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e-Motion

e-Motion

Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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beschlossen, dass, sollte ich je eine Fortsetzung zu
Simple Simon
schreiben, ich gern mit ihm daran arbeiten würde. Ich habe natürlich nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde.“
    „Haben Sie die ganzen Jahre daran geschrieben?“
    „Gott bewahre, nein. So einfallslos bin ich nun auch wieder nicht.“
    „Kann ich es sehen?“
    „Das Manuskript?“
    Ich nickte und schluckte einen weiteren Bissen von dem Teufelszeug hinunter.
    „Wie schnell arbeiten Sie?“
    „Sehr schnell.“
    „Dann warten wir lieber noch ein bisschen. Ich möchte, dass Sie erst verstehen, warum ich das Buch geschrieben habe. Sonst würde es Ihnen nichts sagen.“
    „Postmodern?“
    „Hm … nicht wirklich.“
    Ich hob meine Gabel, um auch noch den nächsten Happen hinunterzuwürgen, als zwei Kaninchen hinter einem Wohnzimmersessel hervorhoppelten – und zwar direkt auf den Esszimmertisch zu. Ich ließ die Gabel fallen und schrie auf. Ich zwinkerte, zwinkerte noch mal. Einer der Hasen hatte sich hingesetzt und leckte sich eine Pfote. Einen Moment dachte ich, ich hätte Halluzinationen. Roland drehte sich um, um zu gucken, was ich so gebannt anstarrte.
    „Oh … die beiden Kumpel da sind Pedro und José. Es sind norwegische Zwergkaninchen. Finden Sie nicht, dass sie um die Nase herum etwas von einer Katze haben?“
    Ich nickte. „Und die hoppeln hier durchs Haus? Einfach so? Ganz frei?“
    „Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind nicht bösartig oder dergleichen.“
    Ich sah Roland an und versuchte herauszufinden, wie ernst er das meinte. Offensichtlich bitterernst. In seinem Blick lag Besorgnis über meine Angst vor frei herumlaufenden Hasen, also beruhigte ich ihn.
    „Ich habe auch nicht befürchtet, dass sie bösartig sein könnten. Ich … ich kenne nur niemanden, der sich ein Kaninchen so hält … so ohne Käfig.“
    „Später lernen Sie vielleicht auch noch Cecilia kennen. Sie ist weiß. Und schüchterner. Wir glauben, sie könnte trächtig sein. Sie sind übrigens alle stubenrein.“
    „Ach?“
    „Ja. Meistens jedenfalls. Ab und zu erwische ich mal einen der Hasen dabei, wie er auf den Badvorleger macht. Ich sage Maria ja immer wieder, es liegt daran, dass er grün ist und die Hasen ihn mit Gras verwechseln.“
    Ich stand auf und ging langsam auf Pedro zu, der klugerweise erkannte, dass ich kein ausgesprochener Tierfreund bin, und weghoppelte.
    „Sie mögen Hasen?“
    „Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht.“
    Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesprochen, betrat Maria schwungvoll den Raum, schwer beladen mit Gurken aus einem mir noch unbekannten Gemüsegarten.
    „Maria, das ist unser Gast, Cassie Hayes.“
    „Hallo.“ Sie lächelte mich mit großen, fast schwarzen Augen an.
    „Hi.“ Ich war sprachlos, wie schön sie war. Sie war ungefähr in meinem Alter. Ihre dunklen Augen wurden von rabenschwarzen Wimpern eingerahmt, und ihr ebenso pechschwarzes, zu einem Zopf gebundenes Haar reichte ihr fast bis zur Taille. Sie trug kein Make-up, und ihre Haut schimmerte in einem tiefen Goldbraun. Breite Wangenknochen und eine klassische Nase ließen sie wie eine Inka-Skulptur aussehen. Gleichzeitig waren ihre Hände kräftig und rau und wussten genau, wie man eine Gurke anzufassen hatte. Bekleidet war sie mit einer durchlöcherten Jeans und einem T-Shirt. Nach den Kriterien der
Vogue
war sie mollig. Aber nach den Kriterien der
Vogue
war jede Frau, die die Pubertät hinter sich hatte und Busen und Hintern vorzeigen konnte, fett.
    „Maria wohnt im Gästehaus auf der anderen Seite vom Pool.“
    „Haben Sie schon Mittag gegessen, Mr. Riggs?“
    „Sí
, Maria.“
    „Sie auch?“ Die Frage galt mir.
    „Ja.“
    „Hat es Ihnen geschmeckt?“
    Noch mehr Lügen. „Fabelhaft.“ Um möglichst schnell das Thema zu wechseln, fragte ich nach Cecilia. „Wie viele Junge kriegt denn so ein Kaninchen mit einem Wurf?“
    Maria begann, das Gemüse zu waschen und in Scheiben zu schneiden. „Ich weiß es nicht genau. Das wird meine erste Kaninchengeburt.“
    Sie holte ein Schälchen, legte ein paar der geschnitten Gurken hinein und stellte sie zur Seite. Als sie meinen Blick sah, sagte sie: „Für meine Vögel.“
    „Vögel?“
    „Ja. Süße Vögel. Sie singen wunderschön.“
    Ich sah Roland an, der nur schweigend den Kopf schüttelte. Es dauerte nicht lange, und ich wusste, warum. Aus dem Wintergarten außerhalb der Küche drang das lauteste Gekrächze, das ich je gehört hatte. Es war etwa

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