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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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ich das gemacht hatte oder er, jedenfalls lagen wir kurz darauf auf dem Bett und vögelten uns um den Verstand. Er war schön. Er war ein guter Liebhaber. Aber als alles vorbei war, war ich schneller wieder angezogen, als man hätte gucken können.
    „Geh nicht. Verbring den Nachmittag mit mir, Cassie, bitte.“
    „Ich kann nicht.“
    „Was wäre, wenn ich die Geschichte fallen lassen würde?“
    „Das ist nicht der Grund, warum ich mit dir ins Bett gegangen bin.“
    „Ich weiß.“
    „Irgendwas ist da zwischen uns, Donald, stimmt. Du bringst mich zur Weißglut und gleichzeitig machst du mich noch in anderer Hinsicht rasend. Dir geht es mit mir genauso. Aber trotzdem muss ich jetzt gehen. Das war einfach eine von diesen Geschichten.“
    „Für mich nicht.“
    „Aber für mich. Ich will dir mal eins von meinen kleinen Geheimnissen erzählen. Ein Stück Verletzlichkeit, das du fein säuberlich notieren und in deiner Aktentasche verstauen kannst: Mein ganzes Leben ist nichts anderes als eine dieser Geschichten. Manche Leute sind so, Donald. Mein Leben ist … in jeder Hinsicht … eine von diesen Geschichten.“
    Ich sah noch, wie er sich in die Kissen zurückfallen ließ und die Augen schloss, bevor ich ging. Bei meinem Wagen angekommen, ließ ich mich auf den Sitz sinken, startete den Motor und fuhr zurück zu Roland. Ich kam am öffentlichen Strand und dem Leuchtturm vorbei. Mir war übel. Schließlich musste ich anhalten und mich übergeben. Mein Hals und meine Kehle brannten von der Säure, als ich meinen Magen mitsamt den unverdauten Resten der gestrigen Mahlzeit leerte. Aber zur Abwechslung hatte das mal nichts mit einem Kater zu tun. Es war auch nicht das sinnlose Gevögel. Das hatte ich im Waschraum des Studio 54 auch schon gebracht. Und auf meinem Küchentisch. Oder hinter den Regalen zur griechischen Mythologie in der New Yorker Bibliothek. Ich stieg wieder ins Auto und fuhr weiter.
    Als ich bei Roland angekommen war, hatten er und Maria auf ihren Tellern etwas vor sich, das gefährlich nach reinen Chilischoten roch. Ich winkte ihnen zu und ging hoch auf mein Zimmer. Die Kaninchen hoppelten hinter mir her.
    Nein, es war nicht der Sex. Es war die Tatsache, dass es Donald und nicht Michael war. Wieder stieg mir die Säure die Kehle hoch, und ich rannte ins Bad, dankbar, dass es so etwas wie eine Kloschüssel gab. Mir lief die Nase, meine Augen tränten. Im Ernst, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich nie schlimmer aussehe als nach solchen Entleerungsattacken. Im Vergleich dazu ist mein aufgedunsenes Gesicht bei meinen Tagen ein Witz. Und selbst wenn ich eine Erkältung habe, sehe ich lange nicht so schlimm aus. Ich rieb mir die Augen. Mein Gott, meine Augen liefen gar nicht, weil ich mich übergeben hatte. Ich spürte, wie sich mir der Magen zusammenzog, als ich merkte, dass ich weinte. Aber ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Sie kamen, auch wenn ich noch so sehr gegen sie ankämpfte.
    Michael
:
    Ich habe es total vergeigt. Total. Ich habe dich weggestoßen und weggestoßen, und nun hast du deine Konsequenzen gezogen und dich von mir abgewandt. Was denkst du? Denkst du, dass ich mich unmöglich verhalte? Krank? Dass wir lediglich zusammen getanzt haben und die Musik jetzt aufgehört hat zu spielen? Du hattest Recht, weißt du. Neulich am Telefon. Ich habe dein Teeservice noch nie benutzt. Kein einziges Mal. Ich wusste in dem Moment, als ich es auspackte, dass ich nie in die Versuchung kommen würde, mir jemals einen guten Tee darin zu kochen. Es war das absolut unpraktischste Geschenk, das ich je bekommen hatte. Ich nahm es noch am selben Tag aus der Schachtel und stellte es auf mein Frühstücksregal, wo es bis heute steht und Staub fängt. Es müsste poliert werden. Inzwischen ist es wirklich von einem unansehnlichen Abwaschwasserbraun. Aber abgesehen von der Tatsache, dass allein der Gedanke, Silberpolitur zu kaufen, meinem Naturell total widerspricht, würde ich mich weigern, die Kanne damit zu scheuern. Warum?
    Das frage ich mich. Warum? Es ist doch bloß ein Teeservice. Meine Putzfrau rät mir alle zwei Wochen, dass ich es endlich tun sollte.
    Und ich habe mich selbst nicht verstanden – bis vor etwa vierzehn Tagen. Ich poliere es nie, weil deine Hände die letzten waren, die es berührt haben. Du hast es verpackt und nach Amerika geschickt, und irgendwie ertrage ich die Vorstellung nicht, die Berührung durch deine Hände einfach wegzuwischen, deine Fingerabdrücke, die dem Metall

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