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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sich zu dem Schritt gezwungen sah, immer mehr Fracht aus dem Laderaum hieven und über Bord werfen zu lassen.
    Aber auch das hatte nicht geholfen. Ein Teil der Ladung bestand aus schweren Eisenteilen, die sich während des Sturms losgerissen hatten. Sie waren von einer Seite auf die andere geschleudert worden und hatten dabei nicht nur beidseitig Planken eingedrückt, sondern auch schwere Schäden am Gerippe der Spanten verursacht. Das Flickwerk und die Lenzpumpen, an denen sich die Seeleute Tag und Nacht abmühten, kamen einfach nicht gegen die nachdrängenden Fluten an.
    Bald hatten auch die seeunerfahrenen Passagiere gemerkt, dass die Metoka langsam, aber beständig immer tiefer im Wasser lag und trotz voller Besegelung immer schwerfälliger vom Fleck kam. In dieser Zeit hielt der Captain den Ausguck hoch oben im Masttopp unablässig mit einem Mann besetzt. Er hatte dort oben Flaggen zur Hand, um sofort Notsignale geben zu können, sowie er ein Segel am Horizont ausmachte. Aber so angestrengt er auch den Horizont absuchte, er konnte kein anderes Schiff entdecken.
    Der verzweifelte Kampf der Besatzung, die drohende Katastrophe abzuwenden und die Bark trotz der Schäden noch nach New York zu bringen, dauerte fast zehn Tage. Unter den Seeleuten gab es über ein Dutzend Todesfälle wegen Krankheit oder Entkräftung. Immer höher reichten die Wellen. Als das Wasser schließlich schon bei ruhiger See fast die Speigatten erreicht hatte, kam das Ende der Metoka.
    An jenem verhängnisvollen Mittag lag das Schiff wie ein Stein in der Dünung und der Himmel war von grauen Regenwolken bedeckt, als Caleb Crimshaw die Nutzlosigkeit aller Bemühungen einsah und das Kommando gab, alles für die Aufgabe der Bark vorzubereiten.
    Angst erfasste die Auswanderer, die das Zwischendeck in den folgenden Stunden nicht verlassen durften. Die Mannschaft brauchte allen verfügbaren Platz an Deck, um in aller Hast aus Rahen, Spieren, Planken und anderem Holz tragfähige Flöße zusammenzuzimmern, sie über Bord zu hieven, an beiden Seiten zu vertäuen und mit Wassertonnen sowie Proviant zu bestücken. Denn in die vier Beiboote würde sich nur ein kleiner Teil der Mannschaft und der Passagiere retten können.
    »Wenn es nicht auch uns betreffen würde, hätte ich jetzt gesagt: Geschieht dem Mistkerl von Captain recht, dass er sein Schiff verliert!«, hörten Éanna und Emily einen Mann.
    »Wie weit kann es denn noch bis zur Küste sein?«, rief eine zitternde Frauenstimme. »Müssten wir denn nicht jeden Augenblick Land sichten?«
    »Jeden Augenblick wäre schön, aber dem ist leider nicht so. Ein, zwei Wochen werden es schon noch sein, wenn es stimmt, was ich gestern über unsere Positionsbestimmung gehört habe!«, teilte ihr ein anderer nüchtern mit.
    Von oben drang der Lärm fieberhafter Arbeit zu ihnen nach unten: scharfe Kommandos, das Hasten nackter schwieliger Seemannsfüße über die Planken, raukehlige Zurufe, Hämmern und Sägen, das Poltern von Wassertonnen und das Quietschen von Flaschenzügen.
    »Ein, zwei Wochen? Und das in einem winzigen Ruderboot oder womöglich auf einem Floß? Das ist ja eine Ewigkeit!«, stöhnte wieder ein anderer.
    »Seien wir dankbar dafür, dass es nicht stürmt und wir das Schiff nicht bei Nacht und in Panik verlassen müssen!«, kam es von Big Black. »Wir werden auch Wasser und Proviant haben. Und so nahe vor der Küste Amerikas stoßen wir bestimmt bald auf ein Schiff, das uns aufnimmt!«
    »Gut dreihundert Männer, Kinder und Frauen? Wie soll denn das gehen?«, murmelte Emily angstvoll. »Da müsste uns schon ein Schiff begegnen, das mit völlig leerem Zwischendeck und leeren Kabinen segelt! Und so ein Schiff gibt es nicht – es sei denn, es ist ein Geisterschiff!«
    »Wir werden schon durchkommen, Emily! Irgendwie! So wie wir auch alles andere überstanden haben«, erwiderte Éanna, die nicht weniger Angst hatte als ihre Freundin. Aber sie versuchte, sich nicht von ihr überwältigen zu lassen.
    »Einen Schiffsuntergang zu überstehen ist aber was ganz anderes, als auf der Landstraße zu überleben oder aus einem Arbeitshaus auszubrechen!«, wandte Emily mit kläglicher Stimme ein.
    »Du irrst!«, widersprach Éanna. »Oder hast du vergessen, wie oft wir kurz vor dem Hungertod standen? Und erinnerst du dich nicht mehr an Clifton House? Da sah es doch so böse für mich aus, dass keiner geglaubt hat, ich würde dem Tod doch noch von der Schippe springen. Aber dem haben wir noch immer ein

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