nominiert. Was, wenn er ein anderes Verhalten von dir erwartet?“
    „Nun, er wollte mich, und er hat mich. Und bis auf diesen Idioten von Jack Holloway bin ich bisher noch mit jedem Autor fertig geworden.“
    „Und was war mit Gussbaum?“
    „Okay, also außer mit Holloway und mit Gussbaum …“
    „Und Daisy Jones …“
    „Hör mal, Lou, vertrau mir einfach. Er ist umgänglich genug. Ich werde mit Roland Riggs klarkommen.“
    „Das wollen wir schwer hoffen.“
    „Soll ich dir noch was Verrücktes erzählen?“
    „Unbedingt.“
    „Seine Haushälterin ist aus Mexiko. Sie kocht lauter so Zeug. Ich meine, zum Mittag hat sie so viele Enchiladas gemacht, dass man ganz Mazatlan damit satt bekommen hätte. Und scharf, sag ich dir. Scharf, dass dein Mund brennt wie Feuer, dir die Tränen kommen und die Nase läuft. Ich hatte schon Angst, gleich würde mir etwas ins Essen tropfen, meine Güte.“
    „Erspar mir bitte die Einzelheiten.“
    „Aber es kommt ja noch besser: Roland Riggs hasst scharfes Essen. Er hat immer eine Packung Magentabletten dabei. Ist das nicht abgefahren? Warum bittet er sie nicht einfach, etwas anderes zu kochen?“
    „Vielleicht möchte er sie nicht verletzen. Erinnere dich mal, wie sehr dein Vater diese deutschen Mahlzeiten verabscheut hat, die diese wie hieß sie noch, gekocht hat.“
    „Mrs. Honish?“
    „Genau. Es war ihm zuwider.“
    „Mir auch.“
    „Aber mit Ausnahme des Essens war sie eine hervorragende Haushälterin.“
    „Stimmt schon.

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