Earth Girl. Die Begegnung
hätte ich mir doch wenigstens einen Moment lang überlegen können, was der Grund dafür war.
Ich schlüpfte aus dem Schlafsack und zog mich rasch an. Nachdem ich sichergestellt hatte, dass sich niemand im Hauptraum befand, holte ich meinen Militär-Lookup aus der Tasche und las die Kommandoberichte. «Alles scheint nach Plan zu verlaufen. Die zivilen Experten sind vor vier Stunden zum Echo-Stützpunkt auf Adonis im Alpha-Sektor teleportiert. Die Befehlszentrale wurde vor zwei Stunden nach Arche verlegt.»
«Und die Fighter?», wollte Fian wissen.
«Die aktuelle Schicht zieht sich gerade zu den Portalen zurück. Sie werden bis zur Fünf-Minuten-Warnung abwarten und sich dann übers Portal zum Rest der Kampftruppe begeben, der schon auf dem Echo-Stützpunkt ist. Wir sind jetzt bei Alarmstufe 4 und werden eine Stunde vor Abschalten auf Stufe 3 wechseln. Das Bedrohungsanalyseteam scheint ziemlich sicher, dass die Kugel nichts Drastisches unternehmen wird, bevor die Fighter abgezogen worden sind und der Sonnensturm die Portale ausschaltet, wodurch wir verletzbar werden.»
Ich überprüfte die jüngsten Zahlen des Bedrohungsanalyseteams. «Puh.»
«Was?»
«Mit 21-prozentiger Wahrscheinlichkeit wird die Kugel das Feuer eröffnen, sobald sich das Portalnetzwerk abschaltet. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so hoch ist.»
Fian runzelte die Stirn. «Du glaubst dieser Zahl?»
«Ja. Das Militär stellt solche Berechnungen zur Bedrohungsanalyse seit Jahrhunderten an. Im Zusammenhang mit Aliens gibt es eine Menge unbekannte Faktoren, aber das gilt ebenso für Planet-First-Einschätzungen und …» Auf einmal wurde mir der tatsächliche Ernst der Situation bewusst. «Fian, die Chancen stehen eins zu vier, dass diese Kugel anfängt, auf uns zu schießen. Uns bleiben noch siebenundneunzig Minuten bis zur Portalsperre. Du solltest zum Echo-Stützpunkt auf Adonis teleportieren und die Ereignisse von dort aus verfolgen.»
«Nein.»
Die Kugel hatte ganz beiläufig einen Strahl eingesetzt, der bereits ein Zehntel so stark war wie der einer Solaranlage im Weltall, bloß um ein bisschen vorbeifliegenden Weltraumschrott zu vernichten. Ich hatte Ventrak Rosthas Vid über die Ereignisse auf Artemis gesehen, als ein Energiestrahl für den Angriff auf einen Planeten eingesetzt wurde, und die Kugel könnte in der Lage sein, dasselbe oder noch Schlimmeres anzurichten.
Als Teamleiterin hatte ich in genug Strategiemeetings gesessen, um genau zu wissen, was passieren würde, wenn die Kugel die Erde angriff. Das Militär wäre gezwungen, uns per Portal zu Hilfe zu eilen, und mitten in einem Sonnensturm würde ihnen keine Zeit zum Ausprobieren bleiben. Sie würden alles einsetzen, was sie hatten. Arche lag tief unter der Erdoberfläche, aber wenn sowohl die außerirdischen als auch die militärischen Waffen zum Einsatz kamen, war nichts tief genug. Die Worst-Case-Szenarien waren während dieser Sitzungen als tröstlich weit entfernte theoretische Möglichkeiten erschienen, aber jetzt waren sie beängstigend real.
Das hier war Fians letzte Gelegenheit, sich in Sicherheit zu bringen. Ich verlor alle Kontrolle und brüllte ihn an. «Fian, verlass diesen verdammten Planeten und besuch deine Familie auf Herkules!»
«Immer noch nein.»
Dieser idiotische Delta grinste mich einfach nur an. Da konnte ich genauso gut mit der Felswand streiten. Ich überlegte mir, ihn k.o. zu schlagen und seinen bewusstlosen Körper runter zum Portal zu schleppen, um ihn dann … Nein, damit würde ich nie durchkommen. Irgendeine diensteifrige Person würde mich festnehmen, bevor ich es bis zur australischen Transitstation schaffte.
Seufzend gab ich auf. «Lass uns nachsehen, was unten in der Haupthalle los ist.»
Da ich meinen Militär-Lookup nicht in der Öffentlichkeit herausholen wollte, stellte ich ihn so ein, dass er alles auf meinen privaten weiterleitete, ehe ich, gefolgt von Fian, den Raum verließ. Playdon stürzte sich auf uns, sobald wir die Haupthalle betraten.
«Wie ist die Lage?»
«Alles nach Plan.» Ich sah mich um. «Wo sind die anderen aus unserem Team?»
«Sie sind mit ihren Vid-Bienen abgezogen, um den nördlichen Linkway 7155 zu erforschen. Ich habe sie gebeten, vor der Portalsperre wieder zurück zu sein. Vermutlich halten sie mich für eine Glucke.»
Man hatte einige Flexiplas-Stühle und viele Kissen in die Haupthalle gebracht. Überall saßen Leute herum und unterhielten sich. An der hinteren Wand plapperten immer noch die
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