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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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ernst.
    „Ja, Maria ist erstaunlich. Und jetzt …“, er lächelte und führte mich zu einem wunderschönen massiven Eichentisch im Esszimmer, „… werden Sie die andere Kunst schätzen lernen, die sie beherrscht. Das Kochen. Maria kommt aus Mexiko, und was sie auf den Tisch zaubert, ist unschlagbar“, sagte er und unterstrich die Aussage mit einer entschiedenen Handbewegung.
    Zehn Minuten später probierte ich die erste Enchilada. Mein Mund brannte höllisch. Offensichtlich trug die Haushälterin – wie ein mexikanischer Revolverheld seine Patronen – stets eine Flasche scharfer Sauce in ihrem Gürtel. Und ihre Waffe war das Feuer.
    „Schmecken sie Ihnen?“ fragte Roland mich quer über den auf Hochglanz polierten Tisch hinweg, an dem locker sechzehn Personen Platz gefunden hätten.
    „Ob ich sie mag?“ Die Tränen liefen mir nur so über die Wangen und meine Stimme war ganz heiser. „Ich brauche etwas Kaltes zu trinken. Mit Eis.“
    Bis jetzt hatte ich Maria noch nicht gesehen. Ich nahm an, dass sie schon wieder mit etwas anderem beschäftigt war. Vielleicht wollte sie mich umbringen. Und Roland Riggs auch.
    Zuvorkommend stand er auf und ging zu einem dieser sich in die Küchenlandschaft einpassenden, maßgeschneiderten Kühlschränke.
Simple Simon
schien Riggs keinen so schlechten Lebensstandard zu ermöglichen.
    „Bier? Soda? Eiswasser? Saft?“
    Die Stunde der Wahrheit. Sollte ich zugeben, dass ich eine Kaffee schlürfende, dem Tequila zugeneigte Hedonistin war? Ich meine, ich hatte sowieso keine Chance, alle meine schlechten Angewohnheiten einen Monat lang zu verbergen.
    „Bier.“
    Mit zwei Coronas und zwei Limettenscheiben kam er zurück zum Tisch.
    „Wie geht es Lou?“
    „Gut. Er lässt grüßen. Ich müsste ihn auch anrufen, meinen Laptop anschließen und sehen, ob die E-Mail läuft, wenn das okay ist.“
    „Ich hätte nie gedacht, dass der Computer mal so wichtig werden könnte. Das Internet … Wussten Sie, dass es etwa hundert Webseiten über mich gibt? Ich finde das absolut verblüffend.“
    „Sie sind ein Rätsel. Sie sind einfach verschwunden.“
    „Schon, aber die stellen dort ganz schreckliche Fotos von mir rein … angeblich von mir. Von jemandem, der eine entfernte Ähnlichkeit mit mir hat. Hundert Seiten …“ Er schüttelte den Kopf.
    „Kaum hört man von jemandem, der einfach von der Bildfläche verschwindet, scheint es, als könnten die Leute damit nicht umgehen. Meine Güte, wie viele Idioten da draußen glauben, dass Elvis noch lebt?“
    „Meinen Sie etwa, er ist tot?“
    Die Bemerkung war mir spontan rausgerutscht, und ich verschluckte mich fast an meiner Enchilada. Entsprechend erleichtert war ich, das Funkeln in seinen Augen zu entdecken.
    „Wissen Sie, was ich manchmal mache?“
    Ich verneinte.
    „Ich gebe mir einen anderen Namen und dresche auf die Webseiten ein.“
    „Wirklich?“
    „Aber ja. Ich nenne mich dann „Blöder Simon“ oder so, besuche die Homepages, logge mich in einen Chatroom ein und sage denen, dass
Simple Simon
für mich ein totaler Scheißdreck ist.“
    „Und was passiert dann?“
    „Ich werde natürlich wüst beschimpft. Was die Leute mir nicht schon für hässliche E-Mails geschickt haben. Bis jetzt ist noch niemand darauf gekommen, dass ich dahinter stecke.“
    Das Spiel schien ihm zu gefallen. Er wirkte recht zufrieden. Ich holte tief Luft. „Mein Gott, diese Enchiladas sind scharf. Wollen Sie denn gar nichts essen?“
    „Schsch. Nein, ich habe keinen Hunger. Maria ist ein Segen, aber sie beherrscht nur diese scharfen Sachen. Ich kann gar nicht kochen, also … muss ich damit vorlieb nehmen. Maria wird fuchsteufelswild, wenn ich nicht esse, was sie mir vorsetzt. So eine Art Gluckensyndrom. Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, sagen Sie ihr, ich hätte auch etwas probiert.“ Damit ging er in die Küche, holte einen Teller aus dem Schrank und spülte ihn unter dem Wasserhahn ab. „Ich stelle ihn in den Geschirrspüler, und sie denkt, ich hätte gegessen.“
    Danach nahm er zwei Enchiladas aus der Auflaufform, in der sie zubereitet worden waren, und warf sie mit einem Blick über die Schulter schnell in den Mülleimer.
    „Sagen Sie, diese Nacht damals, in der Sie Lou getroffen haben …“
    Er nickte und kam zu mir zurück.
    „Wurde daraus wirklich ein ganzes Wochenende? Ein dreitägiges Besäufnis?“
    „Mehr oder weniger, ja. Ich meine mich zu erinnern, dass mir Lou damals ausgesprochen sympathisch gewesen war, und ich hatte

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