e-Motion
Vielleicht ist es das. Und Maria, Riggs Haushälterin, ist schön. Sie ist sogar geradezu atemberaubend schön. Ist bei dir irgendwas Weltbewegendes passiert?“
„Nein, nichts. Es ist Samstag. Ich werde heute noch nicht mal ins Büro gehen.“
„Okay. Dann werde ich mich hier jetzt mal etwas einrichten. Ich könnte einen Kaffee vertragen.“
„Ruf morgen wieder an.“
„Oder nachher, falls es was zu berichten gibt.“
„Ja, nachher, meine Kleine.“
„Nachher. Abgemacht.“
Ich legte auf und öffnete den Reißverschluss meiner riesigen Reisetasche, in der ich die Kaffeemaschine verstaut hatte. Ich stöpselte sie ein, postierte sie auf meinem Schreibtisch und bereitete meine erste Kanne vor. Mein Hals und meine Brust brannten wie Feuer. Ich nahm eine Kautablette aus der Packung und steckte sie mir in den Mund. Danach schloss ich meinen Laptop an und wählte mich in mein E-Mail ein.
PASSWORT: Zicke.
LOG-IN ERFOLGT.
Schmale Ausbeute, ich hatte nur drei neue Nachrichten, aber es war Samstag, und die meisten meiner Autoren hatten im Blick, dass ich nicht in der Stadt war.
Die erste Mail war von Kathleen Hawkins, einer Journalistin, die sich mit ihren politischen Kommentaren einen Ruf gemacht hatte und häufig in den Fernseh-Talk-Shows
Larry King Live
und
Hardball
zu Gast war. Zudem schien es auch sie selbst sehr zu beeindrucken, dass sie nicht nur blond und fotogen, sondern noch dazu gescheit war, und das gab ihr offensichtlich das Recht, jedem Ärger zu machen, der ihren Weg kreuzte.
Cassie
:
Ich bin sehr befremdet über die Größe meines Autorenfotos auf dem Umschlagentwurf, den du mir geschickt hast. Wie du weißt, habe ich Dino Rickman Unsummen für das Shooting bezahlt, und die Bilder sind umwerfend geworden. Dafür ist das Foto einfach etwas zu klein. O’Reilly bekommt ein größeres Foto. Ebenso wie Tannenbaum. Meine Leser erwarten das auch von mir. Bitte lass mich umgehend wissen, dass du dich um die Sache kümmerst.
Kathleen
Kathy
:
Werde dem Marketing sagen, dass sie es entsprechend vergrößern sollen. Natürlich siehst du fabelhaft aus, und auch wir wollen, dass deine Leser dein Gesicht hautnah und ganz persönlich vor sich haben.
Beste Grüße
Cassie
Ich schickte Manny, unserem Art Direktor, eine Kopie der Mail und hoffte, dass er den sarkastischen Unterton heraushören würde. Meine in Harvard studierte politische Kommentatorin würde es nicht, was mich gleichzeitig zum Lachen brachte und mit den Zähnen knirschen ließ.
Wo fand Lou diese Autoren bloß immer?
Die nächste Mail war von Freitagabend. Mein Anwalt. Wahrscheinlich hatte meine Mutter mal wieder einen ihrer Kontrollanrufe gestartet. In schöner Regelmäßigkeit meldete sie sich bei ihm, um zu hören, ob mein Vater noch am Leben war, denn nach den Vereinbarungen ihrer inzwischen Ewigkeiten zurückliegenden Scheidung hatte sie damals direkt ein unverschämt hohes Sümmchen eingestrichen, und nach dem Tod meines Vaters sollte sie weitere zehn Prozent seines Vermögens erhalten. Dieses Erbe schmolz in den Augen meiner Mutter beängstigend schnell dahin, seit ich meinen Vater in einem der besten Pflegeheime untergebracht hatte, das ich finden konnte. Natürlich würde trotzdem noch eine ordentliche Stange Geld übrig bleiben. Wenn ich gelegentlich die Fotos von ihr an der Seite ihres jüngsten millionenschweren Mannes in
Vanity Fair
entdeckte und sie darauf entsetzlich gesund aussah, war meine letzte Hoffnung, dass sie von einem Bus überfahren werden würde und doch noch vor meinem Vater starb. Oder ich tröstete mich damit, dass Bilder auch täuschen können. Vielleicht wurde sie innerlich ja schon von ihrem Magenkrebs aufgefressen. Man wird sich doch wohl noch was wünschen dürfen.
Die dritte E-Mail war von Michael. Mit stockendem Atem klickte ich sie an.
Cassie
:
Ich hoffe, ich habe dich mit meinem Anruf nicht verschreckt. Als du mir erzählt hast, dass du für einen Monat weggehst, hat wohl mein Verstand ausgesetzt. Kannst du mir verzeihen? Aber wen sonst soll ich denn mitten in der Nacht anrufen? Wer sonst erzählt mir von harten Brustwarzen, Tequila Sunrise und Kaffee? Und von Tee? Wer sonst besäße ein silbernes Service, auf das selbst Königin Elisabeth neidisch werden könnte, und lässt es auf der Anrichte vergammeln? Ich bin mir nämlich ganz sicher, dass es inzwischen schon so braun ist wie Wischwasser. Aber genau das finde ich so liebenswert. Du widersetzt dich jedem, der auch nur im Ansatz versucht, dich
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