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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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hatten. Wieder meldete sich ihr schlechtes Gewissen, das ihr auf dem Weg seit der Kirche keine Ruhe gelassen hatte. Es bohrte und nagte an ihr. Wie konnte sie Brendan so dreist anlügen? Andererseits: Hatte sie eine Wahl? Sie tat es ja für sie beide: für sich und Brendan.
    »Nicht auszudenken, wenn du das Geld nicht gefunden und die Weste dem Jungen geschenkt oder sie mit den anderen Altkleidern bei Lahiffe abgeliefert hättest!«, sagte er.
    »Dann hätten wir eben nichts davon gewusst.«
    Brendan lachte. »Auch wieder wahr! Komm, lass uns schnell den Tee austrinken und uns dann erkundigen, wann das nächste Auswandererschiff ausläuft.«
    Die Kontore der Schiffsagenten hatten noch alle geöffnet. Doch ihre Erkundigungen ergaben, dass ein Segler erst vor wenigen Stunden die Leinen im Hafen losgemacht und Kurs auf Amerika genommen hatte. Auf den nächsten beiden Auswandererschiffen waren schon alle Passagen vergeben. Freie Plätze im Zwischendeck gab es nur noch für die Dreimastbark Metoka. Aber die lag noch nicht im Hafen und segelte erst in frühestens zehn Tagen ab.
    »Dann sollten wir eines der Fährschiffe nach Liverpool nehmen, die regelmäßig drüben vom Eden-Kai ablegen. Das machen doch die meisten. Denn in Liverpool soll es ja nur so von englischen und amerikanischen Schiffen wimmeln, die Auswanderer nach Amerika bringen«, schlug Brendan vor. »Die Überfahrt mit dem Dampfer dauert weniger als einen Tag und kostet pro Kopf zehn Shilling und mit einem Segler sogar nur fünf. Die können wir uns doch leisten.«
    »Das ist eine gute Idee!« Éanna sah auf das geschäftige Treiben des Hafens. Sie konnte noch immer nicht recht glauben, was in den letzten Stunden geschehen war. Amerika! So unvorstellbar es war – sie würden sich aufmachen nach Amerika.
    Doch ein älterer Seemann, der ihre Worte zufällig mit angehört hatte, riss sie aus ihren Träumen. »Von wegen gute Idee!«, lachte er grimmig auf. »Das würde ich an eurer Stelle besser sein lassen. Ihr scheint nicht zu wissen, wie es bei so einer Überfahrt nach Liverpool zugeht.«
    Brendan und Éanna blieben stehen und sahen ihn verdutzt an.
    »Und wieso rätst du uns davon ab, Seemann?«, wollte Brendan wissen.
    »Dass die Überfahrt angeblich nur einen knappen Tag dauert, gehört zu den Märchen, die die Schlepper ihren ahnungslosen Kunden aufbinden«, sagte der Mann abfällig. »Die Rechnung mit dem knappen Tag geht nur auf, wenn das Schiff schnell und die See spiegelglatt ist. Und wann ist die Irische See schon ruhig? Um diese Jahreszeit dauert so ein Törn meist an die dreißig Stunden.«
    Brendan zuckte die Achseln. »Und wennschon. Ein paar Stunden mehr machen auch keinen großen Unterschied.«
    Der Seemann schenkte ihm einen mitleidigen Blick. »Mein Junge, du scheinst noch nie die Planken eines Schiffes unter den Füßen gehabt, geschweige denn dreißig Stunden lang bei rauer See ungeschützt an Deck eines Fährschiffes gestanden zu haben. Da nimmt das Schiff nach jedem Wellental ordentliche Brecher über, und bevor du noch den Rosenkranz ganz gebetet und dich ausgekotzt hast, bist du bis auf die Haut durchnässt. Und dann stehst du da deine dreißig Stunden ungeschützt an Deck, eingepfercht zwischen hundert anderen armen Seelen, und bibberst dir die Seele aus dem Leib. Kannst von Glück reden, wenn du dir nicht den Tod dabei holst! Also wenn euch danach der Sinn steht, dann nur zu! Frohe Überfahrt!« Damit tippte er sich spöttisch an die Stirn und ging seines Weges.
    »Dem Himmel sei Dank, dass wir dem Seemann über den Weg gelaufen sind!« Éanna sah dem Alten bestürzt nach.
    Auch Brendan schien ernüchtert. »Davon habe ich ja nichts gewusst«, sagte er entschuldigend.
    »Dann sollten wir uns doch besser noch diese zehn Tage gedulden und die Metoka nehmen, was meinst du? So haben wir auch genügend Zeit, all das zu besorgen, was man auf der langen Seereise mit an Bord nehmen sollte.«
    »Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben«, stimmte er ihr zu.
    »Aber wir sollten uns heute schon zwei Tickets für die Metoka sichern.«
    Éanna nickte. Schnell hatten sie einen Anwerber gefunden, der sie unter vollmundigen Lobpreisungen der Metoka in das Kontor seines Arbeitgebers führte. »Ein prächtiges Schiff, liebe Leute! Schnell wie ein Adler. Ihr werdet Euch so bequem und sicher fühlen wie in Abrahams Schoß! Die Metoka ist der unangefochtene Stolz der Meere, zum Neid der Konkurrenz, die nichts Gleichwertiges anzubieten hat! Aber

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