Earth Girl. Die Begegnung
Tür ziemlich abweisend. Ich versuchte, die Helligkeit ein wenig herunterzuregeln, aber dadurch füllte sich der Raum mit unheimlichen schwarzen Schatten. Rasch holte ich aus meiner Tasche den kleinen Lichtskulpturenwürfel. Keons Agent war fleißig gewesen: Eine Lichtkunstfirma stellte inzwischen lizenzierte Kopien von Keons Skulptur ‹Der auferstehende Phoenix› her, und als er und Issette mich im Krankenhaus besuchten, hatte er mir aus der ersten Serie eine als Geschenk mitgebracht.
Ich stellte den Würfel in die Zimmerecke und schaltete ihn ein. Farbige Lichter flackerten und wanderten umher, bis sie sich einen Augenblick lang zur Form eines Vogels mit ausgestreckten Flügeln vereinten. Das düstere Zimmer verwandelte sich in einen Ort der Wärme und der Farben.
Fian zog den Vorhang hinter uns zu. «Ich frage mich, wie die Arche-Designer diesen Bereich wohl nutzen wollten. Es wirkt zumindest nicht grad so, als ob sich hier jemand heimisch fühlen könnte.»
Ich setzte mich auf meinen Schlafsack und betrachtete die Lichtskulptur. «Arche sollte eine in sich abgeschlossene Arkologie werden. Abgesehen von Unterkünften für eine Milliarde Menschen sollte es Büroräume, Schulen, Krankenhäuser und hundert andere Dinge geben.»
«Wenn die Teams von der Grabungsstätte Eden so viel Platz zugewiesen bekommen, muss Arche ja riesengroß sein. Wie zum Chaos ist es ihnen gelungen, all diese Höhlen herauszuschlagen?»
«Die Forscher von der University Earth in Australien glauben, dass sie zwei Portale in Tandem-Verbindung benutzt haben. Das erste richtete sich nie ganz ein, sondern pulsierte nur, um den Stein in Stücke zu brechen. Das zweite folgte direkt dahinter und teleportierte die Felsbrocken über ein Transitsystem zu der Stelle, wo das Atlantisriff entstehen sollte. Mit diesen Dingern haben sie sich durch den Granit gefressen, um die Höhlen zu erschaffen. Anschließend wurde nur noch ein bisschen mit dem Laser gesäubert.»
«Krass», staunte Fian. «Vermutlich sind deshalb die Türdurchgänge so groß.»
Von draußen rief Playdon: «Jarra! Fian! Die Aufsichtsbehörde hat angerufen und gemeldet, dass das Cassandra-2-Team auf dem Weg hier hoch ist.»
Wir gingen hinaus zu den anderen, und nach ein paar Minuten betrat eine Gruppe von zehn Leuten den Raum. Rono Kipkibors dunkle Stirn zierte immer noch die auffällige Narbe, und ich fragte mich, weshalb er sie wohl behielt. Bestimmt musste er bei jedem Gesundheitscheck darum kämpfen, dass die Ärzte sie nicht entfernten.
Rono blieb abrupt stehen, als er den grinsenden Playdon erblickte. «Playdon! Ellen hat mir gar nicht gesagt …» Dann entdeckte er mich. «O nein, Jarra Tell Morrath! Sind wir tief genug unter der Erde, um nicht von einem bruchlandenden Raumschiff erwischt zu werden?»
Ich kicherte. «Rono, es war nicht meine Schuld, dass Solar 5 abgestürzt ist.»
«Es war nicht deine Schuld, dass es abgestürzt ist, Jarra, aber es lag sehr wohl an dir, dass es sich dafür ausgerechnet die Grabungsstätte New York ausgesucht hat.» Er machte eine Pause. «Und warum nennst du mich dieses Mal Rono und nicht Sir?»
«Während des Super-Sonnensturms war unser Dozent ja nicht dabei, sondern auf Asgard. Aber dieses Mal ist er mit uns hier.»
«Sehr richtig.» Rono klopfte Playdon auf die Schulter. «Glückwunsch, mein Freund, dann bist also du für Jarra verantwortlich. Sämtliche abstürzenden Raumschiffe fallen in deinen Zuständigkeitsbereich, nicht in meinen. Und jetzt sollte ich euch besser mal miteinander bekanntmachen. Playdon kennt das Team natürlich schon. Jarra und Fian haben während des Super-Sonnensturms alle getroffen, bis auf Stephan und Katt, die noch im Krankenhaus waren.»
Auf beiden Seiten wurden Namen heruntergerattert, dann trat Stephan vor. «Das ist für mich die erste Gelegenheit, mich richtig bei euch allen dafür zu bedanken, dass ihr uns Anfang des Jahres gerettet habt. Das war wirklich beeindruckende Arbeit.»
Er gab jedem aus unserem Team feierlich die Hand, ehe er sich wieder aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit zurückzog und zu seiner Frau gesellte. Erstaunt blickte ich ihm nach. Dieser stille, zurückhaltende Mann war ein Tagger? Irgendwie schien das untypisch.
«Und jetzt die große Frage.» Rono sah Playdon an. «Ich habe die Gitarren. Stephan hat sein Keyboard. Hast du dein Schlagzeug mitgebracht?»
Keren, der andere Tagger von Cassandra 2 stöhnte laut auf. «Bitte, Playdon, sag, du hast es vergessen.»
«Hab ich
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