Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
Seeleute gerade eines der Ruderboote vom Vorschiff in die Nähe ihres Ausstiegs gezogen. Sie gehörten mit zu den Letzten, die dort noch Platz fanden.
Kaum waren sie zwischen die Ruderbänke gestürzt, als einer der drei Seeleute, die sich mit ihnen in das Boot geflüchtet hatten, auch schon die Leine loswarf und die beiden anderen das Beiboot sogleich mit ihren Riemen von der Bordwand wegstießen.
»Zurück! Zurück da oben! Hier ist kein Platz mehr! Versucht es woanders!«, brüllte der Seemann am Ruder den Auswanderern zu, die unbedingt noch mit ins Ruderboot wollten. Einige Verzweifelte glaubten, sich durch einen mutigen Sprung zu ihnen retten zu können, stürzten dabei jedoch ins Wasser.
Und die Schreie der Männer und Frauen, die im eisigen Wasser trieben und nach Hilfe riefen, vermochten die Seeleute nicht zu erweichen.
»Wir können ihnen nicht helfen!«, sagte der Seemann am Heck, der nicht nur die Ruderpinne, sondern auch das Kommando im Ruderboot übernommen hatte, auf die Aufforderung von Patrick und einigen anderen hin, doch wenigstens zwei oder drei von ihnen zu retten. »Wir sind auch so schon überladen. Es braucht der Wind nur kräftig aufzufrischen, womit auch bald zu rechnen ist, damit das Boot vollläuft! Und wem ist damit geholfen, wenn wir dann alle untergehen? Also legt euch in die Riemen und lasst bloß keinen in die Nähe, Männer!«
»Recht hast du, Jason!«, pflichtete ihm einer seiner Mannschaftskameraden bei. »Hier kommt keiner mehr rein! Das Wasser wird uns sowieso knapp werden, wenn wir länger als acht Tage durchhalten müssen! Suchen wir Anschluss an das Boot von unserem Captain! … Da ist es, Jason!« Er wies auf eines der beiden größeren Beiboote, das achtern hinter den Flößen ablegte.
»Aye!«, antwortete Jason und legte die Ruderpinne scharf herum. Er ließ ihr Boot einen flachen Halbbogen beschreiben, um sich so schnell wie möglich hinter das Beiboot von Captain Crimshaw zu setzen. Und auf diesem Kurs kamen sie bis auf einen Steinwurf an die drei Flöße an Steuerbord heran.
Éanna nahmen die Tränen, die ihr übers Gesicht strömten, die Sicht. Wie sehr wünschte sie sich, etwas für die armen Teufel zu tun! Wie ungerecht kam es ihr vor, dass sie einen Platz erhascht hatte, während das Schicksal zahlreichen Frauen, Männern und Kindern nicht solch ein Glück beschert hatte.
Emily tastete nach ihrer Hand. Offenbar dachte die Freundin dasselbe. Éanna erwiderte den Händedruck.
Ihr Blick wanderte über das Wasser zu dem Floß, auf das Brendan sich geflüchtet hatte – und auf das sich noch immer Menschen zu retten versuchten. Gerade löste es sich von der Metoka und begann, bei dem Gedränge bedrohlich zu schwanken.
Jason steuerte ihr Boot an dem Floß vorbei, als vier, fünf Männer von der Reling der Bark sprangen. Zwei von ihnen stürzten mitten hinein in die Menge, die diesen Aufprall in einer kurzen verhängnisvollen Kettenreaktion nach hinten weitergab. Die Unglücklichen, die an der hinteren Kante kauerten, verloren das Gleichgewicht und stürzten vom Floß ins Wasser.
Éanna sah zu ihrem Entsetzen, dass sich auch Brendan unter ihnen befand. »Das ist Brendan! … Sie haben ihn vom Floß gestoßen!«, schrie sie und versuchte durch weitere Rufe, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Brendan! … Brendan! … Hier! Halte durch! … Schwimm hier zum Boot!«
»Lass sofort das Geschrei! Das wird dir und dem armen Kerl nichts nutzen!«, kam es von Jason.
»Der Atlantik ist so kalt, wie er gnädig zu denen ist, die er verschlingt. Er macht es schnell«, bemerkte einer der beiden anderen Seeleute. »In zehn Minuten hat er es hinter sich.«
Éannas Schreie hatten Brendan erreicht und während die anderen versuchten, sich auf das Floß zu ziehen, hielt er nun auf ihr Boot zu. Mehr panisch paddelnd als schwimmend arbeitete er sich zu ihnen heran.
»Lasst ihn an Bord! Einen können wir noch aufnehmen«, beschwor einer der Auswanderer in ihrem Boot den Steuermann am Heck. Aber es war nicht Patrick, von dem diese Aufforderung kam. Er saß stumm auf der Bank vor Éanna und Emily an jener Bootsseite, die Brendan zugewandt war.
»Den Teufel werden wir tun!«, erwiderte Jason. »Los, stoßt den Burschen zurück, sonst bringt er das Boot noch zum Kentern! Dave, zieh ihm eins mit deinem Riemen über, wenn er nicht gehorcht!«
Der mit Dave angesprochene Seemann zog sein Ruder aus dem Wasser und stieß damit nach Brendan.
Éanna sah die Todesangst in Brendans
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